Widerspruch zur Theorie: Zwerggalaxien im nahen Fornax-Galaxienhaufen verhalten sich anders als sie eigentlich dürften, wie eine Studie aufzeigt. Normalerweise müsste ein Halo aus Dunkler Materie die Zwerggalaxien vor den verformenden Gezeitenkräften anderer, naher Galaxien schützen. Doch das ist der vergleichenden Analyse zufolge nicht der Fall. Die Astronomen stellten einen deutlichen Widerspruch zum kosmologischen Standardmodell fest – eine alternative Theorie passte dagegen besser.
Gängiger Theorie nach werden Form und Verhalten aller Galaxien von der Dunklen Materie geprägt. Denn ihre Masse ist in solchen Sternansammlungen um ein Mehrfaches höher als die der sichtbaren Sterne und Gase. Besonders viel Dunkle Materie findet sich dabei im galaktischen Halo, dem nur dünn mit Sternen besetzten Außenbereich der Galaxien. Durch ihre Schwerkraftwirkung hält diese „dunkle“ Hülle die Galaxien in Form und schützt sie auch vor den Gezeitenkräften anderer, naher Galaxien – so jedenfalls sagt es das kosmologische Modell der kalten Dunklen Materie voraus.
Allerdings: In den letzten Jahren haben Astronomen schon mehrfach Zwerggalaxien entdeckt, die deutlich weniger Dunkle Materie enthielten als sie eigentlich dürften. „Die Anzahl der Veröffentlichungen, die Unvereinbarkeiten zwischen Beobachtungen und dem Paradigma der Dunklen Materie aufzeigen, nimmt jedes Jahr zu“, sagt Koautor Pavel Kroupa von der Universität Bonn.
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Verformte Zwerggalaxien
Einen weiteren dieser Widersprüche haben nun Kroupa, Erstautorin Elena Asencio und ihre Kollegen aufgedeckt. Ausgangspunkt ihrer Studie waren Beobachtungen im rund 60 Millionen Lichtjahre entfernten Fornax-Galaxienhaufen – einer Ansammlung einiger größerer und vieler kleiner Galaxien. Viele dieser Zwerggalaxien zeigen Verformungen, die auf starke Gezeitenkräfte von benachbarten Galaxien hinweisen. Der Schwerkrafteinfluss dieser Nachbarn hat teilweise lange Schweife aus den Zwerggalaxien ausgezogen.