Geburt und Tod in einem Bild: Diese Makroaufnahme zeigt, wie die Fruchtkörper eines parasitischen „Zombie-Pilzes“ aus einer Fliege herauswachsen. Der Pilz hat sich in dem Insekt entwickelt und dabei auch dessen Gehirn infiltriert. Dadurch bringt der Neuroparasit seinen Wirt dazu, zu einem für die Vermehrung der Pilzsporen günstigen Ort zu laufen – das todgeweihte Insekt wird zum pilzgesteuerten Zombie.
Im Laufe der Evolution haben einige Organismen eine besonders raffinierte Verbreitungsstrategie entwickelt – sie wurden zu Neuroparasiten. Diese entwickeln sich in einem Tier und beeinflussen dabei sein Verhalten zu ihrem eigenen Vorteil. So bringen beispielsweise Leberegel-Zerkarien Ameisen dazu, auf die Spitzen von Grashalmen zu klettern, damit sie gefressen werden und der Parasit so seinen Wirt – eine Kuh oder ein Schaf – erreicht. Der Toxoplasmose-Erreger blockiert aus dem gleichen Grund die natürliche Angstreaktion von Nagetieren, die dann von Katzen gefressen werden.
Zombie-Pilz auf frischer Tat ertappt
Ein weiteres Beispiel für einen solchen Neuroparasiten zeigt dieses in einem Nationalpark in Peru aufgenommene Foto: Zu sehen ist eine Fliege, aus deren Körper ein parasitischer Pilz wächst. Erstellt hat diese Makroaufnahme der Biologe Roberto García-Roa von der Universität Valencia in Spanien. Er hat damit den ersten Preis im Fotowettbewerb des Fachjournals BMC Ecology and Evolution gewonnen. „Das faszinierende Bild illustriert die Gleichzeitigkeit von Leben und Tod: Der Tod der Fliege gibt dem Pilz neues Leben“, sagt Christy Anna Hipsley vom Redaktionsteam des Journals.
„Meine Aufnahme zeigt einen Wettkampf, der von tausenden Jahren der Evolution geprägt wurde“, erklärt García-Roa. „Die Sporen des sogenannte Zombie-Pilzes haben das Exoskelett und dann den Geist der Fliege infiltriert und brachten sie dazu, einen Ort aufzusuchen, der für das Wachstum des Pilzes optimal ist. Dann brechen die Fruchtkörper des Pilzes aus dem Körper der Fliege heraus und können mit ihren Sporen weitere Opfer infizieren.“
Neben dieser Gewinner-Aufnahme wurden auch weitere Wissenschaftler ausgezeichnet, die die faszinierenden Anpassungen und Wechselbeziehungen von Organismen im Bild eingefangen haben. Der Fotowettbewerb soll Evolutionsbiologen und Ökologen die Chance geben, ihr Forschungsgebiet auch auf kreative Weise darzustellen und der Öffentlichkeit vorzustellen. „Die Gewinnerbilder wurden sowohl für ihre technische Qualität und Schönheit ausgewählt als auch für die wissenschaftlichen Geschichten, die die erzählen“, erklärt Jennifer Harman vom Redaktionsteam. (BMC Ecology and Evolution, 2022; doi: 10.1186/s12862-022-02049-y)
Quelle: BMC (BioMed Central)