Spannender Fund: In Simbabwe haben Paläontologen den bisher ältesten Dinosaurier Afrikas entdeckt. Das 230 Millionen Jahre alte, gut erhaltene Fossil stammt von einem rund zwei Meter großen Vorfahren der pflanzenfressenden Sauropoden mit kleinem Kopf und scharfe Zähnen. Der Mbiresaurus raathi getaufte Dinosaurier füllt nicht nur eine Lücke im frühen Dino-Stammbaum – er bestätigt auch, dass der Urkontinent Pangäa stark ausgeprägte Klimazonen besaß, wie das Team in „Nature“ berichtet.
Der Ursprung der Dinosaurier geht auf die Zeit der späten Trias vor rund 235 Millionen Jahren zurück. Damals entwickelten sich die ersten Flugsauer und Dinosaurier aus meist sehr kleingewachsenen gemeinsamen Vorfahren. Die ersten Dinosaurier konnten sich aber nicht gleich über den gesamten Urkontinent Pangäa ausbreiten. Fossilfunde legen stattdessen nahe, dass vor allem die größeren pflanzenfressenden Arten vorwiegend in den höheren Breiten Pangäas vorkamen. Gängiger Hypothese nach bot ihnen das kühl-gemäßigte Klima dort mehr Nahrung.
Dazu passt, dass viele Fossilien früher Dinosaurier in Regionen gefunden wurden, die zur Zeit des Urkontinents Pangäa in dessen hohem Norden oder Süden lagen.
Fossilfahndung in Simbabwe
Doch auf der Südhalbkugel gab es bisher eine Lücke: In Südamerika und Indien wurden bereits gut 230 Millionen Jahre alte Dinosaurierrelikte aus der späten Trias gefunden, in Afrika jedoch nicht. „Wenn sich die Dinosaurier anfangs entsprechend den damaligen Klimazonen ausbreiteten, dann müsste es auch in den karnischen Ablagerungen des südlichen Zentralafrika ähnliche Fossilien wie in den gleichalten Formationen Südamerikas und Indiens geben“, erklären Christopher Griffin vom Virginia Polytechnic Institute in Blacksburg und seine Kollegen.
Deshalb haben sich die Paläontologen im Jahr 2019 in Simbabwe auf Fossilsuche begeben. Dort treten Gesteinsformationen zutage, die aus der sogenannten karnischen Stufe vor rund 230 Millionen Jahren stammen. Zu jener Zeit lagen sie wie die Dinosaurier-Fundstätten in Südamerika und Indien auf 50 Grad südlicher Breite – und damit in einer Zone mit kühl-gemäßigtem Klima.
Das Skelett eines frühen Dinosauriers
Tatsächlich wurden die Paläontologen fündig: Neben zahlreichen Fossilien von Ur-Sauriern und frühen säugetierähnlichen Reptilien stießen sie auch auf die Knochen eines Dinosauriers. Zunächst war von diesem Fund nur ein Oberschenkelknochen sichtbar. „Als ich dann weitergrub und den Hüftknochen direkt neben dem rechten Beinknochen sah, wusste ich, dass auch das restliche Skelett offenbar noch vorhanden war – und sogar noch in seiner ursprünglichen Position“, berichtet Griffin.
„Wir hätten nie erwartet, ein so vollständiges und gut erhaltenes Dinosaurier-Skelett zu finden“, so der Paläontologe. Bei dem Mbiresaurus raathi getauften Fund handelt es sich um ein rund zwei Meter großes, auf den Hinterbeinen laufendes Tier mit einem langen Schwanz und relativ kleinem Kopf. Der Dinosaurier besaß kleine, dreieckig geformte und gezackte Zähne, wie sie für Pflanzenfresser oder Allesfresser typisch waren. Die Forschenden ordnen ihn der Gruppe der Sauropodomorpha zu – Vorfahren der späteren Langhalssaurer (Sauropoda).
Dino-Ensemble bestätigt Ausbreitungs-Theorie
Das Entscheidende jedoch: Das Fossil des Mbiresaurus raathi ist rund 230 Millionen Jahre alt – und damit der älteste echte Dinosaurier Afrikas. „Die Entdeckung von Mbiresaurus raathi füllt nun eine entscheidende geografische Lücke im Fossilbericht der frühen Dinosaurier“, sagt Griffin. „Die Funde sind ähnlich alt wie die ältesten bekannten Dinosaurier überhaupt.“ Das Fossil belegt, dass es zum Beginn der Obertrias über diesen gesamten Breitenkreis Pangäas hinweg bereits frühe Dinosaurier gab.
In derselben Fundschicht entdeckten die Paläontologen auch einen Vertreter der Herrerasaurier – früher fleischfressender Dinosaurier. „Damit enthüllen diese Funde ein paläoökologisches Ensemble, das dem der karnischen Dinosaurier-Fundstätten in Südamerika und Indien auffallend ähnelt“, konstatiert das Forschungsteam. Ihrer Ansicht nach stützt dies die Theorie, nach der sich die ersten Dinosaurier zunächst nur in eng begrenzten „Klimakorridoren“ Pangäas ausbreiten konnten. (Nature, 2022; doi: 10.1038/s41586-022-05133-x)
Quelle: Nature, Virginia Tech