Ob durch Wetter, Überlastung oder technisches Versagen: Wenn der Strom in einem großen Gebiet oder sogar im ganzen Land über längere Zeit ausfällt, kann dies dramatische Folgen haben. „Träte dieser Fall ein, kämen die dadurch ausgelösten Folgen einer nationalen Katastrophe gleich“, hieß es 2011 in einem Bericht des Ausschusses für Technikfolgen-Abschätzung für den Bundestag. Denn die kritischen Infrastrukturen unserer modernen Gesellschaft, darunter Verkehr, Telekommunikation oder auch das Finanzsystem basieren auf elektronischen Systemen.
Ausfall von Telekommunikation und Internet
Im Falle eines Stromausfalls zeigen sich die ersten Folgen für die moderne Infrastruktur sehr schnell: Schon nach wenigen Minuten des Blackouts bricht vor allem in Ballungsräumen der Mobilfunk zusammen. „Betroffen sind weniger die Endgeräte, die im aufgeladenen Zustand und bei mäßigem Gebrauch einige Tage funktionstüchtig sein können, sondern die Basisstationen, die die Einwahl in die Netze ermöglichen“, heißt es im Ausschuss-Bericht. „Diese sind zumeist, bedingt durch das erhöhte Gesprächsaufkommen, binnen weniger Minuten überlastet oder fallen wegen nur kurzfristig funktionierender Notstromversorgung ganz aus.“
Dem Internet ergeht es kaum besser: Zwar sind die großen Rechenzentren und Internet-Knotenpunkte meist durch Notstromaggregate gut gegen einen Blackout abgesichert – das Rückgrat des Netzes bleibt daher auch bei einem großflächigen Stromausfall funktionsfähig. Aber die Zugänge zu diesen „Backbones“ durch örtliche Basisstationen sind oft nur vorübergehend durch Geräte zur unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) gesichert, die nur wenige Minuten bis Stunden durchhalten. „Danach wäre das Internet – selbst bei noch funktionierenden, weil gut mit Notstrom versorgten zentralen Fernübertragungsnetzen – nicht mehr erreichbar“, erklären die Wissenschaftler.
Kartenzahlung fällt aus, Bargeld wird knapp
In den ersten Stunden nach dem Stromausfall ist der elektronische Zahlungsverkehr dagegen nur in Teilen betroffen: Größere Supermärkte haben oft Notstromversorgungen, die auch die Kassensysteme und EC-Kartenleser am Laufen halten. In den meisten kleineren Läden jedoch fallen diese Systeme sofort aus, dort ist dann nur noch Barzahlung möglich. Abgesichert sind dagegen die Datenzentren und Übertragungsleitungen der Banken und der Börse, ihr Betrieb kann mehrere Tage aufrechterhalten werden. An den Bankschaltern ist das Geldabheben oder Überweisen daher zumindest bei größeren Bankfilialen noch möglich.
Problematischer wird es allerdings in den Gegenden, in denen es kaum noch Bankfilialen gibt: Die meisten Geldautomaten fallen direkt nach dem Stromausfall aus. „Diese verfügen in der Regel weder über eine USV noch eine Netzersatzanlage und sind demnach gleich zu Beginn außer Betrieb“, so die Experten für Technikfolgen-Abschätzung. Als Folge werden sich lange Schlangen an den Banken bilden. Hält der Blackout aber mehrere Tage an, wird es auch für einige Banken schwierig: Die Notstromaggregate haben dann ihren Treibstoff verbraucht, außerdem wird Bargeld knapp und kann nicht schnell genug herangeschafft werden.
Verkehr: Erst Chaos, dann Stillstand
Einer der Gründe dafür ist Chaos im Verkehrssystem: Fernzüge, U-Bahnen und andere elektrisch getriebenen Züge stehen sofort still, sie blockieren dadurch auch das Durchkommen für Dieselloks. Leitstellen, Stellwerke und Sicherungssysteme entlang der Schienentrassen funktionieren gar nicht mehr oder nur eingeschränkt. Während die Flughäfen wegen ihrer besseren Notstromversorgung zumindest noch einige Stunden arbeiten können, ist in den meisten Häfen kein Betrieb mehr möglich: Förderbänder, Kräne und andere Ladeanlagen fallen aus, so dass Schiffe nicht mehr be- oder entladen werden können.
Noch dramatischer sind die Auswirkungen auf den Straßenverkehr in den Großstädten: Weil Ampeln und andere Verkehrsleitsysteme ausfallen, kommt es Unfällen und Staus. „Brandbekämpfung, Notrettung und Krankentransporte, Einsätze zur Sicherstellung der Notstromversorgung sowie eine Vielzahl weiterer Maßnahmen zur allgemeinen Schadensbewältigung werden erheblich behindert“, konstatiert der Bericht. Spätestens, wenn die Tanks von Autos und LKW leergefahren sind, kommt der Straßenverkehr ganz zum Erliegen. Denn ohne Strom funktionieren auch die Zapfsäulen der Tankstellen nicht und ohne Häfen und Schienenverkehr kommt kein Treibstoffnachschub an die Tankstellen.
Doch das ist noch nicht alles…