Astronomie

Partielle Sonnenfinsternis zur Mittagsstunde

Heute Mittag schiebt sich der Mond ein Stück vor die Sonne

Sonnenfinsternis
Heute Mittag wird sich der Mond teilweise vor die Sonne schieben – es gibt eine partielle Sonnenfinsternis. © cemagraphics/ Getty images

Himmelsschauspiel: Heute Mittag können wir in Deutschland eine partielle Sonnenfinsternis sehen – der dunkle Mond schiebt sich vor die Sonne. Je nach Standort verdeckt er 20 bis 35 Prozent der hellen Sonnenscheibe, die Bedeckung nimmt nach Nordosten hin zu. Sichtbar dunkel wird es dadurch zwar nicht, mit einer speziellen Schutzbrille oder per Livestream ist die angeknabberte Sonne aber gut zu erkennen. Die nächste partielle Sonnenfinsternis gibt es bei uns erst wieder im Jahr 2025.

Das Phänomen der Sonnenfinsternis verdanken wir einem kosmischen Zufall: Der Mond ist rund 400 Mal kleiner als die Sonne, gleichzeitig ist er uns rund 400 Mal näher. Dadurch erscheinen beide Himmelskörper am Himmel gleichgroß – und der Mond kann die Sonne verdecken. Die Spitze seines kegelförmigen Kernschattens streicht dabei in einem schmalen Pfad über die Erdoberfläche. In dieser Zone ist die maximale Verdeckung sichtbar. Je nach Position von Sonne, Mond und Erde sehen wir dann eine totale Sonnenfinsternis, eine ringförmige oder auch nur eine partielle Sonnenfinsternis.

Beginn gegen elf Uhr mittags

Heute Mittag ereignet sich eine partielle Sonnenfinsternis, die in fast ganz Europa, im Nordosten Afrikas und in der Westhälfte Asiens zu sehen sein wird. Anders als bei einer totalen Sonnenfinsternis kommt es bei einer partiellen Sonnenfinsternis nicht zu einer sichtbaren Verdunklung des Tageslichts und des Himmels. Dennoch ist der Anblick auch der teilverdeckten Sonnenscheibe ein besonderes Schauspiel und kommt nur alle paar Jahre vor.

Partielle Finsternis 25. OKtober 2022
Weg des zentralen Mondschattens (rot) und Sichtbarkeiten nach Zeit und Verdeckungsgrad.© Burke et al. /PNAS

Das Ereignis beginnt gegen elf Uhr unserer Zeit, wenn der Pfad der Verfinsterung in Island auf die Erde trifft. Von dort bewegt sich die Finsterniszone über Europa hinweg nach Osten. Die stärkste Verfinsterung der Sonne sehen Menschen dabei in Sibirien, wo der Mond bis zu 85 Prozent der Sonnenscheibe verdeckt. Die partielle Sonnenfinsternis endet gegen 15:00 Uhr über Indien, wenn der Mondschatten die Erdoberfläche wieder verlässt.

In Deutschland werden bis zu 35 Prozent der Sonne verdeckt

Bei uns in Deutschland beginnt die Sonnenfinsternis je nach geografischem Standort gegen 11:07 bis 11:15 Uhr. Langsam schiebt sich dabei der dunkle Mond vor die Sonnenscheibe. Etwa eine Stunde später, gegen 12:15 Uhr ist die größte Bedeckung erreicht. Sie liegt im Süden und Westen Deutschlands bei rund 22 bis 25 Prozent. In Berlin, Rostock und anderen Regionen im Nordosten Deutschlands erreicht die Bedeckung der Sonnenscheibe mehr als 30 Prozent.

„In Deutschland haben die Menschen in Sassnitz, im Nordosten der Insel Rügen, den besten Blick. Hier werden mehr als ein Drittel der Sonne verdeckt, nämlich bis zu 35 Prozent“, erklärt Thomas Kraupe, Direktor des Planetariums Hamburg. Nach dem Höhepunkt der partiellen Sonnenfinsternis nimmt die Bedeckung der Sonnenscheibe dann allmählich wieder ab und das Schauspiel endet gegen 13:15 Uhr.

Nur mit Schutzbrille oder indirekt beobachten

Wichtig jedoch: Niemals mit ungeschützten Augen oder einer normalen Sonnenbrille in die Sonne schauen. Dies kann im Extremfall zu Verbrennungen der Netzhaut und Erblindung führen. Am besten und sichersten zu sehen ist die partielle Sonnenfinsternis mit einer speziellen Sonnenfinsternisbrille. Die für diesen Zweck bestimmten Schutz- oder Folienbrillen weisen besondere Filtereigenschaften auf, die höchstens 0,001 Prozent des Sonnenlichts durchlassen.

Wer keine Sonnenfinsternisbrille besitzt, kann das Schauspiel auch mit einer selbst gebastelten Lochkamera verfolgen: Man bohrt ein kleines Loch in einen Karton und lässt das Sonnenlicht durch dieses Loch auf ein Blatt Papier fallen. Deutlich ist dann die „angeknabberte“ Form der Sonnenscheibe zu erkennen. Nicht geeignet sind hingegen CDs, rußiges Glas, mehrfach gefaltete Rettungsdecken oder schwarze Filmstreifen, wie das Bundesamt für Strahlenschutz warnt. Auch Schweißerbrillen bieten nicht immer genügenden Schutz vor den intensiven Sonnenstrahlen.

Vorsicht gilt auch beim Versuch, die Sonnenfinsternis zu fotografieren oder mit dem Teleskop zu beobachten: Wer die Sonnenfinsternis digital aufnimmt und nur auf das Display der Kamera schaut, muss keine Augenschäden befürchten. Anders ist dies aber beim direkten Beobachten der Sonne durch Ferngläser, Teleskope oder Kameras, denn deren Linsen bündeln die Sonnenstrahlen zusätzlich. Im Fachhandel werden spezielle Filteraufsätze oder Folien angeboten, die vor der Optik des Geräts angebracht werden können.

Livestreams von vielen Observatorien

Sollte das Wetter nicht mitspielen, lässt sich das Himmelsschauspiel auch per Livestream miterleben. Mehrere Observatorien, darunter die Sternwarte Hamburg, das Royal Observatory Greenwich oder das Virtual Telescope Project übertragen das Ereignis live auf YouTube.

„Die nächste partielle Verfinsterung erwartet uns erst wieder am 29. März 2025“, sagt Kraupe. „Bis zur nächsten totalen Sonnenfinsternis müssen wir in Deutschland sogar noch 60 Jahre warten. Diese ist am 3. September 2081 im äußersten Südwesten des Landes zu beobachten.“

Quelle: Planetarium Hamburg, Royal Astronomical Society

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