Die Weltmeere sind voller Leben: knallbunte Korallenriffe, gefährliche Haie, majestätische Wale. Allzu gerne werden allerdings jene winzigen Lebewesen übersehen, die diese Vielfalt überhaupt erst möglich machen: das Plankton, das am Anfang der komplexen Nahrungsnetze im Ozean steht. Doch was genau verstehen wir darunter eigentlich?
Winzige Tiere und Pflanzen
Das Wort Plankton stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „treiben“ oder „wandern“. Die Lebewesen, die wir unter dem Begriff Plankton zusammenfassen, treiben nämlich weitestgehend passiv im Wasser von Meeren, Seen und Flüssen. Zwar gibt es auch Arten, die aktiv schwimmen oder ihren Auftrieb verändern, aber auch sie können sich zumindest nicht unabhängig von der Strömung bewegen.
Die Größe des Planktons reicht von Bakterien mit einem Durchmesser von nur wenigen Mikrometern bis hin zu Quallen mit einem Gewicht von mehreren Kilogramm. Plankton lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: pflanzliches Phytoplankton und tierisches Zooplankton. Innerhalb des Zooplanktons gibt es Tiere, die ihr gesamtes Leben als Plankton verbringen (Holoplankton), zum Beispiel Krill, Quallen, Pfeilwürmer und Ruderfußkrebse. Andere Tiere sind nur für einen Teil ihres Lebens Plankton (Meroplankton), zum Beispiel Fisch- oder Krabbenlarven.
Sauerstoff aus dem Meer
Zooplankton ernährt sich von Phytoplankton, was erst dadurch zum nahrhaften Snack wird, dass es ebenso wie Landpflanzen Photosynthese betreibt. Die winzigen Planktonalgen nutzen Sonnenlicht, Kohlenstoffdioxid und Wasser, um daraus organisches Material und Sauerstoff herzustellen. Der Sauerstoff gelangt zunächst ins Wasser, von dort an die Meeresoberfläche und schließlich in die Luft.
„Es wird geschätzt, dass etwa 70 Prozent des Sauerstoffs in der Erdatmosphäre vom Phytoplankton im Ozean produziert werden“, erklären Yadigar Sekerci und Sergei Petrovskii von der University of Leicester. Passivere Schätzungen gehen von 50 Prozent aus. So oder so stammt im Schnitt aber mindestens jede zweite Sauerstoffmolekül, das wir einatmen, von marinem Phytoplankton.
Und das nicht erst seit heute. Schon vor zwei Milliarden Jahren sorgte die Photosynthese des Phytoplanktons dafür, dass sich die Erdatmosphäre mit Sauerstoff anreicherte, was die Vielfalt des tierischen Lebens erst möglich machte. Dieser Verdienst wird im Speziellen den Blaualgen oder Cyanobakterien zugeschrieben. Wie ihr Name bereits verrät, sind sie eigentlich keine Pflanzen, sondern Bakterien. Aufgrund ihrer Fähigkeit zur Photosynthese gelten sie aber trotzdem als eine der vier Hauptgruppen des Phytoplanktons.
Eine große Familie
Die zweite dieser Hauptgruppen bilden die sogenannten Kieselalgen oder Diatomeen. Sie haben zarte, glasartige Gehäuse aus Siliziumdioxid. Diese Schalen können rund, dreieckig, stäbchen- oder bogenförmig sein. Die Kieselalgen sind für etwa 25 Prozent der weltweiten Photosynthese verantwortlich.
Eine weitere Gruppe des pflanzlichen Planktons sind die Panzergeißler oder Dinoflagellaten. Mithilfe der Flagellen, fadenförmiger Gebilde auf ihrer Oberfläche, können sie sich fortbewegen. Panzergeißler beziehen ihre Nährstoffe nicht nur aus der Photosynthese, sondern fressen auch anderes Phytoplankton. Die letzte der vier Kategorien von Phytoplankton bilden die Kalkalgen oder Coccolithophoriden. Ihr Körper ist von einer Kugel aus Calciumcarbonat-Plättchen umschlossen.