Einzigartig dehnbar: Heuschreckenweibchen können ihren Hinterleib beim Eierlegen auf die zwei- bis dreifache Länge ausdehnen – ohne dass dabei die empfindlichen Nervenfasern Schaden nehmen. Jetzt enthüllt eine Studie, dass diese Insekten dafür ein einzigartiges Patent der Natur nutzen: Anders als bei uns Menschen sind die Nervenfasern der Heuschreckenweibchen extrem dehnbar und elastisch – ähnlich einem Gummiband. Der dahinterstehende Mechanismus könnte auch der Medizin neue Anstöße geben.
Unser Nervensystem ist sehr feinfühlig und hoch entwickelt, aber wenig elastisch. Dehnen wir unsere Nervenfasern um mehr als 30 Prozent – das ist schon bei einem ungünstigen Sturz möglich – dann können sie reißen oder dauerhaft geschädigt werden. Die Folge sind Kribbeln, Taubheit oder im schlimmsten Fall Lähmungen.
Auf der Suche nach Möglichkeiten, solche Nervenverletzungen zu vermeiden oder zu behandeln, kann ein Blick ins Tierreich hilfreich sein. So haben Forschende etwa bereits herausgefunden, dass Blauwale in ihrem Kehlsack extrem dehnbare Nerven besitzen. Öffnen sie das Maul, um große Mengen an Krill-Krebsen zu erbeuten, dehnen sich die Nerven wie ein Akkordeon – ohne bleibende Schäden für den Wal.
Eiablage extrem
Wie es mit der Dehnbarkeit der Nerven bei einem weit kleineren Tier aussieht, haben nun Forschende um Rakesh Das von der Universität von Tel Aviv untersucht. Im Visier stand dabei
die weibliche Wüstenheuschrecke (Schistocerca gregaria). Wenn sie bereit ist, ihre Eier abzulegen, gräbt sie sich mit dem Hinterleib tief in den Boden und streckt dabei ihr Abdomen samt Nerven um das Zwei- bis Dreifache: von ursprünglich vier bis fünf Zentimetern Länge auf zehn bis fünfzehn Zentimeter.