Geschenk für den Weihnachtsmann: Viele, vor allem Dänen, halten Grönland für die Heimat des Weihnachtsmannes. Doch eines fehlte bislang im Domizil von Santa Claus: Weihnachtsbäume. Die wachsen in der kargen arktischen Tundra nämlich genauso wenig wie andere Bäume. Zur Freude des Weihnachtsmannes haben dänische Botaniker aber vor einiger Zeit fast 5.000 dieser Bäume in Grönland gepflanzt. Sie gedeihen und werden immer größer. In Zukunft könnten Grönländer so erstmals auf einheimische Weihnachtsbäume zurückgreifen und wären unabhängig von Importen.
Der Großteil Grönlands besteht aus arktischer Tundra. Die Bäume, die dort wachsen, sind maximal kniehoch. Als der Weihnachtsbaum-Brauch Ende des 19. Jahrhunderts schließlich auch nach Grönland überschwappte, mussten die Einwohner daher kreative Wege finden, um an Tannengrün zu gelangen. Neben aus Dänemark importierten Tannenbäumen gehörten bislang Plastikbäume und selbstgebastelte Bäum aus Wacholdersträuchern zu beliebten Alternativen. Fast schon ein Hohn, wenn man bedankt, dass Grönland, zumindest unter Dänen, als erklärte Heimat des Weihnachtsmannes gilt.
Wo sind die Wälder hin?
Grönlands Baumarmut ist trotz seiner Lage im hohen Norden rätselhaft. Denn in anderen nordischen Ländern ähnlicher Breitengrade wachsen durchaus große Fichtenwälder. „Narsarsuaq liegt etwa auf demselben Breitengrad wie Bergen in Norwegen, wo der Wald noch 1.000 Kilometer weiter nördlich wächst – wie an vielen Orten weltweit. Daher sticht der Mangel an natürlichen Baumarten in Südgrönland im Vergleich zum Artenreichtum in Nordamerika, Europa und Asien in ähnlichen Breitengraden deutlich heraus“, sagt Anders Ræbild von der dänischen Universität Kopenhagen.
Eine mögliche Erklärung für die fehlenden Wälder in Grönland ist laut Ræbild „auf die Eiszeiten zurückzuführen, die, wie auch in Europa, die Baumgruppen nach Süden drängten. Der Unterschied in Grönland besteht darin, dass das Inlandeis die Bäume schließlich in den Ozean gedrückt hat.“ Doch was einst verloren ging, kann wiederhergestellt werden. Denn das Potenzial für grönländische Wälder ist immer noch vorhanden.
Das beweist eine umfangreiche Baumsammlung im südgrönländischen Narsarsuaq, die dänische Botaniker dort vor über 100 Jahren anzupflanzen begannen. Mithilfe der über 140.000 Bäume wollten Forschende herausfinden, welche Bäume im grönländischen Klima überleben können und warum es in Grönland keine Bäume gibt. Dabei stellten sie unter anderem fest, dass die Weißtanne verhältnismäßig gut gedeiht.
Einheimische Weihnachtsbaum-Produktion ist startbereit
Dass sich die Weißtanne so wohlfühlt, macht Hoffnung darauf, dass Grönländer ihre Geschenke künftig auch unter einheimische Weihnachtsbäume legen können. „Grönland kann jetzt seine eigenen Weihnachtsbäume produzieren, auch wenn sie langsam wachsen. Es kann 20 Jahre dauern, bis ein brauchbarer Baum gewachsen ist. Zurzeit gibt es in Narsarsuaq etwa 5.000 Bäume, die sich als Weihnachtsbäume eignen würden“, sagt Anders Ræbild von der dänischen Universität Kopenhagen. Diese zu fällen und als Weihnachtsdeko zu benutzen, kommt aber nicht in Frage.
Stattdessen könnte es auf Basis der Forschung in Narsarsuaq zukünftig möglich sein, die Bäume auch außerhalb des botanischen Garten in speziellen Plantagen anzupflanzen. „Das Potenzial ist da, wenn Grönland seine eigenen Weihnachtsbäume produzieren will“, sagt Ræbild. Durch die Berge und Fjorde sei es außerdem relativ einfach, die Ausbreitung der Baumbestände zu kontrollieren. Egal ob sich die Grönländer zukünftig für heimische Weihnachtsbäume entscheiden oder nicht: Die 5.000 Bäume in Narsarsuaq verschönern auch so schon das Domizil des Weihnachtsmannes.
Quelle: University of Copenhagen – Faculty of Science