Seltener Fund: Bei einer Expedition in die Ostantarktis hat ein Forschungsteam einen 7,6 Kilogramm schweren Meteoriten entdeckt. Der auf einem Eisfeld gefundene Brocken ist damit eine Rarität, denn außerirdische Brocken dieser Größe werden selbst in der meteoritenreichen Antarktis selten gefunden. Noch sind Zusammensetzung, Aller und Herkunft des Brockens unklar, Analysen im Labor sollen nun mehr Aufschluss geben.
Die Antarktis ist für die Suche nach Meteoriten besonders gut geeignet. Denn auf den hellen, oft schneefreien Eisflächen lassen sich selbst kleine Brocken gut ausmachen. Kein Wunder also, dass zwei Drittel aller bisher gefundenen Meteoriten dort entdeckt wurden. Vergangene Suchexpeditionen haben dabei schon unbekannte Meteoriten-Minerale entdeckt, Belege für die Differenzierung von Asteroiden und sogar Indizien für ein exotisches „Touchdown“-Ereignis vor 430.000 Jahren.
Fahndung im ewigen Eis
Jetzt ist ein internationales Forschungsteam erneut fündig geworden. Vinciane Debaille von der Freien Universität Brüssel und ihre Kollegen haben auf einer Expedition in die Ostantarktis gezielt einige neue Gebiete durchsucht. Diese hatten sie zuvor in Satellitenbilder als potenzielle Fundstätten für Meteoriten identifiziert. „Unbekannte Gebiete bei einem solchen Abenteuer zu erkunden, ist ziemlich aufregend“, sagt Debaille. „Die Realität vor Ort ist allerdings viel rauer und schwieriger als auf den schönen Satellitenaufnahmen.“
Bei der Ende Dezember 2022 durchgeführten Expedition kampierte das Team bei weniger als minus zehn Grad in Zelten auf dem Eis und durchkämmte tagsüber zu Fuß und per Schneemobil vielversprechende Eisflächen. Alle potenziellen Meteoriten wurden dabei zunächst markiert und vor Ort fotografiert, dann näher untersucht. Bestätigte dies, dass es sich bei den Steinbrocken tatsächlich um Meteoriten handelte, wurden sie sorgsam eingepackt und zur weiteren Analyse mitgenommen.
Ein großer Brocken und mehrere kleinere
Die Ausbeute der Fahndung: Das Team entdeckte mehrere kleinere Meteoriten und eine Rarität: einen 7,6 Kilogramm schweren Meteoriten. „Die Größe spielt in der Meteoritenforschung eigentlich keine Rolle, selbst winzige Mikrometeoriten können wissenschaftlich enorm wertvoll sein“, sagt Maria Valdes vom Field Museum in Chicago. „Aber natürlich ist der Fund eines so großen Meteoriten trotzdem aufregend – und ziemlich selten. Von den rund 45.000 bisher in der Antarktis entdeckten Meteoriten hatten nur rund 100 diese Größe.“
Der große Brocken und die fünf weiteren bei dieser Expedition geborgenen Meteoriten wurden in das Königlich Belgische Institut für Naturkunde in Brüssel gebracht, wo sie nun eingehend chemisch, mineralogisch und isotopisch analysiert werden. Einige kleinere Funde sowie Sedimentproben, die möglicherweise Mikrometeoriten enthalten, wurden dagegen aufgeteilt. Wissenschaftler der anderen beteiligten Forschungseinrichtungen können sie dann in ihren heimischen Labors untersuchten.
Das Team erhofft sich von ihren Funde weitere Einblicke in die Entwicklung und Entstehung von Meteoriten und Asteroiden, aber auch über die Frühzeit des Sonnensystems. „Meteoriten zu erforschen, hilft uns dabei, unsere kosmische Heimat besser zu verstehen“, erklärt Valdes. „Je mehr Meteoriten wir finden und untersuchen, desto mehr Erkenntnisse können wir über unser Sonnensystem sammeln.“
Quelle: Field Museum Chicago