Auch wenn sie in Europa noch mit Misstrauen betrachtet werden: Auf anderen Kontinenten stehen Insekten schon lange auf dem Speiseplan, sei es als kleiner Snack, als Delikatesse oder gar als Grundnahrungsmittel.
Auswahl gibt es reichlich: Mehr als 2.100 Insektenarten gelten heute als essbar, die Spanne reicht dabei von Käfern über Schmetterlinge, Termiten und Grashüpfer bis hin zu Zikaden und Schaben. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO decken rund zwei Milliarden Menschen weltweit ihren Kalorienbedarf zumindest zum Teil durch Insektenkost. Allein in Mexiko stehen nach Angaben der FAO rund 500 verschiedene Insekten auf dem Speiseplan. Aber auch in China werden immerhin noch 180 verschiedenen Insektenarten verzehrt.
Wanzen, Grashüpfer und des Kaisers Leibspeise
In Mittelamerika geht die Tradition des Insektenessens bis auf die Zeit der Azteken zurück. Schon sie sollen ihren Speiseplan durch mehrere in Agaven lebende Schmetterlingsraupen ergänzt haben. Einigen Sorten des Agavenschnapses Mezcal werden diese „Agavenwürmer“ bis heute als Marketing-Gag zugesetzt. Bis heute mit Genuss verzehrt werden dagegen die als Chapulines bezeichneten Grashüpfer. Sie werden im mexikanischen Oaxaca in der Pfanne unter Beigabe von Limone, Salz und Knoblauchbrühe geröstet. Beim Jumil-Festival ziehen die Einheimischen in die Berge, um Kiefernwanzen zu sammeln. Diese werden leicht gesalzen in Tortillas eingerollt und dann roh verspeist.
In Japan sind dagegen Wespenlarven ein beliebtes Insektenmahl. Sie werden in den zentralen Gebirgsregionen gesammelt und mit Sojasoße, Zucker und Sake abgeschmeckt zum Reis gereicht. Das Gericht galt sogar als Leibspeise des 1989 gestorbenen japanischen Kaisers Hirohito. So verwundert es nicht, dass auch japanische Supermärkte in Dosen verpackte Wespenlarven verkaufen. Ebenfalls in Dosen erhältlich sind Köcherfliegenlarven. Gezuckert und mit Sojasauce abgerundet gelten auch sie als Delikatesse.
Eine Raupe als Wirtschaftszweig
Im Süden Afrikas ist die Mopane-Raupe eine begehrte Nahrung und Eiweißquelle für Millionen von Menschen. Die große Raupe des Nachtfalters Gonimbrasia belina wird im Dezember und März in Massen von Mopanebäumen abgesammelt. Die Raupen werden dann entweder getrocknet oder in Salzlauge eingelegt und in Dosen konserviert, einige werden auch frisch verkauft. Gegessen wird die Mopane-Raupe getrocknet, gekocht, gebraten, aber auch roh.
Das Sammeln und der Verkauf dieser Raupen ist im südlichen Afrika immerhin ein Wirtschaftszweig mit mehreren Millionen Euro Jahresumsatz. Für den Falter allerdings hat dieser Run auf die Larvenspeise negative Folgen: In einigen Gebieten ist er bereits so gut wie ausgestorben. Seit 2001 arbeiten die Länder Botswana und Simbabwe daran, Mopanewürmer in Mikrofarmen zu züchten, um den Schmetterling nicht weiter zu gefährden.
Ameisen und Käferlarven
In Südostasien sind die Larven und Puppen der Weberameise als Zutat in vielen Gerichten zu finden. Die Tiere werden Suppen, Salat oder gebratenen Speisen beigemengt, schmecken gut gewürzt aber auch roh. In Thailand werden dagegen die Weibchen einer großen roten Ameise wegen ihres hohen Fettanteils gesammelt und gegessen. Auf thailändischen Märkten kann man diese Ameisen auf Bananenblättern ausgelegt kaufen, kross gebraten schmecken diese Insekten nach Speck.
In ganz Südostasien verbreitet und beliebt sind die bis zu acht Zentimeter langen Larven des Roten Palmrüsslers (Rhynchophorus ferrugineus). Als „Sagowurm“ werden diese Käferlarven geröstet, in Bananenblättern gedünstet oder auch roh mit würziger Fischsoße verspeist. Auch in Restaurants werden Sagowurm-Gerichte angeboten. Im Nordosten Thailands werden Riesenwasserwanzen zu einer schmackhaften Sauce verarbeitet. Im Mörser zerstoßen und mit Fischsud, Knoblauch, Limetttensaft und Chili vermischt, ist diese Sauce eine schmackhafte Würze für den Reis.
In China und Südostasien werden neben Insekten auch vereinzelt die zu den Spinnentieren gehörenden Skorpione gegessen. Das in ihrem Schwanzstachel enthaltene Gift wird beim Kochen unschädlich, einige dieser essbaren Arten sollen gegrillt oder geröstet einen popkornartigen Geschmack haben.