Klimawandel in Aktion: Der Winter 2022/23 war in Deutschland 2,7 Grad wärmer als der langjährige Durchschnitt – es ist der zwölfte zu warme Winter in Folge, wie der Deutsche Wetterdienst berichtet. Beim Niederschlag gab es eine Zweiteilung: Viele Bundesländer erlebten mehr Regen als normal, im Süden und Südwesten fielen dagegen deutlich zu wenig Niederschlag. Auffällig war zudem das ungewöhnlich warme Wetter über Silvester.
Der Klimawandel ist längst auch hierzulande zu spüren und zu messen: Die Temperaturen steigen und 2022 war erneut rekordverdächtig warm und trocken. Gleichzeitig mehren sich Extremwetter wie Starkregen, Hitzewellen und Trockenperioden. So war die Trockenperiode von 2018 bis 2020 einzigartig für Europas Klimageschichte und vielerorts haben sich die Böden bis heute nicht davon erholt. Prognosen sagen zudem voraus, dass auf lange Sicht der Grundwasserspiegel in Deutschland sinken wird.
Winter war 2,7 Grad zu warm
An diesen Trends schließt sich die Bilanz für den Winter 2022/23 nahtlos an: Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in einer ersten Auswertung ermittelt hat, lag das Temperaturmittel für die Wintermonate bei 2,9 Grad – das sind 2,7 Grad mehr als im langjährigen Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990. Selbst im Vergleich zur wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 war es in diesem Winter noch 1,5 Grad zu warm, wie der DWD mitteilt.
„Deutschland erlebte damit den zwölften zu warmen Winter in Folge. Der Klimawandel lässt nicht locker“, sagt Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst. Besonders eklatant war die ungewöhnlich milde Periode um den Jahreswechsel herum: In Süddeutschland wurden an Silvester Temperaturen von mehr als 20 Grad gemessen. Den Höchstwert registrierte die oberbayerischen Wetterstation Wielenbach mit 20,8 Grad. Besonders kalt war es dafür Mitte Dezember 2022 mit frostigen Temperaturen.
Im Süden zu trocken, im Norden eher nass
Beim Niederschlag war der Winter in Deutschland eher zweigeteilt: Im Süden und Südwesten war es viel zu trocken, am Oberrhein erreichten die Niederschlagsmengen gebietsweise nicht einmal die Hälfte des Solls. Auch in Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen, dem Saarland und Hessen war es trockener als im langjährigen Mittel. Im Norden und in den Mittelgebirgen regnete es dafür umso mehr: Im Schwarzwald, Harz und Sauerland fielen örtlich über 500 Liter pro Quadratmeter.
Insgesamt war der aktuelle Winter in Deutschland mit 170 Litern pro Quadratmeter etwas zu trocken gegenüber dem Referenzwert von 190 Liter pro Quadratmeter, wie der DWD mitteilt. Damit reiht sich Deutschland in den europäischen Trend ein: Fast überall in Europa sind im Winter zu wenig Regen und Schnee gefallen. In den Alpen hat es stellenweise nur halb so viel Schnee gegeben wie sonst üblich, in Frankreich und Teilen Italiens herrscht schon seit Monaten eine Rekorddürre. Schon jetzt befürchten Experten Ernteausfälle und ein extremes Waldbrandjahr.
Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD