König der Monde und Ringe: Astronomen haben 62 weitere Monde um den Saturn entdeckt. Damit ist der Ringplanet mit 145 Monden erneut der mondreichste Planet im Sonnensystem – und überholt damit seinen größeren Nachbarn Jupiter. Saturn ist jetzt der einzige Planet mit mehr als 100 offiziell bekannten Trabanten. Die neuentdeckten Saturnmonde sind allesamt eher klein und gehören zu drei Gruppen irregulärer Saturnmonde. Ihr Nachweis erforderte daher eine mehrjährige Fahndung.
Jupiter und Saturn sind die größten und gleichzeitig mondreichsten Planeten im Sonnensystem. Doch im Wettstreit um die meisten Trabanten liefern sie sich ein Kopf-an-Kopf Rennen mit ständig wechselndem Gewinner: 2018 gewann Jupiter zwölf Monde dazu und überholte damit den langjährigen Favoriten Saturn. Aber schon 2019 entdeckten Astronomen um Saturn 20 weitere Monde, so dass er zum mondreichsten Planeten wurde. Anfang 2023 wurden um Jupiter erneut zwölf Monde entdeckt, seither lag er mit insgesamt 92 bekannten Monde vorne.
Mondfahndung im Saturn-Orbit
Jetzt gibt es erneut einen Wechsel im Führungsduo der mondreichen Riesen: Astronomen um Edward Ashton von der University of British Columbia haben gleich 62 neue Monde um den Ringplaneten Saturn entdeckt. Für ihre schon 2019 begonnene Suche hatten sie die Umgebung des Saturn zunächst ein Jahr lang mit dem Canada-France-Hawaii Telescope (CFHT) auf Hawaii untersucht. Die Aufnahmen werteten sie mithilfe einer computergestützten Stapelmethode aus.
Dabei werden zahlreiche, im Laufe von drei Stunden aufgenommene Bilder digital übereinandergelegt, um die Kontraste zu verstärken und so selbst kleine, lichtschwache Monde aufspüren zu können. Dadurch wurde es möglich, noch Mondkandidaten bis zu einer Mindestgröße von 2,5 Kilometern zu erkennen. Das Team entdeckte dabei tatsächlich mehrere Dutzend zuvor noch unentdeckter Objekte.
62 neue Trabanten bestätigt
Doch das allein war nicht ausreichend, um diese neuentdeckten Objekte auch als echte Monde des Saturn zu identifizieren. Denn bei solchen Brocken in der Nähe eines Planeten könnte es sich auch um zufällig vorbeifliegende Asteroiden handeln. Deshalb mussten die Astronomen die Bahnbewegungen ihrer Neuentdeckungen weitere zwei Jahre beobachten. „Diese Monde zu verfolgen, erinnerte mich ein wenig an das Verbinden von Punkten in Kindermalbüchern“, sagt Aston. „Wir mussten die in unseren Daten aufgezeichneten Positionen dieser Monde zu einem plausiblen Orbit verbinden.“
Dann endlich war es soweit: 62 der neuentdeckten Himmelskörper erwiesen sich tatsächlich als echte Saturnmonde. Damit hat der Ringplanet nun offiziell 145 Trabanten – und ist damit der mit Abstand mondreichste Planet im Sonnensystem. Der Saturn ist zudem der erste und bisher einzige Planet, für den mehr als 100 Monde nachgewiesen sind. Jupiter, der „König der Planeten“, liegt mit inzwischen 95 Monde noch deutlich darunter.
Drei Gruppen irregulärer Saturnmonde
Alle neuentdeckten Saturnmonde gehören zu den irregulären Trabanten des Ringplaneten. Anders als seine 24 regulären Monde umkreisen sie ihn nicht auf kreisförmigen, in einer Ebene liegenden Orbits. Stattdessen folgen sie weiten, elliptischen und meist gegen die Planetenebene geneigten Bahnen. Nach ihrer Lage und Bewegung unterscheiden Astronomen drei Gruppen irregulärer Saturnmonde – die Inuit-Gruppe, die Gallische Gruppe und die Nordische Gruppe. Alle Trabanten in diesen Gruppen erhalten daher Namen aus der jeweiligen Mythologie dieser Kulturen.
Die 62 neuen Saturnmonde verteilten sich auf diese drei irregulären Gruppen. Die meisten gehören den schon zuvor besonders zahlreichen Nordischen Monden, drei fallen in die Inuit-Gruppe, wie Ashton und sein Team berichten. Astronomen gehen davon aus, dass alle irregulären Trabanten des Saturn durch eine oder mehrere Kollisionen von früheren, größeren Monden entstanden sind.
Dies würde auch erklären, warum relativ viele von ihnen ihren Planeten retrograd umlaufen – entgegengesetzt zu dessen Rotationsrichtung. Diese retrograden Trabanten könnten demnach erst innerhalb der letzten 100 Millionen Jahre durch die Zerstörung eines mittelgroßen, ebenfalls retrograd kreisenden Mondes entstanden sein. „Je mehr wir die Grenzen der modernen Teleskope ausloten, desto mehr Belege dafür finden wir“, sagt Ashton.
Quelle: University of British Columbia (UBC)