Wissenschaft

Auch US-Akademiker sehen UFOs

Wissenschaftler halten seriöse UFO-Forschung für wichtig – und räumen teilweise eigene Erfahrungen ein

UFO
Während dieses UFO nur eine Illustration ist, gibt es durchaus Sichtungen unidentifizierter Flugobjekte, die sich bisher selbst das Pentagon nicht erklären kann. © ursatii/ Getty images

UFOs liegen im Trend: Auch in US-Akademikerkreisen gibt es Interesse an unidentifizierten Flugobjekten (UFO) – und sogar eigene Erfahrungen mit UFO-Sichtungen, wie eine Befragung erstmals enthüllt. Demnach haben knapp 20 Prozent der befragten Wissenschaftler schon Phänomene am Himmel beobachtet, die sie nicht eindeutig natürlichen oder technischen Ursachen zuschreiben konnten. Die Mehrheit der befragten Akademiker hält zudem eine seriöse UFO-Forschung für wichtig. Bisher ist diese allerdings extrem stigmatisiert.

Lange galten Berichte über unidentifizierte Flugobjekte (UFO/UAP) als unwissenschaftliche Spinnerei. Denn viele angebliche UFO-Sichtungen erwiesen sich als Fälschung oder Fehlinterpretation natürlicher Phänomene. Inzwischen hat sich diese Sichtweise allerdings verändert: 2021 räumte eine Task-Force des Pentagons ein, dass man 143 von 144 Sichtungen nicht erklären konnte, die von Militärangehörigen gemeldet und mit Kameras oder Sensoren festgehalten worden waren.

UFO-screenshot
Screenshot aus dem „Gimbal“-Video eines unidentifizierten Flugobjekts, aufgenommen von den Sensoren eines US-Navy-Flugzeugs. © US Department of Defense

Im Dezember 2021 unterzeichnete US-Präsident Joe Biden einen Beschluss, in dem Gelder für weitere Untersuchungen unerklärter Flugobjekte zugesagt wurden. Auch andere Länder, darunter Japan, China und Kanada haben Studien zum Thema UFOs initiiert – das Thema UFOs erlebt offenbar eine Renaissance abseits von Verschwörertum und Alien-Schwurbelei.

UFO-Umfrage unter US-Professoren

Doch gilt dies auch für das akademische Milieu? Gibt es an Universitäten und Forschungseinrichtungen überhaupt die Bereitschaft, sich mit diesem heiklen und extrem stigmatisierten Thema abzugeben? Das haben nun Marissa Yingling von der University of Louisville in Kentucky und ihre Kollegen untersucht. Dafür schrieben sie knapp 40.000 Professoren, Assistenzprofessoren und ähnlich ranghohe Akademiker an 144 US-Universitäten an und baten sie, an einer Online-Umfrage zum Thema UFOs teilzunehmen.

Die Umfrage umfasste Fragen dazu, wie interessiert und informiert die Testpersonen bezüglich aktueller, seriöser Entwicklungen zu unerklärten Himmelsphänomenen waren, ob sie selbst UFO-Erfahrungen haben und ob sie sich vorstellen könnten. Selbst zu diesem Thema zu forschen. Unter den angeschriebenen Akademikern waren sowohl Physiker, Astronomen, Luftfahrtingenieure und andere Naturwissenschaftler als auch Geisteswissenschaftler.

Angst vor der Stigmatisierung

Das Ergebnis: Schon die Reaktion auf die E-Mail-Anfrage zur Studie spiegelte das Misstrauen und Stigma rund um das Thema UFOs wider: Nur knapp vier Prozent der angeschriebenen Akademiker antworteten überhaupt – und selbst diese berichteten häufig, sie hätten das Ganze zunächst für unseriösen Unfug gehalten. „Das Stigma rund um dieses Thema ist so groß, dass ich die Einladung zur Umfrage zunächst für Spam hielt“, schrieb beispielsweise ein Teilnehmer.

Andere Wissenschaftler äußerten die Befürchtung, dass schon der bloße Kontakt mit diesem stigmatisierten Thema ihrem Ruf und ihrer akademischen Karriere schaden könnte – obwohl die Befragung anonym war. „Euren Posten zu behalten, könnte für euch schwer werden – viel Glück“, lautete einer der Kommentare zu diesem Thema.

UFO-Sichtungen bei knapp 20 Prozent

Immerhin blieben trotz dieser Vorbehalte rund 1.460 Akademiker übrig, die an der Befragung teilnahmen. Von diesen gaben rund 19 Prozent an, schon einmal selbst nicht identifizierbare Flugobjekte oder ähnliche Phänomene beobachtet zu haben oder nahe Bekannte mit solchen Erfahrungen zu haben. Weitere neun Prozent berichteten von potenziellen Sichtungen.

Unabhängig von eigenen Erfahrungen gab es sehr unterschiedliche Ansichten zu möglichen Ursachen für UFOs: Gut 21 Prozent der befragten Akademiker vermuteten natürliche Prozesse hinter UFO-Meldungen. Gut 13 Prozent der Befragten hielten eine unbekannte Technik oder Intelligenz für eine mögliche Erklärung. Knapp 40 Prozent der Wissenschaftler hatte keine Erklärung oder Vermutung und antwortete: „Ich weiß nicht“.

Mehrheit für mehr UFO-Forschung

„Ungeachtet der möglichen Erklärungen für UAPs denken die meisten Akademiker jedoch, dass die universitäre Forschung an der Auswertung neuer Informationen zu Sichtungen beteiligt werden sollte“, berichten Yingling und ihre Kollegen. Immerhin zwei Drittel aller Befragten hielt eine solche Beteiligung der Wissenschaft für sehr wichtig oder sogar essenziell. Weitgehend einig waren sie sich auch darüber, dass eine Aufklärung dieser Phänomene der Menschheit insgesamt zugutekommen würde.

Deutlich zögerlicher fiel die Reaktion allerdings aus, wenn es um ihre eigene Mitwirkung an UFO-Studien ging. Unter denjenigen, deren Forschungsgebiet Überschneidungen mit dieser Thematik hat, äußerte rund ein Drittel zwar eine grundsätzliche Bereitschaft für eine solche Beteiligung. Die meisten dieser Akademikerwären aber nur dann zu einer UFO-Forschung bereit, wenn auch andere renommierte Wissenschaftler sich daran beteiligten.

Nach Ansicht von Yingling und ihrem Team demonstriert dies, dass es unter Akademikern zwar noch immer Vorurteile und eine Stigmatisierung des UFO-Themas gibt. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein dafür, dass es möglicherweise sinnvoll sein könnte, seriösen Fällen solcher Sichtungen nachzugehen. Nach Pentagon, US-Regierung und anderen politischen Entscheidungsträgern könnte demnach die UFO-Forschung auch unter Akademikern an Boden gewinnen. (Humanities and Social Science Communications, 2023; doi: 10.1057/s41599-023-01746-3)

Quelle: Humanities and Social Science Communications

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