Probe für den Ernstfall: Heute Abend wird eine ESA-Marssonde eine simulierte extraterrestrische Botschaft zur Erde senden. Sie zu dekodieren, ist dann die Aufgabe eines globalen Teams aus Wissenschaftlern und Freiwilligen – jeder kann mitmachen. Die live gestreamte Aktion „A Sign in Space“ soll eine Probe für den Empfang einer echten Botschaft von Außerirdischen sein und gleichzeitig Diskussionen darüber anregen, wie man auf ein außerirdisches Signal reagieren sollte.
Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass wir Menschen nicht die einzige intelligente Lebensform im All sind. Bisher gibt es allerdings keine Spur von außerirdischem Leben, trotz tausender bereits entdeckter Exoplaneten und mehrerer großangelegter „Lauschangriffe“ wie dem SETI-Projekt. Auch alle „verdächtigen“ Signale haben sich bisher als Fehlalarm herausgestellt. Dennoch ist es keineswegs ausgeschlossen, dass uns eines Tages doch eine Botschaft extraterrestrischer Intelligenzen erreichen wird – beispielsweise von Außerirdischen auf einem der Exoplaneten mit freiem Blick auf die Erde.
Live-Experiment als Test für den „Ernstfall“
Doch was wäre dann? Wie könnte eine extraterrestrische Botschaft aussehen – und würden wir sie überhaupt verstehen? Genau darum geht es in der am Abend des 24. Mai 2023 beginnenden Mitmach-Aktion „A Sign in Space„. „Der Empfang einer Botschaft von einer extraterrestrischen Zivilisation wäre eine tiefgreifende und transformierende Erfahrung für die gesamte Menschheit“, sagt Daniela de Paulis, Initiatorin des Mitmachprojekts vom SETI Institute. „Die Aktion bietet die einzigartige Möglichkeit, sich auf dieses Szenario vorzubereiten und es zu proben.“
Der Testfall beginnt heute Abend um 21:00 Uhr unserer Zeit: Die ESA-Marssonde Trace Gas Orbiter (TGO) wird eine vermeintlich aufgefangene extraterrestrische Botschaft zur Erde weitersenden. Weder der Inhalt noch die Art der Kodierung dieser Botschaft sind bekannt. Ähnlich wie bei einem echten außerirdischen Signal besteht die Herausforderung daher darin, zu verstehen, auf welche Weise die „Aliens“ mit uns zu kommunizieren versuchen.
Drei Radioteleskope und ein Livestream
Das extraterrestrische Signal wird 16 Minuten nach seinem Absenden vom Mars von drei großen Radioteleskopen aufgefangen werden, dem Allen Telescope Array (ATA) des SETI-Instituts und dem Green-Bank-Radioteleskop in den USA sowie dem Medicina-Radioobservatorium in Italien. Der Empfang des Signals und seine Verarbeitung durch die Teleskop-Teams wird im Rahmen eines Live-Streams übertragen.
Die auf noch unbekannte Weise kodierte Botschaft wird dann der Öffentlichkeit präsentiert. Im Rahmen des vom SETI Institute, dem Green-Bank-Teleskop und der ESA veranstalteten Live-Streams werden dann zunächst Astronomen und andere Wissenschaftler darüber sprechen, was und wie im Falle eines echten ersten Kontakts passieren würde und wie eine solche Botschaft aussehen könnte. In den folgenden Wochen werden weitere Veranstaltungen auf Zoom folgen.
Dekodierung: Alle können helfen
Bei der Dekodierung der simulierten Alien-Botschaft können alle mitmachen – Forschende aller Fachrichtungen, aber auch Laien. Auf der Website der Aktion können alle Ideen und Vorschläge zur Dekodierung mitgeteilt werden. Ein aktiver Austausch über die Dekodierung und den Work in Progress findet zudem auf dem speziell für „A Sign in Space“ eingerichteten Discord-Server statt. Ziel ist es, so viel Expertise und Ideen wie möglich zusammenzubringen.
„Dieses Experiment ist eine Chance zu lernen, wie die SETI-Communitiy in all ihrer Diversität zusammenarbeiten kann, um ein potenzielles extraterrestrisches Signal zu empfangen, zu verarbeiten, zu analysieren und ihre Bedeutung zu verstehen“, sagt der Radioastronom Wael Farah vom Allen Telescope Array. „Eine Kommunikation mit Außerirdischen benötigt nicht nur Astronomie, sondern eine breite wissenschaftliche Basis.“
Quelle: SETI Institute