Kosmischer Pionier: Astronomen haben eine der lichtschwächsten Galaxien des frühen Universums aufgespürt – einen Pionier der kosmischen Morgendämmerung. Die kleine, noch heranwachsende Galaxie JD1 existierte schon 480 Millionen Jahre nach dem Urknall, wie Spektralanalysen mit dem James-Webb-Teleskop belegen. Gemeinsam mit ähnlich kleinen, schwach leuchtenden Galaxien könnte diese Sternansammlung einen entscheidenden Anteil an der kosmischen Reionisierung gehabt haben – der Phase, in der die Strahlung der ersten Sterne den primordialen Wasserstoff ionisierte.
Mit der Entstehung der ersten Sterne und Galaxien endete das dunkle Zeitalter unseres Universums und die kosmische Morgendämmerung begann. In ihr sorgte das ultraviolette Licht der ersten Sterne dafür, dass der primordiale, neutrale Wasserstoff ionisiert wurde und die Phase der Reionisierung begann – sie ebnete der weiteren kosmischen Entwicklung den Weg. Doch wann genau diese Reionisierung begann und welche Art von Galaxien dafür primär verantwortlich war, ist bisher erst in Teilen geklärt.

Treiber der Reionisierung gesucht
Das Problem: Astronomen haben zwar einige Galaxien aufgespürt, die bereits einige hundert Millionen Jahre nach dem Urknall existierten. Diese sind aber besonders helle und massereiche Vertreter ihrer Zunft und waren damals zu selten, um entscheidende Treiber der kosmischen Reionisierung gewesen zu sein. „Die meisten bisher entdeckten frühen Galaxien gelten nicht als sonderlich repräsentativ für die jungen Sternansammlungen, die das frühe Universum bevölkerten“, erklärt Erstautor Guido Roberts-Borsani von der University of California in Los Angeles (UCLA).
Als wahrscheinliche Antreiber der Reionisierung gelten daher andere: „Ultra-lichtschwache Galaxien waren damals weit zahlreicher. Deshalb denken wir, dass sie eher die Galaxien repräsentieren, die damals den Reionisierungsprozess antrieben“, erklärt Roberts-Borsani. Allerdings leuchten diese fernen, kleinen Galaxien so schwach, dass sie mit Teleskopen nur schwer aufzufinden sind. Zudem sind sie oft von neutralem Gas umgeben, dass das am besten nachweisbare Licht im Lyman-Alpha-Wellenlängenbereich schluckt.