Früher Friedhof: Südlich von Stonehenge haben Archäologen ein Gräberfeld mit mehr als 20 Hügelgräbern aus der Zeit vor 4.500 bis 3.800 Jahren entdeckt. Die über ein ganzes Tal nahe Salisbury verteilten Rundgräber sind teils paarweise, teils in Gruppen von sechs Hügelgräbern angeordnet. Im Zentrum eines der älteren Hügelgräber lag ein Massengrab mit Gebeinen von Erwachsenen und Kindern, in einem anderen war ein Kind mitsamt einem Keramikgefäß nichtlokalen Ursprungs bestattet.
Der berühmte Steinkreis von Stonehenge war einst das Zentrum einer ganzen „Ritual-Landschaft“ aus prähistorischen Bauten: Neben dem Megalith-Steinkreis haben Archäologen dort mehrere astronomisch ausgerichtete Gräben und Wälle sowie Grabhügel entdeckt. Die nahegelegene prähistorische Siedlung Durrington Wells war zudem von einer gigantischen Steinreihe, einem zwei Kilometer großen „Woodhenge“ und einem „Superhenge“ aus Ritualgruben umgeben.
Mehr als 20 große Hügelgräber – mindestens
Jetzt haben Archäologen weitere Belege für die einst herausragende Bedeutung dieser Gegend entdeckt. Bei Bauarbeiten für eine neue Wohnsiedlung nahe Salisbury wurden die ersten Überreste prähistorischer Hügelgräber entdeckt. Die daraufhin folgenden Ausgrabungen enthüllten ein ausgedehntes Gräberfeld aus mehr als 20 dieser zwischen zehn und 50 Meter großen runden Grabbauten aus Erde und Steinen. „Die Hügelgräber sind in kleinen Clustern gruppiert – entweder paarweise oder in Sechsergruppen“, berichtet das Team von Cotswolds Archeology.
Die meisten dieser Hügelgräber sind rund 4.000 Jahre alt und stammen aus der frühen Bronzezeit, wie Funde von typischen Keramik-Grabbeigaben der Glockenbecherkultur nahelegen. Trotz Jahrtausenden des Überpflügens sind bei zehn dieser Grabhügel noch die einst in ihrem Zentrum bestatteten Toten erhalten, in drei Hügelgräbern entdeckten die Archäologen Reste von nach dem Tod verbrannten Leichen.
Töpferwaren aus der Zeit von Stonehenge
Unterhalb der Hügelgräber sind jedoch auch Reste älterer, aus der Jungsteinzeit stammender Gruben erhalten. In einigen von ihnen entdeckten die Archäologen Keramik-Scherben der sogenannten Grooved-Ware-Kultur. Diese vor rund 5.000 Jahren auf den schottischen Orkney-Inseln entstandene Töpfertechnik war am Ende der Jungsteinzeit auf den Britischen Inseln weit verbreitet. „Dies ist auch der Keramiktyp, der von den Erbauern von Stonehenge und den große Kreisanlagen von Durrington Wells und Avebury verwendet wurde“, erklären die Archäologen.
In den neolithischen Gruben des Gräberfelds entdeckten die Forschenden auch Reste zerbrochener und verbrannter Objekte sowie einige noch rätselhafte Relikte: einen merkwürdigen Tonball, ein winziges Feuersteinsägeblatt, drei steinerne Pfeilspitzen und die Schale einer Jakobsmuschel. Ob diese Gegenstände einst dort rituell deponiert oder einfach nur weggeworfen wurden, ist noch unklar.
Ähnliches gilt für weitere Funde in diesen Gruben: „Eine dieser neolithischen Gruben enthielt einen Haufen Hirschgeweihe – einem damals begehrten und vielgenutzten Material für die Herstellung von Werkzeugen wie Hacken, Rechen, Nadeln, Kämmen. Sie waren aber auch Teil ritueller Aktivitäten“, erklären die Archäologen.
Ein Massengrab und ein fremdes Kind
Eines der Hügelgräber ist besonders interessant: „In der Nähe seines Zentrums liegt ein Massengrab, das die knöchernen Überreste von Erwachsenen und Kindern enthält“, berichtet das Team. „Solche Gräber sind sehr selten.“ Woran diese Menschen einst starben und warum sie gemeinsam bestattet wurden, ist noch offen, ebenso das genaue Alter des Massengrabs. Die Archäologen vermuten aber, dass dieses Hügelgrab schon in der Jungsteinzeit angelegt wurde. Darauf deutet unter anderem die ursprünglich ovale Form des Ringgrabens hin, die später zu einem kreisförmigen Graben verändert wurde.
Ebenfalls ungewöhnlich ist ein weiteres Hügelgrab in der sogenannte Area 2 des Gräberfelds. Es wurde so in den Kalkuntergrund eines Hangs eingegraben, dass es vom Tal aus besonders gut zu sehen ist. „Im Zentrum dieses Hügelgrabs war das Grab eines Kindes, das dort mitsamt einem Nahrungsgefäß des ‚Yorkshire‘-Typs bestattet worden war“, berichten die Archäologen. „Wie der Name nahelegt, war diese Art des Keramikgefäßes eher in Nordengland zu finden – dies könnte darauf hindeuten, dass Menschen damals über größere Entfernungen hinweg reisten.“
Nähere Untersuchungen des Kinderskeletts unter anderem mithilfe von Isotopenanalysen sollen nun verraten, ob es lokaler Herkunft war oder möglicherweise ebenfalls aus Nordengland stammte. „Derjenige, der das Gefäß mit dem Kind begrub, war aber in jedem Falle mit Töpfertechniken nichtlokalen Typs vertraut“, so Cotswolds Archeology. „Nachdem unsere Ausgrabungen allmählich zum Ende kommen, wird nun unser Analyseteam damit beginnen, die Funde zu untersuchen und zu erforschen.“
Quelle: Cotswolds Archeology