Medizin

Hundenasen sollen Long Covid aufklären helfen

Hunde erschnüffeln Duftsignatur von Post Covid und sollen bei der Ursachensuche helfen

Hund beim SChnüffeln
Ein auf Covid-19 trainierter Spürhund erschnüffelt Post Covid. © Klinik für Kleintiere/ Tierärztliche Hochschule Hannover

Charakteristischer Geruch: Hunde können erschnüffeln, ob ein Mensch am Post-Covid-Syndrom leidet oder nicht. Ihre feine Nase unterscheidet den Duft der Betroffenen mit 86- bis 94-prozentiger Trefferquote von Proben gesunder oder akut am Coronavirus erkrankter Menschen. Doch welche flüchtigen Moleküle dabei Long Covid beziehungsweise Post Covid anzeigen, ist noch unklar. Eine Folgestudie soll dies nun klären und auch, ob sich die Geruchssignatur des chronischen Erschöpfungssyndroms von Post Covid unterscheidet.

Die Corona-Pandemie ist zwar offiziell vorbei, aber viele Menschen leiden noch immer an den Folgen: Zwischen drei und 13 Prozent der einstigen Covid-Patienten leiden auch Monate später unter teils schwerwiegenden Symptomen, darunter Erschöpfung, Schmerzen und neurologischen Ausfällen. Wegen der Symptomvielfalt und der oft unspezifischen Beschwerden ist die Diagnose des Post-Covid-Syndroms komplex und schwierig – auch, weil die Ursachen dieser Spätfolgen erst in Teilen geklärt sind:

Während es bei einigen Post-Covid-Betroffenen Hinweise auf chronisch-entzündliche Prozesse oder Autoimmunreaktionen gibt, wurden bei anderen Mikrothromben in den kleinen Blutgefäßen verschiedener Organe nachgewiesen. Auch eine latente Persistenz des Coronavirus SARS-CoV-2 oder eine Aktivierung anderer ruhender Viren wie dem Epstein-Barr-Virus werden als mögliche Ursachen diskutiert.

Hundenasen als Post-Covid-Tester

Hilfe bei der Ursachenfahndung sollen nun vierbeinige Assistenten leisten: Hunde, die schon auf das Erschnüffeln der akuten Coronavirus-Infektion trainiert waren und die jetzt auch als Post-Covid-Schnüffler zum Einsatz kommen. Ein Team um Friederike Twele von der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) hatte bereits vor ein paar Monaten in einem Projekt ermittelt, ob und wie gut die von ihnen trainierten Hunde Post Covid am Geruch erkennen können.

Für die Tests sollten die neun Hunde Geruchsproben von Post-Covid-Patienten entweder von den Proben akut erkrankter Covid-19-Patienten oder aber von Geruchsproben gesunder, noch nie mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizierter Kontrollpersonen unterscheiden. Es zeigte sich: In Kombination mit den negativen Kontrollproben erkannten die Hunde im Schnitt 94 Prozent der Long-Covid-Proben korrekt, im Vergleich mit Proben akut Infizierter sank die Sensitivität auf immer noch gute 87 Prozent.

Signatur subtiler Stoffwechselveränderungen

Die Hunde erkennen Post Covid dabei vermutlich an charakteristischen Veränderungen der flüchtigen organischen Verbindungen (Volatile Organic Compounds, VOC), die wir Menschen über Haut, Atem oder Körperflüssigkeiten freisetzen. Diese durch Stoffwechselprozesse erzeugten Mischungen von Geruchsstoffen werden offenbar durch akutes Covid-19, aber auch durch die Spätfolgen beim Post Covid auf spezifische Weise modifiziert.

„Auch, wenn wir noch nicht entschlüsselt haben, wie Hunde Corona so präzise erschnüffeln können, sind wir uns sicher, dass sie uns helfen werden, das Post-Covid-Syndrom weiter zu erklären und damit die zukünftige Diagnostik zu verbessern“, sagt Alexandra Dopfer-Jablonka von der Medizinischen Hochschule Hannover. Dafür wird das Forschungsteam im Projekt Dogolomics“ genauer aufschlüsseln, an welchen welche Komponenten die Hunde das Post-Covid-Syndrom erkennen. Sie wollen zudem untersuchen, ob die Tiere die in vielen Symptomen sehr ähnlichen Krankheitsbilder des chronischen Erschöpfungssyndroms (CFS) und des Sjögren-Syndroms von Post Covid unterschieden können.

Welche Moleküle sind die entscheidenden?

Das Ziel des aktuellen Projekts ist es, die von den Hunden erkannte zentrale Geruchsstruktur von Post Covid zu entschlüsseln. Dafür werden die Forschenden einzelne Moleküle oder Molekülkombinationen aus den Geruchsproben von Patienten isolieren und prüfen, ob die Hunde dann die Krankheitsbilder noch immer erkennen können. Nach und nach könnte sich so zeigen, welche Geruchsstoffe verändert sind.

Über diese chemischen Indikatoren wäre es dann möglich, umprogrammierte Stoffwechselwege bei Post-Covid-Betroffenen zu identifizieren. Das könnte den Grundstein für eine schnelle und zuverlässige Diagnose legen. (Frontiers in Medicine, 2022; doi: 10.3389/fmed.2022.877259)

Quelle: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

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