Biochemie

Handgeruch verrät unser Geschlecht

Neue Methode der Duftstoffanalyse könnte bald sogar Straftäter überführen

GEruch der Hand
Der Geruch unserer Hände verrät, wer wir sind – und auch unser Geschlecht. © Eduardo Merille, Florida International University /CC-by 4.0

Geruch als Personalausweis: Forschenden ist es gelungen, das Geschlecht von Personen nur anhand ihres Handgeruchs zu bestimmen. Mit einem eigens dafür entwickelten Modell erzielten sie eine Trefferquote von über 96 Prozent. In Zukunft könnte diese Methode unter anderem dabei helfen, Täter auf Basis ihrer am Tatort hinterlassenen Duftstoffe zu identifizieren. Denn der Geruch eines Menschen ist so individuell wie sein Fingerabdruck.

Um einen Täter zu überführen, sichert die Polizei Spuren am Tatort. Meist handelt es sich dabei um Fingerabdrücke oder DNA in Form von Hautschüppchen oder einzelnen Haaren. Doch ein Täter hinterlässt noch weitere Spuren, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind: seinen Geruch. Dieser ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Wissenschaftler forschen daher schon lange daran, Menschen anhand ihres Körpergeruchs eindeutig zu identifizieren. Von besonderem Interesse ist dabei das Geruchsprofil der Hände, weil diese beim Begehen einer Straftat meist eine entscheidende Rolle spielen.

Geruchszusammensetzung
Der Geruch jeder Person setzt sich individuell zusammen. In der Abbildung sind die chemischen Verbindungen zu sehen, die den Handgeruch von verschiedenen Probanden charakterisierten. © Frazier et al./ PLoS ONE /CC-by 4.0

Duftende Statistik

Ein großer Schritt in Sachen Geruchsforschung ist nun einem Team um Chantrell Frazier von der Florida International University gelungen. Es hatte nach einer Methode gesucht, das Geschlecht eines Menschen nur anhand seines Handgeruchs zu identifizieren. Um diesen Geruchscode zu knacken, analysierten die Forschenden zunächst, wie sich der Handflächengeruch von 60 Versuchspersonen – zur Hälfte männlich, zur Hälfte weiblich – zusammensetzte.

Die flüchtigen Duftstoffe, die von unseren Handflächen ausgehen, gehören verschiedenen Klassen organischer Verbindungen an, darunter Säuren, Alkoholen und Aldehyden. Der Anteil der verschiedenen chemischen Substanzen in der individuellen Duftmischung ist bei jedem Menschen etwas anders. Diese Vielfalt machte es bisher schwer, klare Geschlechtsunterschiede zu erkennen.

Frazier und ihre Kollegen nutzten deshalb computergestützte statistische Analysen, um Korrelationen in den Geruchsprofilen zu erkennen. Von besonderer Bedeutung war dabei die Allgemeine Lineare Diskriminanzanalyse. Mit ihr lassen sich lineare Kombinationen von Merkmalen finden, die zwei oder mehr Klassen charakterisieren. Im Falle der Geruchsforschung sollte sie dabei helfen, für die beiden Geschlechter charakteristische Handgeruchsmuster zu identifizieren.

Handgeruch verrät Geschlecht

Und tatsächlich: Die statistische Analyse konnte das Geschlecht einer Person allein anhand des Handgeruchs mit einer Genauigkeit von 96,67 Prozent vorhersagen, wie Frazier und ihre Kollegen berichten. Demnach ließen sich mit ihrem Modell 29 der 30 Frauen korrekterweise als weiblich identifizieren und ebenso viele Männer als männlich. Lediglich zwei Personen wurden hinsichtlich ihres Geschlechts vertauscht.

„Die Fehlklassifizierung der beiden Proben könnte mit der Häufigkeit einer bestimmten Verbindung oder einer Gruppe von Verbindungen zusammenhängen, die dem Profil eines männlichen Probanden ähneln, oder umgekehrt dem eines weiblichen Probanden. Eine weitere Analyse, welche Verbindungen dafür verantwortlich sein könnten, muss noch ausgewertet werden“, so das Forschungsteam.

Geplanter Einsatz in der Forensik

In Zukunft könnte das von Frazier und ihren Kollegen entwickelte Modell bei der Aufklärung von Kriminalfällen zum Einsatz kommen. Kombiniert man es mit Methoden, die das Alter und die Abstammung des Täters anhand seines Geruchs offenbaren, würde das bereits eine ganze Reihe von Informationen über ihn preisgeben. Und zwar selbst dann, wenn er am Tatort keinerlei Fingerabdrücke oder DNA hinterlassen hat. (PLoS ONE, 2023; doi: 10.1371/journal.pone.0286452)

Quelle: PLoS ONE

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