Der Weg aller bei einer Ausgrabung gesammelten Daten und Informationen endet aber keineswegs nur in einer Datenbank oder einem digitalen Archiv. Er führt unter anderem tiefer in die iDAI.world, eine digitale Plattform des Deutschen Archäologischen Instituts, in die Daten aller Projekte und Ausgrabungen eingepflegt sind.
Interaktive Karten machen die Informationen zugänglich
So stellt die archäologische Karte von Pergamon auf dem iDAI.geoserver alle bekannten archäologischen Strukturen der antiken Stadt in einem interaktiven, dreisprachigen WebGIS dar. Bei jedem Kartenupdate werden die weißen, noch unerforschten Bereiche Pergamons auf der Karte etwas kleiner oder bereits dargestellte Gebäude aufgrund neuer Forschungen verändert und ergänzt.
Die Karte dient aber insbesondere als Ausgangspunkt wissenschaftlicher Forschung, indem sie mit weiterführenden Informationen in der iDAI.world vernetzt ist. Über iDAI.objects können beispielsweise Archivfotos, Pläne und Literatur zu dargestellten Gebäuden, Straßen oder Befunden erkundet werden.
Mehr Transparenz für die Forschung
Für die Analyse des stetig wachsenden Datenschatzes werden ständig neue digitale Forschungswerkzeuge entwickelt und etablierte Verfahren optimiert. Mit Hilfe GIS-basierter räumlicher Analysen wurden zuletzt befestigte Siedlungen bezüglich ihrer Funktion bei der Überwachung und Kontrolle der pergamenischen Landschaft untersucht. Neue Erkenntnisse zur ökologischen Tragfähigkeit jener Landschaft lieferten zuletzt auch komplexere, quantitative Modellierungen verschiedener Szenarien landwirtschaftlicher Produktion.
Diese Methoden ermöglichen es uns, neue Perspektiven einzunehmen und neue Wege bei der Beantwortung aktueller Forschungsfragen zu gehen. Ein Fokus liegt dabei auf der Transparenz und Reproduzierbarkeit der Informationen. Das bedeutet, dass Forschungsdaten und Analysen parallel zur Publikation in digitalen Repositorien zugänglich gemacht werden und dadurch für jede Forscherin und jeden Forscher nachvollziehbar sind – eine wesentliche Voraussetzung für die Zuverlässigkeit digitaler Methoden und guter wissenschaftlicher Forschung.
Was bringt die Zukunft?
Der Einsatz digitaler Technologien in Pergamon und in der archäologischen Forschung ganz allgemein ist heute zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Innovative Methoden der Datenerfassung und -analyse eröffnen ständig neue Möglichkeiten und Perspektiven zur Erforschung der Vergangenheit.
Was vor gerade einmal 20 Jahren mit der Frage nach ausreichendem Speicherplatz auf einer einzigen Festplatte im Grabungshaus begann, entspricht heute der Diskussion darum wie Künstliche Intelligenz uns in Zukunft dabei helfen wird, Fundmaterial zu klassifizieren, antike Strukturen oder Landschaften zu rekonstruieren oder große Datenmengen zu analysieren und Muster und Beziehungen zu erkennen.
Von der einstigen Festplatte übrig geblieben ist nur noch ihr damals festgelegter Laufwerksbuchstabe „M“. Er wird noch heute im täglichen Sprachgebrauch des Projektes als Synonym für die Datensammlung der Pergamongrabung verwendet.