Raumfahrt

Russland startet zum Mond

Unbemannte Mondsonde Luna-25 soll in der lunaren Südpol-Region landen

Mond-Südpol und Luna.-25
Russland will nach fast 50 Jahren erstmals wieder eine unbemannte Sonde auf dem Mond landen. Luna-25 (hier ein Modell) soll in der lunaren Südpolregion aufsetzen. © NASA/ Pline, CC-by-sa 4.0

Unterwegs zum Mond: Am 11. August gegen 01:10 Uhr unserer Zeit ist die unbemannte russische Mondsonde Luna-25 zum Erdtrabanten gestartet – es ist die erste russische Mondmission seit fast 50 Jahren. Ziel von Luna-15 ist eine Landestelle in der lunaren Südpolregion. Dort soll die Sonde mit ihren acht wissenschaftlichen Instrumenten und einem Roboterarm den polaren Regolith untersuchen. Die Missionszeit ist auf mindestens ein Jahr ausgelegt. Die Mondmission ist Teil des neuen russischen Mondprogramms, dessen Ziel eine bemannte Mondstation bis 2040 sein soll.

(Upgedatet am 11.8.)

Der neue Wettlauf zum Mond ist in vollem Gange: Nach 50 Jahren Pause wollen gleich mehrere Länder wieder zurück zum Mond und dort Mondbasen errichten. Die USA planen mit ihrem Artemis-Programm eine bemannte Mondlandung schon im Jahr 2025, China will ab 2030 mit dem Bau einer Mondstation beginnen – wahrscheinlich unter Beteiligung Russlands. Und auch die Europäische Raumfahrtagentur ESA hat eine Mondbasis auf dem Wunschzettel. Bevorzugter Standort für all diese Missionen ist die Südpolregion des Mondes, weil es dort Wassereis und möglicherweise geschützte Lavahöhlen gibt.

Allerdings ist schon eine unbemannte Mondlandung nicht einfach, wie mehrere gescheiterte Landeversuche von Sonden Indiens, Japans und Israels in den letzten Jahren demonstriert haben.

Landestellen
Als primäre Landestelle ist ein Gebiet nördlich des Boguslawsky-Kraters geplant. Als Ausweichort dient eine Landestelle am Maninus-Krater. © NASA

Start zur lunaren Südpolregion

Jetzt greift auch Russland ins neue Rennen zum Mond ein: Nach fast 50-jähriger Pause setzt die russische Raumfahrtagentur Roskosmos ihr 1976 auf Eis gelegtes Luna-Programm fort und schickt erstmals wieder eine unbemannte Raumsonde zum Erdtrabanten. Luna-25 – auch Luna-Glob genannt – startete heute Nacht gegen 01:10 Uhr unserer Zeit mit einer Trägerrakete vom Typ Soyuz-2/1b vom russischen Wostotschny-Kosmodrom. Die  rund 800 Kilogramm schwere Sonde wird viereinhalb bis fünfeinhalb Tage bis zum Mond unterwegs sein.

Am Mond angekommen, soll Luna-25 abbremsen und in den Mondorbit einschwenken, bevor sie zur Landung auf die Oberfläche ansetzt. Die geplante Landestelle liegt in der lunaren Südpolregion unmittelbar nördlich des Boguslawsky-Kraters. Alternativ wurde eine Ausweich-Landestelle am nordwestlich davon gelegenen Manzinus-Mondkrater eingeplant. Sollte die Landung gelingen, soll Luna-25 mindestens ein Jahr an ihrem Standort aktiv bleiben und Untersuchungen des polaren Regoliths und des Staubs und Plasmas oberhalb der Mondoberfläche durchführen.

Untersuchung des polaren Regoliths im Fokus

Für ihre Mission ist vierbeinige Landesonde Luna-25 mit Solarpaneelen für die Energieversorgung, einem 1,60 Meter langen Roboterarm und acht wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet. Der Roboterarm trägt am Ende eine Schaufel, mit der er Regolith aus bis zu 30 Zentimeter Tiefe aufsammeln soll. Ein am Arm montiertes Infrarotspektrometer (LIS-TV-RPM) misst dabei den Gehalt von Wasser und Hydroxyl (OH) im Regolith. Ein Gammastrahlen- und Neutronen-Spektrometer (ADRON-LR) und ein thermisches Messgerät (THERMO-L) werden den Regolith vor Ort analysieren.

Die vom Roboterarm aufgenommenen, jeweils ein bis zwei Kubikzentimeter umfassenden Regolith-Proben werden in einem Laser-Massenspektrometer (LASMA-LR) auf ihre elementaren und molekularen Bestandteile hin analysiert. Zwei weitere Instrumente dienen der Untersuchung der polaren Exosphäre – der extrem dünnen Plasma- und Gashülle des Mondes. Der Teilchendetektor ARIES-L misst geladene und neutrale Teilchen, der Staub- und Mikrometeorit-Detektor PML zeichnet den Einstrom von größeren Partikeln aus dem All auf. Ergänzt wird dies durch ein Kamerasystem und einen Laser-Reflektor.

Luna-26
Die neuen Luna-Missionen waren ursprünglich unter Beteiligung der ESA geplant, hier ein Modell von Luna-26. © Pline/ CC-by-sa 4.0

Russlands Mondprogramm nach Ausstieg der ESA

Ursprünglich war die europäische Raumfahrtagentur ESA an der Luna-25-Mission beteiligt, sie sollte eine Landekamera beisteuern. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat die ESA jedoch ihre Beteiligung an den russischen Mondmissionen des Luna-Programms zurückgezogen. Inzwischen strebt Russlands Raumfahrtagentur Roskosmos für künftige Missionen eine Kooperation mit China an.

Entwickelt und gebaut wurde die Luna-25-Mondsonde vom russischen Raumfahrtunternehmen Lavochkin, das auch die Sonden für die beiden Folgemissionen Luna-26 und Luna-27 bauen wird. Luna-26 wird voraussichtlich 2027 starten und eine Orbitersonde umfassen, die den Mond in einer niedrigen polaren Umlaufbahn umkreist. Die auch Luna-Resurs-Orbiter genannte Sonde soll aus 50 bis 100 Kilometer Höhe Daten sammeln und als Relais für Landesonden dienen.

Luna-27, auch Luna-Resurs-Lander genannt, ist wieder eine Landesonde. Sie sollte ursprünglich ein von der ESA entwickeltes Bohrsystem an Bord haben, das die Entnahme von Permafrostproben aus der Mondoberfläche und ihre tiefgekühlte Analyse ermöglicht. Auch ein Navigationssystem und ein LIDAR sollten aus Europa kommen. Nach Ausstieg der ESA muss Roskosmos diese Komponenten nun ersetzen, weshalb der ursprünglich für 2028 anvisierte Start von Luna-27 auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.

Quelle: NASA, Institut Kosmicheskikh Issledovaniy (IKI), ESA

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