In Hypnose-Shows und teilweise auch in Filmen kommt es vor, dass Menschen fast instantan hypnotisiert werden. Ohne lange Entspannungssitzung oder pendelnde Objekte vor dem Auge scheinen sie in Trance zu fallen und führen dann wie willenlos Anweisungen aus. Ist das nur Show? Oder steckt mehr dahinter? Und wie willenlos sind wir unter Hypnose?
Wie versetzt man einen Menschen in Hypnose?
Die Hypnose erfordert eine Induktion – eine Einleitung, die den Übergang in den hypnotischen Zustand auslöst. In der Hypnotherapie basiert sie meist auf verbalen Entspannungsübungen und mentalen Bildern, nicht unähnlich denen beim autogenen Training oder einer Meditation. Sie versetzen den zu Hypnotisierenden in einen tiefen Entspannungszustand. Doch auch wenn diese Entspannung das Hypnotisieren erleichtert, ist sie nicht zwingend notwendig. In Studien ließen sich Testpersonen auch aus der aktiven Bewegung heraus hypnotisieren, beispielsweise beim Fahren auf einem Fahrradergometer.
Entscheidend für die Hypnoseeinleitung sind jedoch Suggestionen, die darauf abzielen, die rationalen Kontrollmechanismen zu schwächen. Dafür setzen Hypnotiseure Formulierungen ein, die die Fokussierung auf ihre Stimme und Worte und das „Loslassen“ fördern sollen: „Konzentriere Dich nur auf meine Stimme, lass geschehen, was immer geschehen wird…“ Dies begünstigt den Übergang in einen Bewusstseinszustand, in dem unsere rationale Kontrolle geschwächt ist und wir empfänglicher für Suggestionen werden.
„Die ständige Selbstreflexion fällt weg, wie: Kann ich das? Muss ich das? Soll ich das? Was werden die anderen denken? Bin ich verantwortlich für irgendwas?“, erklärt der klinische Psychologe Dirk Revenstorf von der Universität Tübingen. Dies erkläre auch, warum sich Menschen unter Hypnose leichter von Suggestionen leiten lassen.
Das Geheimnis der Blitzhypnose
Doch wie ist es mit den Hypnose-Shows, in denen der Hypnotiseur Menschen scheinbar instantan in Trance versetzen kann? Innerhalb von Sekunden, nach nur einer Geste oder einem Wort sacken die Freiwilligen in sich zusammen, vollführen absurde Verrenkungen oder werden steif wie ein Brett. Ist dies nur Humbug und Fake? Nicht ganz: Es gibt tatsächlich Methoden, mit denen man einen Menschen sehr schnell in einen hypnotischen Zustand versetzen kann. Allerdings funktioniert dies nur bei besonders empfänglichen Personen, sie machen im Schnitt rund 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung aus.
Bei Hypnose-Shows werden daher meist schon im Vorhinein Suggestibilitätstests mit dem Publikum durchgeführt – beispielsweise indem der Hypnotiseur verbal suggeriert, der ausgestreckte Arm werde steif oder schwer. Wer schon darauf gut reagiert, wird auf die Bühne gebeten. Häufig folgen dann einige Suggestionen, die die Empfänglichkeit weiter verstärken, beispielsweise: „Nur besonders intelligente Menschen sind gut hypnotisierbar. Hypnotisierbarkeit zeigt von großer Kreativität.“
Für die eigentliche Blitzhypnose nutzen die Akteure dann eine neurophysiologische Schwachstelle. Sie beruht darauf, dass unsere Anfälligkeit für Suggestionen bei Desorientierung und Überraschung stark erhöht ist. Wenn automatisierte Routinen, beispielsweise das Händeschütteln, auf unerwartete Weise durchbrochen werden, reagiert das Nervensystem mit einer Art Notprogramm, in dem viele normale Kontrollinstanzen deaktiviert sind. Diese Affektreaktion öffnet ein Schlupfloch, um hypnotische Befehle hindurchzulassen und die Testperson in einen beeinflussbaren Zustand zu versetzen.
Als Überraschungsmoment kann dabei schon ein plötzlicher Ausruf oder eine Abweichung bei der normalen Handschüttelroutine reichen. Ein ähnlicher Effekt tritt ein, wenn unser Gleichgewicht abrupt gestört wird. Dafür bringen Show-Hypnotiseure ihre „Opfer“ beispielsweise durch Druck auf den Kopf dazu, nach hinten zu kippen. Begünstigt wird die Blitz-Hypnose auch dadurch, dass die Freiwilligen durch die ungewohnte Bühnensituation ohnehin Adrenalin ausschütten und unter Erwartungsdruck stehen. Diese Stresssituation kann die Suggestibilität ebenfalls erhöhen.
Wer ist anfällig für eine Hypnose?
Doch wer ist für Hypnose empfänglich? Studien zufolge sind rund 15 bis 20 Prozent der Menschen stark anfällig für hypnotische Suggestionen, weitere 15 bis 20 Prozent reagieren dagegen kaum auf Hypnoseversuche, der Rest bewegt sich dazwischen. Entgegen landläufiger Meinung spielen dafür jedoch Persönlichkeitsmerkmale, Intelligenz oder Geschlecht keine signifikante Rolle. Menschen, die sich selbst als rational und kritisch einschätzen, können demnach durchaus zu den besonders Hypnose-Empfänglichen gehören.
Welche neuropsychologischen Merkmale hinter der Anfälligkeit stecken, ist bislang strittig und nur in Teilen geklärt. Es gibt einige Studien, die einen Zusammenhang mit der Fähigkeit zur Absorption zeigen, der Fähigkeit, sich so auf eine Tätigkeit oder Sache zu konzentrieren, dass man im „Flow“ ist und alles um sich herum vergisst. „Mit dieser Eigenschaft verknüpft ist eine Offenheit dafür, in einer Reihe von Situationen emotionale und kognitive Veränderungen zu erfahren“, erklären die Psychologen Amanda Barnier und David Oakley in der „Encyclopedia of Consciousness“. Allerdings sei auch dieser Zusammenhang eher schwach.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass hochgradig hypnotisierbare Menschen dazu neigen, Informationen stärker automatisiert zu verarbeiten und auch neue Fähigkeiten schneller zu lernen und zu automatisieren als andere. „Dies deutet darauf hin, dass Hypnose und Hypnotisierbarkeit eng mit den allgemeinen Prozessen der Aufmerksamkeit verknüpft sind“, so Barnier und Oakley. Dennoch gibt es bisher keine allgemeingültigen Anzeichen dafür, ob ein Mensch gut oder schlecht hypnotisierbar ist. Zeigen kann dies nur die Reaktion auf entsprechende Suggestionen.