Biologie

Invasive Schönheit

Ein holzfressender Pilz auf Siegeszug durch die Welt

Holzpilz
Fruchtkörper des Orangeroten Porenhelmlings (Favolaschia calocera) auf Totholz. © Cornelia Sattler/ BMC Ecology and Evolution, CC-by 4.0

Diese leuchtend orangefarbenen Gebilde zeugen von der Präsenz eines bedrohlichen Eindringlings. Denn es handelt sich um die Fruchtkörper des Orangeroten Porenhelmlings (Favolaschia calocera) – eines invasiven holzfressenden Pilzes. Er hat sich von Madagaskar aus über die Welt verbreitet und droht, heimische Holzpilze zu verdrängen. Der Biologin Cornelia Sattler von der australischen Macquarie University hat der Pilz nun den ersten Platz im Fotowettbewerb des Magazins „BMC Ecology and Evolution“ eingebracht.

Ob eine Säugetier-fressende Giftspinne, die Beifuß-Ambrosie oder amerikanische Flusskrebse: All diese Arten haben sich weit über ihre ursprüngliche Heimat hinaus ausgebreitet und gelten als invasive Spezies. Denn oft haben sie in den neu von ihnen besiedelten Regionen keine natürlichen Feinde und sind heimischen Spezies mit ähnlichen ökologischen Nischen überlegen. Solche invasiven Spezies gelten daher als potenziell Bedrohung für die Artenvielfalt der betroffenen Regionen und viele seltene Arten weltweit.

Ein Holzpilz auf dem Vormarsch

Diese Aufnahme zeigt einen weiteren biologischen Invasor: den Orangeroten Porenhelmling (Favolaschia calocera). Dieser Pilz ernährt sich von verrottendem Holz und macht sich dabei meist erst dann bemerkbar, wenn seine leuchtend orangefarbenen, fünf bis 30 Millimeter großen Fruchtkörper aus dem befallenen Holz auswachsen. Besonders gut gedeiht der Pilz in Lebensräumen, die stark vom Menschen gestört sind, darunter stark bewirtschaftete Forste, zugewachsene Straßenböschungen oder überwucherte Wege.

Ursprünglich war der farbige Holzpilz nur aus Madagaskar bekannt, doch seit den 1950er Jahren hat ein sich rasant über die Welt verbreitet: Er kommt inzwischen in Neuseeland und Australien vor, aber seit 1999 auch in Europa. Hier hat er sich von Italien über Spanien weiter nach Frankreich, Portugal und Großbritannien ausgebreitet. 2019 wurde der invasive Pilz auch in Belgien, 2020 in den Niederlanden gesichtet.

Schön, aber gefährlich

„Trotz seines unschuldigen und schönen Aussehens ist der Orangerote Porenhelmling eine invasive Art, die andere Pilze verdrängt und die sich immer weiter auch im australischen Regenwald ausbreitet. Einschleppt werden seine Sporen dabei oft durch den Menschen“, sagt die Biologin Cornelia Sattler von der Macquarie University. „Es ist sehr wichtig, diesen Pilz und seinen Vormarsch zu überwachen, um die Artenvielfalt Australiens zu schützen.“

Die Biologin hat diesen Pilz im Rahmen ihrer Forschung fotografiert und dieses Bild beim alljährlichen Fotowettbewerb des Fachmagazins „BMC Ecology and Evolution“ eingereicht – mit Erfolg: Sie gewann damit den ersten Preis. „Dieses Foto gibt uns einen Einblick in die Welt der Pilze – Organismen, die faszinierend und doch unterschätzt und zu wenig erforscht sind“, kommentiert Jury-Mitglied Arne Traulsen das Gewinnerbild.

Der Fotowettbewerb des Fachmagazins versteht sich als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Kunst: Er soll Ökologen, Evolutionsbiologen und Paläontologen die Möglichkeit geben, ihre Forschung auf kreative Weise vorzustellen. Ausgewählt werden die in mehreren Kategorien gekürten Gewinnerbilder von einer Jury aus den Editoren des Magazins.

Quelle: BMC Ecology and Evolution

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