Raumfahrt

Indien: Erst der Mond, jetzt die Sonne

Indisches Sonnenobservatorium Aditya-L1 erfolgreich gestartet

Aditya
Die Raumsonde Aditya-L1 ist die erste Sonnenforschungsmission Indiens. Ihr Start am 2. September 2023 war erfolgreich. © ISRO

Noch ein Erfolg für die indische Raumfahrt: Am Samstag, 2.September, ist das erste indische Sonnenobservatorium erfolgreich ins All gestartet. Die Sonde Aditya-L1 umkreist den 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Lagrangepunkt 1, von dem aus sie einen besonders guten Blick unseren Heimatstern hat. Der indische Sonnensatellit hat unter anderem ein UV-Teleskop, mehrere Spektrometer und Teilchendetektoren an Bord und soll vor allem die solare Korona und ihre elektromagnetische Aktivität erforschen helfen.

Lange spielte Indien in Raumfahrt und Weltraumforschung nur eine untergeordnete Rolle, doch jetzt holt der Subkontinent rasant auf: 2014 erreichte erstmals eine indische Raumsonde den Mars um und war bis 2022 in seinem Orbit aktiv. Vor wenigen Tagen, am 23. August 2023, ist dann die indische Raumsonde Chandrayaan-3 auf dem Mond gelandet, dies macht Indien zur erst vierten Raumfahrtnation, der dies gelingt.

Flugbahn von Aditya-L1
Nach dem Start absolvierte Aditya-L1 mehrere Erdumläufe, bevor sie auf Kurs zum Lagrangepunkt L1 einschwenkte. Dort wird sie in rund 130 Tagen ankommen. © ISRO

Von Indien zum Lagrangepunkt L1

Jetzt folgte der nächste Meilenstein: Indien hat erstmals ein Sonnenobservatorium ins All gebracht. Am 2. September gegen 18:20 Uhr unserer Zeit startete die nach einer indischen Sonnengöttin benannte Sonde Aditya-L1 vom indischen Weltraumbahnhof auf der Insel Sriharikota. Die in Indien entwickelte Trägerrakete PSLV brachte die Sonde wie geplant zunächst in den Erdorbit. Indien ist damit nach den USA, Europa, China und Japan die fünfte Nation, die einen Sonnenforschungs-Sonde ins All gestartet hat.

Aditya-L1 hat nach ihrem Start mehrere Erdumkreisungen absolviert, bevor sie mithilfe eines Transfer-Manövers auf die Route zum Lagrangepunkt L1 einschwenkte. L1 liegt rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt Richtung Sonne. Er repräsentiert eine Region im All, in der sich die Anziehungskräfte von Sonne und Erde etwa die Waage halten. Das ermöglicht es Raumsonden, mit minimalem Aufwand um diese Punkt zu kreisen, und gibt ihnen gleichzeitig optimale Sicht auf die Sonne.

Datentransfer mit Unterstützung der ESA

Wenn alles glatt geht, wird die indischen Sonde Aditya-L1 ihren Einsatzort am Lagrangepunkt L1 in rund 130 Tagen erreichen. Dort wird sie in einen sogenannten Halo-Orbit einschwenken, eine Umlaufbahn, die in wechselnder Ausrichtung um das Schwerpunktzentrum des Lagrangepunkts führt. Wenn dieses Manöver gelingt, wird die indische Sonnensonde den vier zurzeit ebenfalls dort stationierten Observatorien Gesellschaft leisten: dem ESA-Sonnenobservatorium SOHO, dem NASA-Weltraumwetter-Satelliten DSCOVR und zwei weiteren NASA-Sonden (ACE und WIND).

Die erste indische Sonnenmission wird der europäischen Raumfahrtagentur ESA unterstützt. Sie half im Vorfeld bei der Kalkulation der Flugbahn und wird während der Mission Teleskope ihres Deep Space Netzwerks für die Datenübertragung zur Verfügung stellen. „Für die Aditya-L1-Mission werden unsere drei 35-Meter-Antennen in Australien, Spanien und Argentinien zum Einsatz kommen, außerdem Empfangsstationen in Kourou und Großbritannien“, erklärt Ramesh Chellathurai, für die ISRO-Kooperation zuständiger Mitarbeiter der ESA.

Sonnenwind, Korona und Teilchenströme im Blick

Wissenschaftliches Ziel der Aditya-Mission ist es, mehr über die solare Korona und die mit der Sonnenaktivität verknüpften Prozesse herauszufinden. Dafür hat Aditya-L1 sieben wissenschaftliche Instrumente an Bord. Neben einem UV-Teleskop und einer Koronagrafen-Kamera gehören dazu mehrere Spektrometer, ein Instrument zur Messung von Magnetfeldern und zwei Teilchendetektoren, die Elektronen, Protonen und schwere Ionen aus dem Sonnenwind einfangen und messen.

„Die Instrumente von Adityas Nutzlast sollen entscheidende Informationen zum Verständnis der Korona-Heizung, von koronalen Massenauswürfen, Pre-Flare und Flare-Aktivitäten und ihren Merkmalen liefern“, erklärt die indische Raumfahrtorganisation ISRO. Damit soll die Sonnensonde auch dazu beitragen, Sonnenstürme besser vorhersagbar zu machen.

Quelle: ISRO, ESA

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Im Fokus: Sonnensystem - Eine Reise durch unsere kosmische Heimat Von Nadja Podbregar und Dieter Lohmann

Top-Clicks der Woche