Dass die Spermienqualität im Laufe der Zeit abgenommen hat, lässt sich zwar einerseits mit Umweltfaktoren wie Chemikalien, Luftverschmutzung und steigenden Temperaturen erklären, andererseits aber auch mit dem individuellen Lebensstil eines Mannes.
Gewicht bestimmt Spermienzahl
Ein zentraler Faktor, mit dem man die Qualität der eigenen Spermien beeinflussen kann, ist das Gewicht. „Der Body-Mass-Index (BMI) spielt eine entscheidende Rolle für die Anzahl gesunder, normal gestalteter Spermien pro Samenerguss“, erklärt Uwe Paasch von der Leipziger Universitätsklinik. Demnach würden sowohl extremes Unter- als auch Übergewicht die Spermienqualität deutlich verschlechtern, indem die Bildung neuer Samenzellen gestört wird.
Wer sich häufig von Fastfood ernährt, verändert damit außerdem das Muster der DNA-Anhänge in seinen Spermien. Diese genetische Modifizierung beeinflusst die Genaktivität und wird auch an den Nachwuchs weitergeben, wie Experimente an Ratten zeigen. Unter anderem kamen die Rattenjungen mit einem gestörten Zucker- und Fettstoffwechsel zur Welt und neigten später zu Diabetes.
Joint als Verhütungsmittel
Neben ungesunder Ernährung beeinflusst auch der Drogenkonsum die eigene Fruchtbarkeit. So wirken sich etwa Alkohol und Zigaretten negativ auf die Spermienqualität aus und für den Fall, dass es doch zu einer Befruchtung kommt, auch auf die Gesundheit des Kindes. Zum Beispiel scheint es einen Zusammenhang zwischen angeborenen Herzfehlern und dem Trinkverhalten des Vaters vor der Schwangerschaft zu geben.
Nochmal schwerwiegendere Folgen als Rauchen und Trinken hat allerdings der Cannabiskonsum. Einer Studie zufolge besitzen diejenigen Männer, die in den drei Monaten vor einer Samenspende Cannabis geraucht haben, oft nicht einmal mehr vier Prozent gesunde Spermien. Der Rest ist deformiert und häufig zu klein. „Cannabis-Nutzer wären daher gut beraten, wenn sie mit der Droge aufhören, bevor sie planen, eine Familie zu gründen“, sagt Studienleiter Allan Pacey von der University of Sheffield.
Ein weiterer schädlicher Einfluss unseres Alltags, auf den wir allerdings oft weniger Einfluss haben als auf Ernährung und Drogenkonsum, ist Stress. Studien zufolge führt Stress dazu, dass insgesamt weniger Spermien vorhanden sind, dafür aber mehr fehlgebildete. Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass sich der Stress des Vaters über die Spermien auf den Nachwuchs übertragen kann. So reagierten die Nachkommen gestresster Mäuseväter in Experimenten nicht so souverän auf psychische Belastungen wie Tiere mit entspannten Vätern.
Auch die männliche Uhr tickt
Darüber hinaus beeinflusst auch das Alter die Fruchtbarkeit eines Mannes mehr als gemeinhin angenommen. Da Männer anders als Frauen auch noch im hohen Alter Kinder zeugen können, spricht man bei ihnen nur selten von der berühmt-berüchtigten tickenden Uhr. Doch es gibt sie. Mit zunehmendem Alter geht auch bei Männern die Spermienproduktion und Fruchtbarkeit immer weiter zurück.
Männer, die schon in jungen Jahren wenige funktionsfähige Spermien hatten, können somit im Alter gänzlich in die Unfruchtbarkeit rutschen. Und da Eltern bei der Geburt ihres ersten Kindes im Schnitt immer älter werden, fällt dies zunehmend auf.