Das perfekte Rezept: Fast alle rosa Diamanten weltweit stammen aus nur einer einzigen Lagerstätte in Australien. Warum dieses Diamantvorkommen so viele farbige Diamanten enthielt, haben nun Geologen aufgeklärt. Demnach kamen in Argyle gleich drei günstige Faktoren zusammen: Zuerst gelangte Kohlenstoff in große Tiefe, dann verzerrte eine Kontinentkollision das Kristallgitter der Diamanten und machte sie farbig. Der dritte Faktor – ein Dehnen der Erdkruste – bahnte dann dem diamanthaltigen Magma den Weg nach oben.
Die größten und reinsten Diamanten haben besonders tiefe Wurzeln: Sie entstehen, wenn Kohlenstoff bis in mehr als 500 Kilometer Tiefe gelangt und dort zur kompakten Diamantstruktur verdichtet wird. Auch die seltenen blauen Diamanten haben ihren Ursprung in diesen Tiefen. Die meisten heute bekannten Diamantlagerstätten liegen deshalb in Kratonen, den tiefreichenden Wurzeln der Kontinente, in denen die Diamanten entstanden und dann von urzeitlichen Vulkanen an die Oberfläche befördert wurden.
Schatzkammer für rosa Diamanten
Doch ausgerechnet eine der größten und ergiebigsten Diamantlagerstätten weltweit passt nicht in dieses Bild: das Argyle-Vorkommen in Westaustralien. Dort wurden bis zur Schließung der Mine im Jahr 2020 im Schnitt mehr als 20 Karat Diamant pro Tonne Gestein gefunden und rund 90 Prozent aller farbigen Diamanten weltweit stammen aus dieser 1979 entdeckten Lagerstätte. Auch die seltenen und hochbegehrten rosa Diamanten haben ihren Ursprung fast alle in der Argyle-Mine.
Aber warum? Eigentlich dürfte es in diesem Gebiet gar keine Diamanten geben, denn die Argyle-Lagerstätte liegt nicht in einem Kraton, ist jünger als die anderen Vorkommen und enthält auch kein Kimberlit, das als besonders diamantreiches Mineral gilt. Stattdessen liegt das Diamantvorkommen genau zwischen zwei Kratonen in einer alten Nahtstelle zwischen zwei urzeitlichen Landmassen. „Argyle liegt an der Stelle, an der die Kimberley-Region und der Rest Nordaustraliens einst aufeinanderprallten“, erklärt Erstautor Hugo Olierook von der Curtin University in Perth.