Als Frau hatte es Marie Curie nicht nur im Studium, sondern auch in der Männerdomäne Wissenschaft nicht leicht. Einige ihrer Karriereschritte beschritt sie sogar als erste Frau überhaupt.
Beim Abschluss ihrer Promotion 1903 war Marie Curie eine der ersten Frauen in Frankreich, die einen Doktortitel in den Naturwissenschaften erhielten (die erste war 1888 die Biologin Louise-Amélie Leblois). Zu dieser Zeit promovierten generell nur wenige Frauen in Europa.
Nachdem die Ergebnisse des Ehepaars Curie von Henri Becquerel bekannt gemacht worden waren, stellte sich auch die erste Anerkennung für Maries Forschungsarbeit ein: Sie wurde mit mehreren Fachpreisen für Physik ausgezeichnet, darunter die Davy-Medaille von der Londoner Royal Society.
1903: Nobelpreis in Physik
Gemeinsam mit Becquerel erhielten die Curies zudem 1903 den Nobelpreis für Physik „für die Entwicklung und Pionierleistung auf dem Gebiet der spontanen Radioaktivität und der Strahlungsphänomene“, wie es in der Begründung der Nobelstiftung heißt. Kurz gesagt: Für die Entdeckung der Radioaktivität.
Marie Curie war damit die erste Frau, die einen Nobelpreis in einer Naturwissenschaft erhielt. Allerdings nur auf Drängen ihres Ehemanns Pierre, der sich dafür einsetzte, dass nicht nur die beiden nominierten Männer, sondern auch Marie verdienterweise den Nobelpreis erhielt. Der von Alfred Nobel gestiftete Preis wurde erst zwei Jahre zuvor erstmals überhaupt vergeben. Die Nominierung einer Frau in den Naturwissenschaften entsprach nicht dem Zeitgeist.
Mit dem Preisgeld stellten die Curies einen Assistenten für ihr privates Labor ein. Infolge des Ruhms erhielt Pierre Curie zudem 1904 eine Professur für allgemeine Physik an der Sorbonne sowie ein Labor mit drei Assistenten. Seine Frau Marie wurde lediglich zu dessen Laborleiterin ernannt, erhielt dadurch aber erstmals ein Gehalt für ihre Forschung. Trotz ihres Erfolgs betrachteten sie in Fachkreisen viele Wissenschaftler weiterhin nur als „Assistentin“ ihres Ehemanns.
Erste Professorin an der Sorbonne
Zwei Jahre später starb Pierre und die Universität Sorbonne übertrug Marie seine Lehrverpflichtungen. Damit war Curie die erste Frau, die an der Pariser Universität lehrte. 1908 übernahm Marie offiziell seinen Lehrstuhl für Physik, als erste Professorin an der Sorbonne und in Frankreich.
Zu dieser Zeit war es zwar nicht weit verbreitet, aber auch nicht mehr gänzlich abwegig, dass eine Frau in Europa einen Lehrstuhl erhielt. In Bologna erhielt beispielsweise 1733 bereits die Philosophin und Physikerin Laura Bassi eine Professur, in Stockholm 1884 die russische Mathematikerin Sofja Kowaleskaja. In Deutschland beziehungsweise Preußen wurde die erste Professorin, die Zoologin Maria von Linden, erst 1910 ernannt, in Norwegen war die Genetikerin und Zellforscherin Kristine Bonnevie im Jahr 1912 die erste Professorin.
1911: Nobelpreis in Chemie
Nach dem Tod ihres Mannes lehrte und forschte Marie Curie alleine weiter. Dabei vertiefte sie ihre Erkenntnisse zur Radioaktivität. In dieser Zeit machte sie sich als Forscherin zunehmend einen eigenen Namen. Für die nähere Erforschung und Isolation von Radium sowie für die grundlegende Entdeckung der Elemente Radium und Polonium wurde Marie im Dezember 1911 als alleinige Preisträgerin mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Sie war damit die erste Person der Geschichte, der der Preis ein zweites Mal verliehen wurde.
Die Skepsis gegenüber den wissenschaftlichen Kompetenzen einer Frau war dennoch weiterhin groß. Mitglied der französischen Akademie für Medizin wurde Marie Curie beispielsweise erst 1922; elf Jahre zuvor hatte man ihr die Mitgliedschaft als Frau noch verweigert
Marie Curie gewinnt weltweit an Einfluss
Durch ihre Entdeckungen öffneten sich für Marie Curie aber auch neue Türen. 1909 gründete die Pariser Universität Sorbonne eigens für sie das Radium-Institut, das sie ab 1914 bis zu ihrem Tod offiziell leitete. Heute heißt es Institut Curie.
Nach dem Ersten Weltkrieg forschten Marie Curie und ihre Tochter Irène bis 1927 gemeinsam an diesem Institut, das sich unter Maries Leitung vergrößerte und zu einem weltweit renommierten Zentrum der Kernphysik entwickelte. Dennoch fehlte es ihr dort oft an Forschungsmitteln.
Um diese anzuwerben, reiste die sonst eher öffentlichkeitsscheue und stille Marie mehrfach zu wohlhabenden Bewunderern ihrer Arbeit in die USA. Dort und in einigen anderen Ländern hielt sie auch Vorlesungen und teilte so ihr Wissen. Außerdem verfasste sie Fachartikel und Bücher über Radioaktivität, die weite Verbreitung fanden.