Marie Curie gilt bis heute als Vorbild für Frauen in der Wissenschaft. Mit ihrer Beharrlichkeit und ihrem körperlichen Einsatz brachte sie die Physik und Chemie maßgeblich voran und entwickelte bahnbrechende medizinische Innovationen, die vielen Kranken halfen. Nebenbei bildete sie auch junge Menschen aus, nahm Einfluss auf ihre Entwicklung und die gesellschaftlichen Verhältnisse.
Während ihrer Promotion in Paris unterrichtete sie beispielsweise auch Physik an einer Mädchenschule. Dort führte sie die Methode der experimentellen Demonstration ein und erweiterte so den Bildungshorizont der Schülerinnen. Das Radium-Institut an der Pariser Universität Sorbonne, das Marie Curie später leitete, beschäftigte zudem weit mehr Frauen und Ausländer als ähnliche Wissenschaftseinrichtungen zu der Zeit – weil Curie sich dort für die Förderung von weiblichen und ausländischen Studenten einsetzte.
Curie im Kreis der Klügsten
Auch in die Kreise der weltweiten Wissenschaftselite wurde die renommierte Forscherin aufgenommen; zum Beispiel war sie Mitglied der internationalen Kommission für geistige Zusammenarbeit des Völkerbunds, dem International Committee on Intellectual Cooperation. Ziel dieses 1922 gegründeten Gremiums war es, den internationalen Austausch von Forschenden, Lehrenden, Kunstschaffenden und Intellektuellen zu fördern. Unter den meist männlichen Mitgliedern waren international berühmte Größen wie Albert Einstein, aber auch die Biologin Kristine Bonnevie, Norwegens erste Professorin.
Curies Hauptinteresse lag jedoch nicht in der Lehre oder dem wissenschaftlichen Austausch, sondern in der experimentellen Forschung. Sie selbst sagte dazu: „Ich gehöre zu denen, die die besondere Schönheit des wissenschaftlichen Forschens erfasst haben. Ein Gelehrter in einem Laboratorium ist nicht nur ein Techniker, er steht auch vor den Naturvorgängen wie ein Kind vor einer Märchenwelt.“
Fans und Unterstützer
Anerkennung und mediale Aufmerksamkeit fand Curie dafür auf der ganzen Welt – auch weil sie notgedrungen viel auf Reisen war, insbesondere in den USA, um um Unterstützung für ihre Forschung zu bitten. Denn trotz ihrer renommierten Anstellung als Professorin reichte ihre Ausstattung nicht aus. Ihr fehlte es unter anderem an radioaktivem Material, weil dieses in Paris vor allem für die Medizin verwendet wurde.
Ihr Bitten wurde erhört: Bei einer USA-Reise 1921 überreichte ihr der damalige US-Präsident Warren G. Harding (1865-1923) als symbolische Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Verdienste ein Gramm Radium. Der Kauf des Materials wurde durch 100.000 Dollar an Spenden amerikanischer Frauen finanziert, die Curie bewunderten. 1929 überreichte ihr US-Präsident Herbert Hoover (1874-1964) weitere 50.000 Dollar, um ein Labor für Radioaktivität in Warschau zu errichten. Gespendet hatten das Geld amerikanische Freunde der Wissenschaft.
Ikone für Frauen…?
In Fachkreisen war Marie Curie in höherem Lebensalter hoch angesehen, obwohl sie eine Frau war. Dass sie auch in der Öffentlichkeit bereits zu Lebzeiten als Ikone galt, geht unter anderem auf eine PR-Kampagne der ihr wohlgesonnenen amerikanischen Journalistin Marie Meloney Anfang der 1920er Jahre zurück, die in der Spende des Gramm Radiums gipfelte. Sie zeichnete von Marie Curie das perfekte Bild einer ehrgeizigen Karrierefrau und aufopferungsvollen Mutter. Das brachte ihr die erhofften Forschungsgelder ein, führte jedoch nicht zu mehr Frauen an Universitäten, die Curie nacheifern wollten. Offenbar erschien Curie zu sehr als Ausnahmetalent, um als nahbares Vorbild zu dienen.
Dennoch ist Marie Curie in vielerlei Hinsicht bis heute ein Vorbild: „Als aktive Forscherin, die für ihre Wissenschaft lebte und sich ein Renommee erarbeitete. Und natürlich auch als Frau, die sich durchgesetzt hat in einer frauenfeindlichen Zeit“, sagte der Wissenschaftshistoriker Horst Kant in einem Artikel der „Zeit“. Curie habe aber nie über die Diskriminierung der Frau gesprochen, so Kant. Weil es ihr stets um Qualifikation, nicht um das Geschlecht gegangen sei, habe sie Frauen als ebenso gute Forscher erachtet wie Männer.
Ikone für Forschende!
Curie ist damit eine Ikone für alle ehrgeizigen Forschenden, nicht nur für Forscherinnen. Eines ihrer berühmtesten Zitate lautet: „Leicht ist das Leben für keinen von uns. Doch was nützt das, man muss Ausdauer haben und vor allem Zutrauen zu sich selbst. Man muss daran glauben, für eine bestimmte Sache begabt zu sein, und diese Sache muss man erreichen, koste es, was es wolle.“ Für diese Hartnäckigkeit wird sie bis heute bewundert.
Bücher über Marie Curie:
Biografie: Ève Curie: Madame Curie (Gallimard, Paris, 1938)
Biografie: Alina Schadwinkel: Marie Curie. (Reclam, 2017)
Biografie: Richard Gunderman: Curie (Langenmüller, 2021)
Bücher von Marie Curie:
Marie Curie: Recherches sur les Substances Radioactives (Forschungen zu radioaktiven Stoffen) (1904)
Marie Curie: Traité de radioactivité (Abhandlung über Radioaktivität) (1910)
Marie Curie: L’Isotopie et les Eléments Isotopes (Isotopie und Istopen-Elemente) (1924)