Versteckter Begleiter: Die NASA-Raumsonde Lucy hat bei ihrem ersten nahen Vorbeiflug an einem Asteroiden eine überraschende Entdeckung gemacht: Ihr Zielobjekt Dinkinesh besteht in Wirklichkeit aus zwei Asteroiden. Hinter dem größeren, schon bekannten Brocken tauchte ein zweiter, kleinerer Begleiter auf. Damit ist Dinkinesh ein Doppelasteroid mit ähnlichen Größenverhältnissen wie das von der DART-Mission besuchte Asteroiden-Paar Didymos und Dimorphos.
Am 1. November 2023 hat die NASA-Raumsonde Lucy eine wichtige Generalprobe absolviert: Sie flog in nur 430 Kilometer Entfernung an dem rund 700 Meter großen Hauptgürtel-Asteroiden Dinkinesh vorbei und testete erstmals ihre wissenschaftlichen Instrumente und Kameras. Dies soll sicherstellen, dass die Raumsonde in ihrem eigentlichen Arbeitsgebiet, den Trojaner-Asteroiden des Jupiter, einsatzbereit ist.
Dinkinesh hat einen Begleiter
Doch wie sich jetzt zeigt, entdeckte Lucy schon bei ihrem ersten Test-Vorbeiflug Überraschendes: Die ersten Kamerabilder, die die Raumsonde zur Erde zurückgeschickte, zeigen zwei statt nur einen Asteroiden. Hinter dem schon bekannten, rund 750 Meter großen Asteroiden Dinkinesh lugte plötzlich ein zweiter, rund 220 Meter großer Begleitasteroid hervor. Damit ist Dinkinesh ein Doppelasteroid.
„Wir wussten, dass dies der kleinste, je von nahem gesehene Hauptgürtelasteroid sein würde“, sagt Keith Noll vom Goddard Space Flight Center der NASA. „Die Tatsache, dass es sich sogar um zwei Asteroiden handelt, macht das Ganze noch spannender. In gewisser Hinsicht ähneln diese beiden Asteroiden dem von der DART-Mission besuchten Asteroiden-Paar Didymos und Dimorphos, aber es gibt einige sehr interessante Unterschiede, die wir jetzt näher untersuchen werden.“
Bei der im Herbst 2022 erfolgreich durchgeführten DART-Mission testete die NASA erstmals, ob sich ein Asteroid durch Rammen mit einer Raumsonde aus seiner Bahn ablenken lässt. Ziel des Rammversuchs war dabei der rund 160 Meter große Asteroidenmond Dimorphos, der seinen 780 Meter großen Partner Didymos umkreist.
Erklärung für Helligkeitsschwankungen
Die Doppelnatur von Dinkinesh kann einige Ungereimtheiten erklären, die NASA-Wissenschaftler schon im Vorfeld des nahen Vorbeiflugs ihrer Lucy-Raumsonde beobachtet hatten. So registrierten die Instrumente der Sonde Helligkeitsveränderungen bei Dinkinesh, die zunächst Rätsel aufgaben. Die Kamerabilder des kleinen, nahen Begleiters von Dinkinesh liefern nun die Lösung dieses Rätsels: Weil der kleinere Asteroid den größeren umkreist, kommt es zu leichten Helligkeitsschwankungen des Gesamtsystems.
„Dinkinesh macht seinem Namen wirklich alle Ehre“, sagt Hal Levison, wissenschaftlicher Leiter der Lucy-Mission vom Southwest Research Institute. Denn Dinkinesh bedeutet in der amharischen Sprache „fabelhaft“. „Als die Lucy-Mission geplant wurde, wollten wir an sieben Asteroiden vorbeifliegen. Jetzt, durch Dinkinesh, seinen Begleiter und zwei neu entdeckte Trojaner-Monde sind es schon elf“, so Levison.
Trackingsystem hat funktioniert
Eigentlich war der nahe Vorbeiflug an Dinkinsh nur als Test für die Instrumente und das Trackingsystem der Raumsonde gedacht. Letzteres sorgt dafür, dass die Kameras und Spektrometer der Sonde trotz eines Vorbeiflugtempos von mehr als 16.000 Kilometern pro Stunde immer auf den Zielasteroid gerichtet bleiben. Die ersten jetzt empfangenen Kameraaufnahmen verraten, dass dieses Trackingsystem funktioniert.
„Es sind wunderbare Bilder, sie belegen, dass das Trackingsystem genauso arbeitete wie es sollte“, sagt Navigations-Ingenieur Tom Kennedy von Lockheed Martin. Zurzeit sind die Wissenschaftler des Missionsteams noch dabei, die von der Raumsonde zur Erde geschickten Daten auszuwerten. Auch der Daten-Download läuft noch. Mehr Bilder des Doppelasteroiden und weitere Erkenntnisse werden daher folgen.
Quelle: NASA/Goddard Space Flight Center