Zentrale Bauten der Maya-Städte waren ihre Tempel-Pyramiden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass rund um die Tempelanlagen bis zu 100.000 Menschen lebten, rund um La Danta in El Mirador sogar an die 200.000. Neben den Pyramiden hatten die Maya aber noch weitere religiöse Stätten, darunter weitere Tempel, Zeremonienplätze – und Sportplätze.
Die besondere Bedeutung der Sportplätze geht vermutlich auf einen Schöpfungsglauben der Maya zurück. In der Pyramide La Danta fanden Archäologen ein seltenes Fries, das zwei Figuren dieses Mythos zeigt: Dargestellt sind die „Heldenbrüder“ und „Göttlichen Zwillinge“ Hunahpú und Ixbalnqué, die der Legende nach die Herren der Unterwelt in einem Ballspiel besiegten, worauf sie zu Sonne und Mond wurden.
Ballspiel zu Ehren der Götter
Möglicherweise aufgrund dieser Geschichte dienten auch Ballspiele den Maya als religiöse Zeremonie und wurden zu Ehren verschiedener Götter ausgetragen. Davon zeugen rechteckige, teils von Tribünen-artigen Treppen umgebene Ballspielplätze mit zwei sich gegenüberliegenden Rampen, die in mehreren Maya-Städten gefunden wurden, beispielsweise in Chichén Itzá, Sak Tzi und Ocomtún. Allein auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán haben Archäologen bisher über 500 Ballspielplätze der Maya entdeckt. In Toniná in Mexiko entdeckte ein Ausgrabungsteam im Jahr 2022 sogar zwei solcher Sportplätze und unter dem Sonnentempel obendrein eine Art Ballfabrik mit rund 400 Gefäßen.
Die von Kautschuk umhüllten Bälle der Maya waren etwa so schwer wie heutige Medizinbälle. Bei der Analyse der Füllung erlebten die Forschenden aber eine Überraschung: Sie bestand aus Kohle, Gummi, Wurzeln – und menschlicher Asche. Möglicherweise fanden einige verstorbene Könige in den Bällen ihre letzte Ruhe, wie in einer Art Urne, vermutet Juan Yadeun Angulo vom mexikanischen Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte (INAH). „Wir haben Beweise dafür, dass sie in Bälle eingearbeitet wurden“, sagte er. Der Schwefel in der Asche sei aber auch nötig gewesen, um die Gummibälle herzustellen.
Auch zahlreiche Schriftzeichen und Bilder auf in Maya-Stätten gefundenen Steintafeln belegen die Existenz und Bedeutung des Ballspiels für die Maya. Darauf finden sich etwa Inschriften von Spielständen, gegnerischen Mannschaften und Darstellungen des Sports.
Kampf mit blutigem Ende
Die Maya spielten ihre Ballspiele wahrscheinlich keineswegs zum Spaß, sondern für einen religiösen Zweck. Denn am Ende eines Spiels wurde den Göttern in der Regel ein oder mehrere Menschenopfer gebracht. Doch auch in nicht-religiöser Hinsicht hatten die Ballspiele rituellen und blutrünstigen Charakter. Mit ihnen wurden auch weltliche Entscheidungen getroffen, etwa wer einen Krieg verliert oder ob Kriegsgefangene hingerichtet werden.
Davon zeugt unter anderem ein Massengrab, das Archäologen im Königreich Uxul gefunden haben. Darin befanden sich zahlreiche Knochen mit Spuren von Gewalt, etwa durch ein Beil. Sie legen nahe, dass die Maya ihre Gegner und Kriegsgefangenen nach einem verlorenen Ballspiel enthaupteten und zerstückelten.
Spielregeln bis heute erhalten
Heute noch spielen indigene Völker Ballspiele mit ähnlichen Regeln wie beim einstigen Spiel der Maya – wenn auch mit weniger blutigem Ausgang. Dabei treten zwei Mannschaften gegeneinander an und spielen sich einen mehrere Kilogramm schweren Ball zu. Dieser darf weder den Boden noch Hände und Füße berühren, sondern nur mit dem Rumpf bewegt werden, meist mit der Hüfte. Als „Tor“ dienten zur Zeit der Maya Steinringe in rund sechs Metern Höhe am oberen Ende der beiden Rampen. Gewonnen hatte die Mannschaft, die den Ball am häufigsten durch diese Ringe schlug.
Die heutigen Ballspiele der Maya-Nachfahren heißen auch „Pelota“, „Ulama“ oder „Pok-ta-Pok“, haben jedoch anders als früher reinen Sport- und Freizeitcharakter.