Geowissen

Größter Eisberg der Welt ist wieder in Bewegung

4.000 Quadratkilometer großer Eisberg A23a ist nach 37 Jahren Stillstand wieder unterwegs

Eisberg A23a
Der riesige Tafeleisberg A23a ist nach 37 Jahren des weitgehenden Stillstands wieder in Bewegung, wie diese Aufnahmen des europäischen Sentinel-1-Satelliten zeigen. © Copernicus EU/ Sentinel-1

Driftender Gigant: Der im Jahr 1986 vom antarktischen Filchner-Schelfeis abgebrochene Eisberg A23a hing 37 Jahre lang am Meeresgrund fest – jetzt ist er wieder in Bewegung. Der 400 Meter dicke Tafeleisberg hat eine Fläche von rund 4.000 Quadratkilometern und ist damit der zurzeit größte Eisberg der Erde. Inzwischen hat sich der Eisberg vom Grund gelöst und einen abrupten Temposchub gezeigt, wie der British Antarctic Survey berichtet. A23a driftet nun an der Spitze der westantarktischen Halbinsel vorbei zügig nach Norden.

Dass große Tafeleisberge von den polaren Schelfeisen abbrechen ist nichts Ungewöhnliches: Immer wieder bilden sich durch Spannungen verursachte Risse in diesen schwimmenden Eispanzern. In der Antarktis war dies zuletzt war dies im Januar 2023 am Brunt-Schelfeis der Fall, davor gab es Eisberg-Abbrüche auch 2017 am Larsen-C-Schelfeis und 2021 am Ronne-Schelfeis. Allerdings mehreren sich die Hinweise darauf, dass Risse im Schelfeis wegen des wärmer werdenden Ozeans und Eises heute weniger gut wieder zufrieren als früher.

A23a: Ein Gigant bricht ab

Einer der größten Schelfeis-Abbrüche ereignete sich im Jahr 1986 am Filchner-Schelfeis, einer eisbedeckten Bucht im atlantischen Teil der Westantarktis. In dem mehrere hundert Meter dicken Eispanzer bildeten sich mehrere Risse, die innerhalb kurzer Zeit mehrere große, rechteckige Gebiete vom Schelfeis abtrennte. Neben einigen kleineren Tafeleisbergen entstand dabei der Eisberg A23a – mit knapp 4.000 Quadratkilometer Fläche ist er der zurzeit größte Eisberg der Welt. Der eisige Koloss hat etwa die dreifache Größe von New York City.

Auf dem neu entstandenen Tafeleisberg A23a lag damals noch die sowjetische Polarstation Druzhnaya 1, die daraufhin evakuiert und aufgegeben wurde. Die Bergung des Materials war jedoch problemlos möglich, weil sich der A23a zunächst kaum bewegte. Seine enorme Masse ließ ihn so weit in den Ozean absinken, dass seine Eisbasis an einer Erhebung am Meeresgrund des Weddellmeeres festsaß. Rund 37 Jahre lang blieb der Rieseneisberg dadurch nahezu bewegungslos vor der Schelfeiskante liegen.

A23a-Drift
Aktuelle Position des Eisbergs A23a: Er ist fast auf Höhe der Nordspitze der westantarktischen Halbinsel. © British Antarctic Survey/ Copernicus EU

Abrupter Temposchub auf der Eisberg-Autobahn

Doch das hat sich nun geändert: „Der größte Eisberg der Welt, A23a, ist in Bewegung“, berichtete der British Antarctic Survey am 24. November 2023 auf X. Vor einigen Monaten hat der Eisberg seine „Verankerung“ am Meeresgrund verloren und driftet seither in zügigem Tempo Richtung Norden. Als Ursache dafür vermuten Wissenschaftler den schleichenden Eisverlust vor allem an der Unterseite des Tafeleisbergs. „Im Laufe der Zeit musste er so viel an Größe verlieren, dass er seinen Halt verliert und sich zu bewegen beginnt“, erklärte Andrew Fleming vom British Antarctic Survey gegenüber BBC News.

Der Eisberg A23a folgt in seiner Driftroute einer der vier gängigen „Eisberg-Autobahnen“ der Antarktis: Er bewegt sich an der Ostseite der westantarktischen Halbinsel nach Norden und hat inzwischen fast die Nordspitze der Halbinsel passiert, wie der British Antarctic Survey berichtet. Von dort aus wird A23a weiter nach Norden in Richtung auf die subantarktische Inselgruppe South Georgia zu driften – ähnlich wie schon Ende 2020 der Eisberg A68A. Er war damals der größte seiner Art.

Wie geht es mit A23a weiter?

Ob der Eisberg A23a bei seiner Drift nach Norden mit der Inselgruppe South Georgia kollidieren wird, ist noch ungewiss. Der vor den Inseln ansteigende Meeresgrund könnte aber zu einem erneuten Feststecken des eisigen Kolosses führen, wie die Forscher erklären. Für Pinguine, Seerobben und andere Bewohner der Inseln könnte dies erhebliche Problem bringen, weil der dann vor Ort abtauende Eisberg die Nahrungsgründe der Tiere blockiert und Millionen Tonnen Süßwasser in die Meeresumgebung entlässt.

Es könnte aber auch sein, dass A23a die gleiche Route nimmt wie sein Vorgänger A68 und knapp an South Georgia vorbeischrammt, bevor er weiter nach Norden getrieben wird, allmählich abtaut und schließlich zerbricht.

Quelle: British Antarctic Survey, BBC News

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