Archäologie

Fracht eines Steinzeit-Schiffswracks vor Capri entdeckt

Obsidianblock mit Bearbeitungsspuren könnte von jungsteinzeitlichem Schiff stammen

Taucher und Obsidianbrocken
Dieser Obsidianbrocken am Meeresgrund vor Capri stammt aus der Jungsteinzeit und könnte einst Fracht eines prähistorischen Boots oder Floßes gewesen sein. © SABAP

Prähistorische Seefahrt? Archäologen haben vor Capri die mögliche Fracht eines jungsteinzeitlichen Schiffswracks entdeckt. Es handelt sich um mehrere Obsidianblöcke am Meeresgrund, die deutliche Bearbeitungsspuren aufweisen, wie sie für Rohlinge von Steinzeitwerkzeugen typisch sind. Die Archäologen vermuten, dass diese mehr als 5.000 Jahre alten Funde von einem prähistorischen Schiffswrack oder Floß stammen, das einst vor Capri sank. Ob das Gefährt selbst erhalten blieb, ist noch unklar, die Bergungsarbeiten laufen noch.

Wann wurde der Mensch zum Seefahrer und begann, die ersten seetüchtigen Boote zu bauen? Bisher lässt sich diese Frage nicht eindeutig beantworten. Es gibt aber einige Indizien dafür, dass schon unsere steinzeitlichen Vorfahren per Floß oder Kanu auf den Meeren unterwegs waren. Davon zeugt die Ausbreitung des Menschen über Wasserstraßen und Meere hinweg – beispielsweise nach Australien und Ozeanien. Auch die Megalith-Kultur könnte sich über steinzeitliche Seefahrer entlang der westeuropäischen Küsten ausgebreitet haben, wie Archäologen vermuten.

Taucher
Tauchgänge vor der Küste von Capri. © SABAP

Obsidian-Rohlinge am Meeresgrund

Jetzt haben Archäologen auch vor der italienischen Insel Capri Zeugnisse prähistorischer Seefahrt entdeckt. Bei Tauchgängen unweit der Weißen Grotte von Capri stießen die Taucher in 30 bis 40 Meter Tiefe auf mehrere über den Meeresgrund verstreute archäologische Objekte, wie die Archäologie-Superintendenz berichtet. Zu diesen gehören mehrere Blöcke aus Obsidian, die Bearbeitungsspuren zeigen. Einer dieser Obsidianblöcke ist rund 20 mal 28 mal 15 Zentimeter groß und wurde nun von den Unterwasserarchäologen geborgen.

Den Archäologen zufolge handelt es sich bei diesem rund acht Kilogramm schweren Block aus dunklem Vulkanglas um einen Rohling, von dem einst kleinere Stücke abgeschlagen wurden, um scharfe Steinklingen und Messer zu erhalten. Sie datieren den Zeitpunkt der Bearbeitung auf die Jungsteinzeit vor rund 5.000 Jahren.

Relikte steinzeitlicher Seefahrt

Das Besondere jedoch: Der Obsidianblock und die restlichen Funde stammen nicht von der Küste, sondern müssen mit meinem Floß oder Schiff in dieses Meeresgebiet gelangt sein. Die Archäologen gehen daher davon aus, dass die am Meeresgrund verstreuten Funde von einem prähistorischen Schiffswrack stammen. Dieses jungsteinzeitliche Gefährt sank offenbar mitsamt seiner Fracht von Obsidian und anderen Objekten.

Obsidianblock
Der erste geborgene Obsidianblock. © SABAP

„Wir müssen nun eine umfassende instrumentelle Untersuchung des Meeresbodens durchführen, um das mögliche Vorhandensein des Schiffsrumpfs oder anderen Ladungsmaterials zu überprüfen“, erklärte Archäologie-Superintendent Mariano Nuzzo. Allerdings bestehe eine große Wahrscheinlichkeit, dass das Floß oder Schiff selbst nach so vielen Jahrtausenden nicht erhalten geblieben ist. Die Unterwasserarchäologen sind zurzeit noch dabei, die erhaltenen Objekte vom Meeresgrund zu bergen. Sie werden in Neapel aufbewahrt und untersucht.

Nähere Untersuchungen der Obsidianblöcke sollen dann unter anderem klären, woher das Gesteinsglas einst kam. Es ist aber durchaus wahrscheinlich, dass dieser Obsidian aus der Region stammte, denn es gibt in diesem Bereich des Mittelmeers einige Vulkaninseln, darunter Palmarola und Lipari, auf denen Obsidian vorkommt, wie das Team erklärt.

Quelle: Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio (SABAP) per l’Area Metropolitana di Napoli

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