Psychologie

Der Umgang des Menschen mit dem Tod

Sterben

Engelsfigur auf dem Olšany-Friedhof, Prag
Der Tod beschäftigt die Menschheit von jeher. © PatriciaDz, GettyImages

Der Tod gehört zu den größten Rätseln der Menschheitsgeschichte. Was passiert, wenn wir sterben, gibt es ein Leben nach dem Tod und welchen Sinn hat das Leben, wenn doch alles sterben muss? Diese und viele weitere Fragen stellt sich die Menschheit, seit es sie gibt. Mittlerweile wurden viele unterschiedliche Antworten gefunden, die beim Umgang mit dem Tod helfen. Diese reichen von Riten und Bräuche über religiöse Überzeugungen bis hin zu psychologischer Unterstützung und künstlerischer Verarbeitung. Dieser Beitrag stellt verschiedene Arten vor, wie sich Menschen dem Thema Tod nähern und damit umgehen.

Riten und Bräuche

Riten und Bräuche werden von jeher genutzt, um besser mit dem Tod zurechtzukommen. Hierzulande sind das vor allem Beerdigungen, die häufig, aber nicht immer, in einem religiösen Rahmen stattfinden. Die Hinterbliebenen sollen die Möglichkeit bekommen, Abschied zu nehmen und sich bewusst zu machen, dass das Leben nun für immer ohne den Verstorbenen weitergehen wird. Zu den bekanntesten Ritualen gehört zudem, Trauerkarten zu verschicken und so die Freunde und Familienangehörigen des Verstorbenen zu informieren und sie dazu einzuladen, an ihn zu denken oder an Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen.

In anderen Ländern und Regionen der Welt gibt es viele weitere kulturelle Praktiken und Bräuche, die bei einem Todesfall zum Einsatz kommen. Von Trauerritualen über Gedenkfeiern bis hin zu einem gemeinsamen Mahl stehen vielfältige Möglichkeiten offen. Einige Riten fokussieren sich auf die Hinterbliebenen und wollen ihnen Trost spenden, andere dienen dazu, dem Verstorbenen Geleit zu geben und ihm einen möglichst leichten Übergang in das Jenseits zu ermöglichen.

Religiöse Überzeugungen

Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben sich viele religiöse Perspektiven auf das Thema Tod eröffnet. Zahlreiche Menschen finden Trost in dem Gedanken, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist. Entsprechend haben nahezu alle Religionen eine Vorstellung davon, was im Jenseits auf die Menschheit wartet. Vom Paradies bis hin zum ewigen Auflösen im Nirwana gibt es viele unterschiedliche Überzeugungen.

Das Ziel solcher religiösen Vorstellungen ist es häufig, den Menschen Trost zu spenden. Ihnen soll die Angst vor dem Tod, den unausweichlich jedes Lebewesen erleiden muss, genommen werden. Sie bekommen die Hoffnung geboten, dass es nach dem Tod in einer anderen Form und in einer anderen Welt weitergeht. Zudem hilft diese Perspektive dabei, einen Sinn im Leben zu erkennen. Wenn nicht alles mit dem Tod endet, sondern es danach irgendwie weitergeht, dann lohnt es sich, im Diesseits aktiv zu sein und etwas zu bewegen.

Sargträger auf einer Trauerfeier
Auf Trauerfeiern nimmt man Abschied von Verstorbenen. © PeopleImages, GettyImages

Gespräche und Tabus

In Bezug auf den Tod haben sich zwei komplett gegensätzliche Verhaltensweisen entwickelt. Einige Menschen tendieren bei einem Todesfall dazu, viel über den Verstorbenen zu sprechen. Sie tauschen sich über gemeinsame Erlebnisse aus und darüber, was der Tote ihnen persönlich bedeutet und wie er ihr Leben bereichert hat. Zudem spricht man über die persönlichen Ängste, die eigene Trauer und die individuellen Vorstellungen vom Tod. Solche Gespräche helfen einem dabei, das Thema zu verarbeiten, sich auszutauschen und mit der eigenen Trauer nicht allein zu sein.

Auf der anderen Seite ist das Thema Tod für viele Menschen ein absolutes Tabu. Für sie ist es ein Affront, wenn jemand die Endlichkeit des Lebens anspricht und sie darauf aufmerksam macht, dass sie einmal sterben werden. Sie möchten sich in solchen Situationen nicht austauschen, sondern streben ein vollständiges Schweigen an. Sie orientieren sich häufig an Ritualen und Bräuchen, um von einem Toten Abschied zu nehmen. Über die eigene Vergänglichkeit zu sprechen und das Thema Tod aktiv anzugehen, kommt für sie allerdings nicht infrage.

Psychologische Unterstützung

Der Verlust eines geliebten Menschen kann eine starke seelische Erschütterung darstellen. Das gilt insbesondere, wenn einem der Verstorbene äußerst nahestand, weil es die Eltern, die Geschwister oder der Ehepartner waren. Auch der Tod der eigenen Kinder ist äußerst traumatisch. In einer solchen Situation können die Trauer und die Angst dem Thema Tod gegenüber krankhaft werden. Sie belasten die Lebensqualität so sehr, dass man das Gefühl hat, nicht mehr glücklich werden zu können. Gelegentlich ist man zudem nicht mehr in der Lage, im Alltag bestimmte Aufgaben zu bewältigen.

Deswegen hat sich im Rahmen der Menschheitsgeschichte eine psychologische Unterstützung in Todesfällen durchgesetzt. Viele Menschen brauchen Hilfe dabei, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und auf gesunde Weise mit ihnen umzugehen. Auf diese Weise lassen sich selbstzerstörerische Tendenzen wie ein übermäßiger Alkoholkonsum vermeiden. Dieser wird leider zu oft genutzt, um den Schmerz zu betäuben und besser mit dem Verlust klarzukommen. Eine solche psychologische Unterstützung, die eine Hypnose umfassen kann, wird aber auch allen zuteil, die Zeuge eines Selbstmords geworden sind oder einen Terroranschlag überlebt haben. Auch hier geht es darum, mit dem Thema Tod umzugehen und alles zu bewältigen und zu verarbeiten, was krankmachen könnte.

Künstlerische Verarbeitung

Der Mensch hat sich dem Thema Tod zudem auf künstlerische Weise genähert. Es gibt zahlreiche Romane, die sich mit ihm auseinandersetzen und die Gefühle und Erlebnisse von Hinterbliebenen, Todkranken und Außenstehenden wie Ärzten und Priestern beleuchten. So hat man die Möglichkeit, sich mit dem Thema individuell zu befassen und neue Perspektiven darauf zu gewinnen. Man erkennt, dass man mit seinen Gefühlen nicht alleine ist, sondern dass es auch anderen so geht. Gerade wem es schwerfällt, über dieses Thema persönlich zu sprechen, profitiert von solchen Geschichten enorm.

Das Thema Tod wird aber auch in allen anderen Kunstformen ausführlich behandelt. So gibt es zahlreiche Lieder, die vom Verlust eines Menschen handeln und Wege aufzeigen, wie man damit umgehen kann. Auch in Theaterstücken und Opern wird der Tod immer wieder aufgegriffen. Das liegt daran, dass er kein zeitlich begrenztes Phänomen ist, sondern jeden Menschen in jeder Generation und Epoche betrifft. Durch diese künstlerische Verarbeitung ist es möglich, sich ihm auf eine leichte und annehmbare Weise zu nähern und sich mit ihm auseinanderzusetzen.

Fazit: Die Menschheit ist und bleibt auf der Suche

Das Thema Tod wird für die Menschheit niemals abgeschlossen sein. Es ist unwahrscheinlich, dass die Sterblichkeit einmal überwunden wird und der Mensch ewig leben kann. Deswegen ist es zu allen Zeiten wichtig, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, mit dem Tod umzugehen und mit ihm klarzukommen. Vor allem das Gespräch, Riten und Bräuche, aber auch religiöse Überzeugungen können hierbei helfen. Wer sich überfordert fühlt, sollte sich allerdings psychologische Unterstützung suchen, um mit einem Verlust bestmöglich klarzukommen.

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