Zoologie

Was machen Fische im Winter?

Wissenswert

Forellen in einem halb zugefrorenen Teich
Einige Fische wie die Forellen sind besonders im Winter aktiv. Die meisten Fischarten ruhen jedoch bei Kälte eher. © Vershinin / iStock

Wenn im Winter die Temperaturen fallen, können Seen und Teiche zufrieren. Aber wie reagieren eigentlich die darin lebenden Fische und andere Tiere auf die eisigen Bedingungen? Um den Winter unter Wasser zu überstehen, haben die Tiere verschiedene Strategien entwickelt, wie Forschende berichten. Einige werden jedoch sogar im Winter erst munter.

Im Winter wird nicht nur die Luft kälter, sondern auch das Wasser in stehenden Gewässern wie Seen, Teichen und Tümpeln. Bei Süßwasser vermischen sich dabei die oberen und unteren Wasserschichten, bis das gesamte Gewässer eine Temperatur von vier Grad Celsius erreicht hat. Erst wenn es noch kälter wird, bildet sich bei etwa null Grad Celsius eine Eisdecke und der See friert zeitweise zu. Das Wasser darunter bleibt jedoch in der Regel bei vier Grad.

Nur in sehr flachen Seen kann das Wasser noch weiter abkühlen und gegebenenfalls sogar bis zum Grund durchfrieren. Gartenteiche sollten daher mindestens 80 bis 100 Zentimeter tief sein, damit die Fische darin nicht erfrieren, erklären Forschende vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Zudem darf die Wasseroberfläche nicht komplett zufrieren.

Wie überleben Fische im eiskalten Wasser?

Die bei uns heimischen Fische leben die meiste Zeit des Winters in rund vier Grad kaltem Süßwasser, das teils von Eis bedeckt ist. Für die Tiere ist das kein Problem, wie die Forschenden berichten. Denn dank ihrer Kiemen müssen sie nicht auftauchen, um zu atmen, und auch an die langanhaltend kalten Temperaturen haben sie sich angepasst. In der Regel ruhen die Wasserbewohner in dieser Zeit. Anders als einige Landsäugetiere wie Igel oder Siebenschläfer, die einen richtigen Winterschlaf halten, bleiben Fische dabei aber wach. Sie fahren lediglich ihren Stoffwechsel und Kreislauf auf ein Minimum herunter und bewegen sich nur wenig.

Es gibt aber auch einige Fischarten, die erst bei der Kälte im Winter so richtig munter werden. Karpfen schwimmen beispielsweise im Winter doppelt so schnell wie im Sommer. Dabei bleiben sie auch eher im Schwarm und in tieferen Wasserschichten in der Mitte des Sees, um sich vor möglichen Fressfeinden zu schützen. Ihre winterliche Aktivität geht daher vermutlich auf Nervosität zurück.

Doch auch andere Fische wie die Forellen sind besonders im Winter aktiv. Ihr Stoffwechsel ist gut an die Kälte angepasst und liefert daher noch ausreichend Energie. Einige Arten, wie zum Beispiel die Quappen, laichen sogar in der kalten Jahreszeit. Andere Fische wie die Hechte fressen sehr viel, um mit der Energie aus der Nahrung ihre Geschlechtsorgane ausbilden zu können. Diese Arten sind im Winter ebenfalls aktiv und schwimmen genauso viel wie im Sommer.

Was machen die anderen Teichbewohner?

Anders als Fische, die meist nur ruhen und das Leben im Winter langsam angehen, erstarren wechselwarme Tiere wie Amphibien, Reptilien und Insekten bei Kälte. Sobald die Temperatur unter zehn Grad Celsius fällt, fährt ihr Stoffwechsel herunter. Als Folge können sie sich gar nicht mehr bewegen – ihren Muskeln fehlt schlicht die nötige Energie. Zu diesen Tieren zählen etwa Frösche, Kröten und Molche, die entweder an Land, im Wasser oder im Sediment am Grund der Gewässer in Winterstarre verfallen. Diejenigen Amphibien, die unter Wasser ausharren, atmen dabei den von Algen und wintergrünen Wasserpflanzen produzierten Sauerstoff über die Haut. Daher müssen sie im Winter nicht wie sonst zum Luftholen an die Oberfläche kommen.

Auch Süßwassermuscheln überwintern unter Wasser. Ähnlich wie einige Frösche liegen sie am Gewässergrund und fahren ihren Stoffwechsel herunter. Dadurch wachsen sie viel langsamer als im Sommer. Ähnlich wie Bäume bilden die Muscheln dabei Jahresringe auf ihrer Schale aus, an denen man ihr Alter ablesen kann.

Tierischer Frostschutz

Einige Amphibien und Polarfische produzieren auch eine Art „Frostschutzmittel“, das sie in ihr Blut und ihre Gewebe einlagern. Dort verhindern diese Anti-Frost-Substanzen, dass sich zu große Eiskristalle bilden. Die Tiere können dadurch einfrieren, ohne zu sterben. Dazu zählen etwa der nordamerikanische Eisfrosch (Rana sylvatica aka Lithobates sylvaticus) und die Antarktisfische. Letztere leben jedoch in Salzwasser, das im Gegensatz zu ihren Körperflüssigkeiten erst bei minus zwei Grad Celsius gefriert. Bei Süßwasserfischen sind bislang keine „Frostschutzmittel“ bekannt. (Cryobiology, 2023; doi: 0.1016/j.cryobiol.2022.11.242; Movement Ecology, 2023; doi: 10.1186/s40462-023-00410-4)

Quelle: Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei

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