Schon seit Entdeckung der ersten Megalith-Anlagen steht eine Frage im Vordergrund: Wozu dienten diese Monumente? Bis heute erwecken die enormen Dimensionen von Stonehenge und Co Staunen und Faszination, viele Menschen empfinden sie auch heute noch als spirituelle Orte. Doch wofür errichteten die jungsteinzeitlichen Erbauer diese Steinkreise, Steinreihen und Menhirgruppen?

Steine für die Götter, Holz und Lehm für die Lebenden
Angesichts des enormen Aufwands und der für keinen Alltagszweck nutzbaren Anordnung und Form der Megalith-Anlagen liegt nahe, dass sie eine nicht-alltägliche Funktion gehabt haben müssen. Denn sie eigneten sich weder zum Wohnen noch zu einer sonstigen praktischen Tätigkeit. Dafür spricht auch eine Wohnsiedlung der Erbauer früher Megalith-Monumente, die Archäologen im Südwesten Frankreichs entdeckt haben.
„Die Entdeckung von Le Peu und die Ausgrabungen liefern uns ein erstes Bild davon, wie die Siedlungen der Megalith-Erbauer einst aussahen“, erklärt Vincent Ard von der französischen Forschungsorganisation CNRS. Die rund 6.400 Jahre alte Steinzeitsiedlung La Peu liegt nur rund 2,5 Kilometer von einer Ansammlung mehrerer Großgräber der Megalithkultur entfernt. Das Dorf umfasste mehrere große rechteckige Gebäude, umgeben von einem Doppelgraben und einer Holzpalisade.
Das Interessante daran: Obwohl diese Menschen für ihre Gräber und Monumente tonnenschwere Steine transportierten und auftürmten, bauten sie ihre Wohnhäuer aus einfachen Holzbalken und Flechtwerk. Nach Ansicht der Archäologen spricht dies dafür, dass die Erbauer der Megalith-Monumente zwei ganz unterschiedliche Formen der Architektur entwickelten und nutzten – eine für die Götter und die Toten sowie eine für die Lebenden. „Für ihre Gebäude waren demnach Holz und Erde die bevorzugten Baumaterialien, während Stein die Welt ihrer Toten dominierte“, so Ard und sein Team.