Der Begriff Rheuma ist zwar eine geläufige, aber an sich irreführende Bezeichnung. Denn eigentlich handelt es sich nicht um eine einzige Krankheit, sondern einen Sammelbegriff für mehr als 400 verschiedene Erkrankungen. Der umgangssprachliche Begriff umfasst zum Beispiel die rheumatoide Arthritis, Arthrose, Fibromyalgie, Gicht, den Systemischen Lupus erythematodes oder Morbus Bechterew, um nur einige der häufigsten Rheuma-Arten zu nennen.
Gemeinsame Symptome
So verschieden wie die einzelnen Bezeichnungen für Rheuma sind auch deren Krankheitsbilder. Dass sie landläufig dennoch unter einem gemeinsamen Oberbegriff geführt werden, liegt an den meist ähnlichen, sich überschneidenden Symptomen. Dazu zählen steife, geschwollene und vor allem schmerzende Gliedmaßen – meist Finger und Zehen, aber auch Arme, Beine und Rücken – sowie unspezifische und grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit und Fieber.
Dabei entwickeln sich rheumatische Erkrankungen in der Regel nicht über Nacht, sondern schleichend oder in Schüben. Die ersten Symptome treten häufig nur am Morgen auf. Mit weiterem Verlauf halten sie jedoch über mehrere Wochen an und bleiben schließlich dauerhaft. Es handelt sich dann um eine Erkrankung mit chronischen Schmerzen und Entzündungen, die das Leben der Betroffenen massiv einschränkt.
„Die Erkrankung beeinträchtigt die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit der Betroffenen. Sie fühlen sich häufig müde, unwohl und leicht fiebrig“, berichtet die Rheumaliga Schweiz. Im schlimmsten Fall werden die Patienten komplett bewegungsunfähig oder empfinden bereits leichte Berührungen als schmerzhaft. Manche benötigen daher neben einer Therapie ab einem gewissen Punkt auch Hilfe, um ihren Alltag noch bewältigen zu können.
Rheuma ist äußerlich kaum erkennbar
Für Außenstehende und in der Öffentlichkeit sind die Rheuma-Symptome meist nicht erkennbar. Denn den Betroffenen sieht man ihr Leid oft gar nicht an. Wer keinen Rheuma-Patienten in seinem näheren Umfeld kennt, kann daher schnell den Eindruck gewinnen, es handele sich um eine seltene Erkrankung. Doch das Gegenteil ist der Fall.
„Wir können davon ausgehen, dass 2,2 bis 3 Prozent der Erwachsenen in Deutschland eine rheumatisch-entzündliche Erkrankung haben“, sagt der Rheumatologe Christoph Baerwald, der lange am Universitätsklinikum Leipzig tätig war. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie spricht von etwa 2,6 Prozent beziehungsweise 1,8 Millionen der Erwachsenen. Nimmt man alle Rheuma-Formen zusammen, sind hierzulande sogar 25 Prozent beziehungsweise 17 Millionen Erwachsene betroffen. Mit rund fünf Millionen Menschen mit Abstand die meisten aller Rheuma-Patienten leiden unter Arthrose.
Volkskrankheit auf dem Vormarsch
Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass die Zahl der Patienten mit rheumatoider Arthritis und Arthrose zunimmt. Rheuma wird also immer mehr zur Volkskrankheit. Grund für die Zunahme könnten schlicht bessere Diagnosemöglichkeiten sein, durch die heute mehr Fälle erkannt werden. Wahrscheinlicher ist aber, dass die demografische Entwicklung oder eine veränderte Lebensweise in den vergangenen Jahrzehnten zu mehr Rheuma-Kranken beigetragen haben. Das Risiko zu erkranken, wird zum Beispiel durch Übergewicht, Diabetes und Rauchen erhöht.