Paläontologie

Ursaurier: Ein stacheliger Panzerträger aus der Trias

Garzapelta muelleri lebte vor 215 Millionen Jahren im heutigen Texas

Garzapelta muelleri
So könnte Garzapelta muelleri einst ausgesehen haben. © Márcio L. Castro

Halb Krokodil, halb Gürteltier: Paläontologen haben in Texas eine neue Aetosaurier-Art entdeckt – einen schwer gepanzerten Ursaurier. Das urtümliche Reptil lebte vor 215 Millionen Jahren und wurde etwa 3,50 Meter lang. Der Rücken des „Garzapelta muelleri“ getauften Tieres war zu Lebzeiten mit dicken Knochenplatten und gebogenen Stacheln bedeckt. Die Frage nach den nächsten Verwandten von Garzapelta stellte die Paläontologen jedoch zunächst vor ein großes Rätsel.

Zeitglich mit den ersten Dinosauriern lebten vor 230 bis 200 Millionen Jahren noch andere eindrucksvolle Reptilien: die Aetosaurier. Äußerlich betrachtet eine Mischung aus Krokodil und Gürteltier, konnten die stark gepanzerten, vierbeinigen Reptilien bis zu sechs Meter lang werden. Die Allesfresser waren wahrscheinlich weltweit verbreitet und lebten auch auf dem Gebiet des heutigen Deutschland. Nur in Australien und in der Antarktis wurden noch keine Aetosaurier-Fossilien gefunden.

Fossilien Garzapelta
Nach 30 Jahren im Museumsregal fielen die Fossilien auf einmal William Reyes ins Auge. © William Reyes

Ein texanischer Panzer

Nun haben Paläontologen um William Reyes von der University of Texas eine gänzlich neue Aetosaurier-Art entdeckt: den Garzapelta muelleri. Der Namensbestandteil Garza verweist dabei auf das Garza Country im Nordwesten von Texas, wo das Urzeit-Reptil bereits vor 30 Jahren entdeckt wurde. Danach ging das Fossil zunächst in einer Museumssammlung unter und erregte erst kürzlich die Aufmerksamkeit von Reyes.

„Pelta“ ist lateinisch für Schild und verweist auf den stark gepanzerten Körper des 215 Millionen Jahre alten Aetosauriers. Seine Panzerung – bestehend aus dicken Knochenplatten und gebogenen Stacheln – macht den Großteil der fossilen Überreste aus und ist zu etwa 70 Prozent erhalten. „Normalerweise findet man nur sehr wenig Material“, betont Reyes. Ansonsten sind noch ein paar Rippen und Teile der Fußknochen von Garzapelta überliefert. Insgesamt konnte das wuchtige Reptil wahrscheinlich bis zu 3,50 Meter lang werden.

Die Sache mit der Verwandtschaft

Bleibt die Frage, in welche Aetosaurier-Linie Garzapelta sich einordnen lässt. Denn die Suche nach seinen nächsten Verwandten hat sich zunächst schwieriger gestaltet als gedacht. Der Grund: Der Panzer des Reptils vereint typische Merkmale gleich mehrerer Aetosaurier-Gruppen. So ähneln die mittig liegenden Knochenplatten von Garzapelta zum Beispiel am ehesten denen von Rioarribasuchus, einer aus Arizona und New Mexico bekannten Aetosaurier-Art. Die Platten im hinteren Teil des fossilen Panzers erinnern dagegen stärker an Desmatosuchus. Dieser ist vor allem durch seine bedrohlich langen Schulterstacheln bekannt.

Fossilien Garzapelta
Eine Rekonstruktion des Panzers von Garzapelta © Jeffrey Martz

Nach weiteren Untersuchungen halten es Reyes und seine Kollegen allerdings für schlüssiger, dass Garzapelta näher mit Rioarribasuchus verwandt ist und die Ähnlichkeiten mit Desmatosuchus auf eine konvergente Evolution zurückzuführen sind. Das heißt, die hinteren Knochenplatten haben sich bei beiden Reptilien ähnlich entwickelt, obwohl sie eigentlich nicht näher verwandt sind. So wie Libellen, Fledermäuse und Vögel gleichermaßen Flügel zum Fliegen entwickelt haben und trotzdem zu völlig unterschiedlichen Tiergruppen gehören.

„Konvergenz der Knochenplatten bei weit verwandten Aetosauriern wurde schon früher festgestellt, aber der Panzer von Garzapelta muelleri ist das beste Beispiel dafür und zeigt, in welchem Ausmaß dies geschehen kann und welche Probleme es bei unseren phylogenetischen Analysen verursacht“, erklärt Reyes. (The Anatomical Record, 2024; doi: 10.1002/ar.25379

Quelle: University of Texas at Austin

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