Abgelehnt: Die vom Menschen geprägte Ära des „Anthropozän“ wird doch kein offizielles geologisches Zeitalter – es bleibt ein inoffizieller Begriff. Dies hat ein Gremium der International Union of Geological Sciences (IUGS) nun in einer Abstimmung beschlossen. Grund dafür sind der strittige Beginn des Anthropozäns, aber auch die weltweit nicht einheitliche Nachweisbarkeit der entsprechenden Marker, so die IUGS. Allerdings gibt es dagegen auch Widerspruch.
Wir Menschen haben die Erde verändert wie kein anderes Lebewesen vor uns. Wir haben irdische Kreisläufe, die Natur und das Klima verändert und ganz neue Minerale und Materialien erschaffen. Unsere Technosphäre und Materialien wiegen bereits mehr als die Biomasse auf unserem Planeten, Plastik, radioaktiver Fallout und Schadstoffe sind selbst in entlegensten Regionen nachweisbar. Deshalb hat die International Union of Geological Sciences (IUGS) im Jahr 2009 eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die prüfen sollte, ob es ein neues „Zeitalter des Menschen“ – das Anthropozän – geben soll.
Wird das Anthropozän ein offizielles Zeitalter?
Ende 2023 kam diese Arbeitsgruppe zu dem Schluss, dass es genügend geologisch-stratigrafische Argumente gibt, um das seit dem Ende der Eiszeit vor rund 12.000 Jahren bestehende Holozän durch das Anthropozän abzulösen. Als Beginn des Anthropozäns legten die Geowissenschaftler die Zeit um 1950 fest. Als offiziellen Referenzpunkt, den sogenannten Global Stratotype Section and Point (GSSP), schlugen sie eine Schicht im kanadischen Crawford Lake vor.
Doch das letzte Wort darüber hat ein Untergremium der IUGS, die Subkommission für Quartär-Stratigrafie (SQS). Deren Mitglieder haben nach eingehender Prüfung zwischen dem 4. Februar und 4. März 2024 über die offizielle Aufnahme des Anthropozän in die geologische Zeitrechnung abgestimmt. „Alle an dem Prozess Beteiligten sind Geowissenschaftler des höchsten Kalibers mit einer großen Expertise in Quartär-Stratigrafie und Chronologie“, betont die IUGS in einem Statement.