Fehlende Atome statt Magnet-Bits: Das diamantähnliche Material Siliziumkarbid könnte die sichere und effiziente Langzeitspeicherung von digitalen Daten ermöglichen – in ihm halten sie Generationen statt nur wenige Jahre bis Jahrzehnte. Als Datenbits dienen dabei mittels Ionenstrahl erzeugte Fehlstellen im Atomgitter des Siliziumkarbids. Der Vorteil: Einprägen und Auslesen geht schnell und benötigt wenig Energie, wie Physiker berichten. Die Speicherdichte liegt bei der einer Blu-Ray Disc und darüber.
Ob Texte, Bilder oder Videos: Die Menschheit produziert immer mehr digitale Daten, die gespeichert und archiviert werden müssen. Pro Jahr fallen inzwischen fast 100 Zettabytes an – ein Zettabyte entspricht einer Trilliarde Bytes. Das Problem jedoch: Die zurzeit gängigen Datenspeicher – Festplatten, Blu-Rays oder Magnetbänder – haben zwar eine relativ hohe Datendichte, halten aber nur wenige Jahre bis Jahrzehnte. Es droht das digitale Vergessen.
„Die begrenzte Speicherzeit aktueller Medien erfordert eine Datenmigration innerhalb weniger Jahre, um Verluste zu vermeiden“, erklärt Seniorautor Georgy Astakhov vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR). „Abgesehen davon, dass wir in ewigen Datenmigrations-Prozeduren gefangen sind, erhöht dies den Energieverbrauch erheblich, da bei diesem Prozess eine beträchtliche Menge an Energie verbraucht wird.“
Atomare Gitter-Fehlstellen als Bits
Deshalb suchen Wissenschaftler schon länger nach neuen Formen der Datenspeicherung, die eine sichere und effiziente Langzeitarchivierung erlauben. Experimentiert wird dafür unter anderem mit Datenspeichern auf Basis von DNA, Peptiden oder Atomen in Kristallgittern. Bei Letzterem setzt nun das Konzept von Astakhov, Erstautor Michael Hollenbach und ihrem Team an. Sie haben einen Langzeit-Datenspeicher entwickelt, bei dem die digitalen Bits und Bytes als Fehlstellen im Atomgitter des Siliziumkarbids (SiC) fixiert sind.