Den Sternen so nah: Das höchste astronomische Observatorium der Welt hat am 1. Mai seinen Betrieb aufgenommen – es liegt auf dem Gipfel des 5.640 Meter hohen Cerro Chajnantor in Chile. Die trockene Atmosphäre in dieser Höhe bietet den Astronomen einen einzigartig klaren Blick besonders im sonst stark gestörten mittleren Infrarotbereich. Das 8,5-Meter-Teleskop des TAO-Observatoriums soll daher vor allem in diesem Wellenbereich Galaxien, Sternenwiegen und Planeten beobachten.
Damit Astronomen den Sternenhimmel und ferne Galaxien klar und unverstellt beobachten können, muss die Atmosphäre über ihrem Teleskop möglichst trocken, klar und frei von Turbulenzen sein. Denn adaptive Optiken können zwar einen Teil der Verzerrungen und Unschärfen ausgleichen, aber nicht alle. Daher ist es kein Zufall, dass die leistungsstärksten Teleskope auf hohen Berggipfeln trockener Regionen wie der chilenischen Atacamawüste stehen. Auch das Extremely Large Telescope (ELT), das größte Teleskop der Welt, wird dort zurzeit gebaut.
Klarer Blick dank einzigartiger Höhe
Jetzt kommt ein neues „Auge der Astronomie“ hinzu: das University of Tokyo Atacama Observatory (TAO). Es ist das höchstgelegene Teleskop der Welt. Das von japanischen Astronomen betriebene Observatorium wurde auf dem 5.640 Meter hohen Gipfel des Cerro Chajnantor in Nordchile gebaut – dem Berg, auf dessen rund 5.000 Meter hohem Hochplateau auch schon die Radioteleskope des Atacama Large Millimeter/submillimeter Arrays (ALMA) und des APEX-Teleskops stehen.
Mit dem neuen TAO-Observatorium gesellt sich nun ein 8,50 Meter großes Infrarotteleskop hinzu. „Dank seiner Höhenlage und der trockenen Umgebung wird das TAO das einzige erdbasierte Teleskop weltweit sein, dass klare Beobachtungen im mittleren Infrarotbereich erlaubt“, erklärt TAO-Direktor Takashi Miyata. Denn dank seiner Lage enthält die Atmosphäre über dem Teleskop kaum Feuchtigkeit, die die Infrarotstrahlung absorbieren oder verzerren würde.
Modernste Instrumente
Astronomen erhoffen sich von dem neuen Infrarot-Observatorium neue Einblicke in staubige Sternenwiegen und Planetenkinderstuben, aber auch ferne Sterne und Galaxien. Ausgerüstet ist das TAO-Teleskop dafür mit modernsten adaptiven Optiken, Sensoren und Elektronik. „Unser Team hat den Simultaneous-color Wide-field Infrared Multi-object Spectrograph (SWIMS) entwickelt, ein Instrument, mit dem man einen großen Ausschnitt des Himmels simultan in zwei Wellenbereichen des Lichts beobachten kann“, berichtet Masahiro Konishi von der Universität Tokyo.
„Dieser Spektrograf wird es uns ermöglichen, Informationen zu einer breiten Palette von Galaxien und grundlegenden Strukturen des Universums zu sammeln“, so der Astronom weiter. Auch die Entwicklung von supermassereichen Schwarzen Löchern im Herzen von Galaxien wollen die Astronomen damit erforschen. Ein weiteres Instrument, der Mid-Infrared Multi-field Imager, soll vor allem staubige Zonen des Alls durchleuchten.
„Neue Teleskope und Instrumente helfen uns, die Astronomie voranzubringen“, sagt Miyata. „Ich hoffe, dass die neue Generation von Astronomen TAO und andere erd- und weltraumbasierte Teleskope nutzen wird, um überraschende Entdeckungen zu machen, die unsere aktuellen Vorstellungen herausfordern und das Unerklärte erklären können.“
Quelle: University of Tokyo