Geisterteilchen als Atom-Konstrukteure: Physiker haben einen zuvor unbekannten Weg der kosmischen Elementbildung entdeckt. Er könnte erklären, wie einige ungewöhnlich neutronenarme Atomsorten entstanden sind. Eine Schlüsselrolle für diesen vr-Prozess könnten energiereiche Neutrinos spielen. Bei bestimmten kosmischen Explosionen sorgen sie dafür, dass Neutronen in diesen Atomkernen zu Protonen werden. Doch wo könnte diese neuartige Form der Nukleosynthese stattfinden?
Die meisten Elemente des Periodensystems entstehen entweder durch die Kernfusion im Inneren von Sternen oder durch langsame oder schnelle Neutroneneinfang-Reaktionen bei Supernovae, Neutronensternkollisionen und anderen energiereichen Ereignissen im Kosmos. Bei diesen s- beziehungsweise r-Prozess genannten Nukleosynthese-Reaktionen wachsen Atomkerne durch Kollisionen mit Neutronen und anschließende Umwandlung einiger dieser Neutronen in Protonen heran.
Das Rätsel der p-Kerne
Doch es gibt Atomkerne, die durch keinen dieser bekannten Prozesse entstanden sein können. Dabei handelt es sich um rund 35 Isotope schwerer Elemente, die im Verhältnis zu ihrer Protonenzahl ungewöhnlich wenige Neutronen im Kern besitzen. Zu diesen protonenreichen p-Kernen gehören unter anderem Molybdän-92, Ruthenium-96 und -98 und Cadmium-106. Zwar haben Physiker mehrere hypothetische Synthesewege postuliert, sie können die p-Kerne aber nur zum Teil erklären.
Ähnliches gilt für einige seltene Radionuklide: „Zusätzlich zu den p-Kernen ist Niob-92 (92Nb) ein weiteres Element unbekannten Ursprungs“, berichten Zewei Xiong vom GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt. Dieses langlebige, aber radioaktive Niob-Isotop existierte im frühen Sonnensystem, ist aber seither zerfallen und kommt daher nicht mehr vor. Aber auch die Bildung dieser Atomkerne ließ sich bisher nicht erklären.