Abtrünnige Planeten, ferne Galaxien und die Verteilung der Dunklen Materie: Die europäische Weltraumagentur ESA hat neue Aufnahmen und Forschungsdaten des Weltraumteleskops Euclid veröffentlicht. Sie bestätigen die einzigartige Fähigkeit des Teleskops, große Himmelsausschnitte auf einen Blick und bis in die feinsten Details hinein abzubilden Denn der Early-Release-Katalog von 16 Millionen Objekten entstand an nur einem Beobachtungstag – und ist doch erst der Anfang.
Das im Juli 2023 in All gestartete Weltraumteleskop Euclid soll im Laufe der nächsten Jahre den Kosmos erstmals gleichzeitig umfassend und im Detail kartieren. Dies soll helfen, grundlegende Fragen zu den „dunklen“ Komponenten des Kosmos zu klären – der Dunklen Energie und der Dunklen Materie. Dafür kartiert das Teleskop im sichtbaren und im Infrarotbereich Milliarden Galaxien, verteilt über mehr als ein Drittel des Himmels und dies mit Aufnahmen, die mindestens viermal schärfer als die von erdbasierten Teleskopen sind. Schon die ersten Aufnahmen bestätigten dies.
Erster Datenkatalog und spektakuläre Aufnahmen
Jetzt hat die europäische Weltraumagentur ESA die ersten wissenschaftlichen Daten der Euclid-Mission veröffentlicht, gemeinsam mit fünf neuen Aufnahmen und begleitet von zehn wissenschaftlichen Fachveröffentlichungen, die auf diesen Early Release Observations beruhen. „Euclid ist eine einzigartige, bahnbrechende Mission und dies sind die ersten Datensätze, die veröffentlicht werden – es ist ein wichtiger Meilenstein“, sagt Valeria Pettorino, Euclid-Projektwissenschaftlerin der ESA.
„Die Bilder und damit verbundenen wissenschaftlichen Erkenntnisse sind hinsichtlich der beobachteten Objekte und Entfernungen beeindruckend vielfältig“, so Pettorino weiter. „Sie umfassen eine Vielzahl wissenschaftlicher Anwendungen und repräsentieren lediglich 24 Stunden Beobachtungszeit. Dieses Weltraumteleskop will die größten offenen Fragen der Kosmologie angehen – und diese frühen Beobachtungen zeigen deutlich, dass Euclid der Aufgabe mehr als gewachsen ist.“
Von schwach zu hell und klein zu groß
„Das Schöne an Euclid ist, dass es große Regionen des Himmels sehr detailliert und tief abdeckt und eine breite Palette verschiedener Objekte in einem Bild erfassen kann – von schwach bis hell, von fern bis nahe, von den massereichsten Galaxienhaufen bis hin zu Kleinplaneten. Wir bekommen sowohl einen sehr detaillierten als auch einen sehr weiten Blick auf einmal. Diese erstaunliche Vielseitigkeit hat zu zahlreichen neuen wissenschaftlichen Ergebnissen geführt, die zusammen mit den Ergebnissen von Euclids Vermessung in den kommenden Jahren unser Verständnis des Universums erheblich verändern werden.“
Der vollständige Satz frühzeitiger Beobachtungen zielte auf 17 astronomische Objekte ab, von nahen Gas- und Staubwolken bis hin zu weit entfernten Galaxienhaufen. Die zehn darauf basierenden Publikationen umfassen Ergebnisse zur Entdeckung von Exoplaneten, die ohne Mutterstern im All schweben, aber auch zur Verteilung und Struktur von Zwerggalaxien und Galaxien mit geringer Oberflächenhelligkeit. Weitere Resultate betreffen die Populationen von galaxiennahen Kugelsternhaufen, die Verteilung der dunklen Materie oder zu mittels Gravitationslinsen vergrößerten Galaxien mit hoher Rotverschiebung.
16 Millionen Objekte in 24 Stunden
Der gesamte, von Euclid an nur einem Beobachtungstag erstellte Katalog umfasst mehr als elf Millionen Objekte im sichtbaren Licht und weitere fünf Millionen im Infrarot Bereich. „Euclid demonstriert europäische Spitzenleistungen an der Grenze des gegenwärtigen Stands der Wissenschaft und in modernster Technologie“, sagt ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher. „Euclid steht ganz am Anfang seiner spannenden Reise zur Kartierung der Struktur des Universums.“
Quelle: ESA