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Sonnensystem

Frische Lavaströme auf der Venus?

Radarvergleiche liefern Hinweise auf aktive Venusvulkane in gleich zwei Gebieten

Sif Mons
Radaraufnahme des Venus-Schildvulkans Sif Mons. An der Westflanke dieses Vulkans haben Forscher nun Indizien für frische Lavaströme entdeckt. © NASA/ JPL

Feurige Aktivität: In gleich zwei Vulkangebieten der Venus haben Forscher Indizien für frische Lavaströme entdeckt – Spuren eines bis heute anhaltenden Vulkanismus auf unserem Nachbarplaneten. Radaraufnahmen zufolge hat sich die Oberfläche am Hang des Schildvulkans Sif Mons und in der Ebene Niobe Planitia innerhalb weniger Monate verändert. Die wahrscheinlichste Erklärung dafür seien frische Lava-Austritte, berichtet das Team in „Nature Astronomy“. Dies erhärtet den Verdacht, dass die Venus bis heute aktive Vulkane besitzt.

Die Oberfläche unseres Nachbarplaneten Venus ist von vulkanischen Strukturen förmlich übersät. Radarkartierungen zeigen große Schildvulkane, unzählige kleinere Vulkankegel und immer wieder ausgedehnte Lavaströme und Lavafelder. Allerdings sind die meisten dieser Strukturen Millionen Jahre alt, deshalb hielt man die Venusvulkane für lange erloschen.

Doch in den letzten Jahren mehren sich Beobachtungen, die daran Zweifel wecken. So zeigten Infrarotmessungen der ESA-Sonde Venus Express in einigen Vulkangebieten auffallende, sich verändernde Hitze-Hotspots. 2023 entdeckten Forscher zum Beispiel eine solche Region am Venusvulkan Maat Mons, in der sich die Radarsignaturen innerhalb weniger Jahre geändert hatten.

Fahndung durch Radarvergleiche

Jetzt gibt es weitere Indizien für einen aktiven Venusvulkanismus. Für ihre Studie hatten Davide Sulcanese von der Universität von d’Annunzio in Italien und seine Kollegen Radaraufnahmen der NASA-Sonde Magellan ausgewertet, die diese zwischen 1990 und 1992 im Laufe von drei Überflügen von verschiedenen Vulkangebieten der Venus erstellt hatte. Durch den Vergleich der Daten ermittelten die Forscher, ob und wo sich zwischen den im Abstand mehrerer Monate erstellten Aufnahmen etwas auf der Venusoberfläche geändert hatte.

Tatsächlich wurde das Team fündig: „Unsere Analysen enthüllten in zwei Regionen auffallende Veränderungen in der Rückstreuung zwischen Überflug 3 und den vorherigen Zyklen“, berichten die Wissenschaftler. In beiden Vulkangebieten nahm die Radar-Rückstreuung zwischen dem ersten und dritten Überflug zu, was auf eine frischere, glattere Oberfläche hindeutet.

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Lavaströme am Sif Mons
Die rot markierten Bereiche an der Westflanke des Venusvulkans Sif Mons zeigen, wo sich die Oberfläche zwischen zwei Überflügen der Magellan-Raumsonde verändert hat. © IRSPS/ Università d’Annunzio

Verräterisch hell und glatt

Die erste Region ist ein von alten Lavaströmen geprägtes Gebiet an der Westflanke des großen Schildvulkans Sif Mons. Dort sind auf einer Fläche von insgesamt 30 Quadratkilometern am Vulkanhang hellere Lavaströme zu erkennen, die rauere, dunklere Ströme teils überdecken, wie Sulcanese und seine Kollegen feststellten. Die Radaraufnahmen zeigen zudem, dass diese frischeren Strukturen Hindernisse im Gelände, wie kleinere Hügel und Vulkankegel, zu umfließen scheinen.

Ähnliches fanden Sulcanese und seine Kollegen auch in der zweiten Region, der von vielen kleineren Schildvulkanen und ihren Auswürfen gekennzeichneten Ebene Niobe Planitia. „Wir beobachteten dort helle, wellenförmige Linien und fächerförmige Strukturen, die sich nach Nordosten hin erstrecken“, berichten die Forscher. Auch diese rund 45 Quadratkilometer Fläche bedeckenden Strukturen waren nur in den Aufnahmen vom dritten Überflug der Sonde zu sehen. In beiden Gebieten scheinen die hellen Strukturen der Neigung des Terrains zu folgen.

Frische Lavaspuren

Doch sind dies wirklich frische Lavaströme? Um ganz sicherzugehen, überprüften Sulcanese und sein Team alternative Erklärungsmöglichkeiten mithilfe eines Modells. Aber weder Radar-Artefakte, noch atmosphärische Störungen oder vom Wind aufgehäufte Mikrodünen passen zu den Beobachtungen, wie das Team berichtet. Auch Erdrutsche schließen sie aus, weil die Geländeneigung in den beiden Gebieten zu gering ist.

„Alle Belege sprechen dafür, dass es sich bei den von uns beobachteten Merkmalen um reale Veränderungen der Terrain-Morphologie handelt“, konstatieren die Wissenschaftler. Demnach dokumentieren die Radaraufnahmen frische Lava-Ausströme auf der Venus. „In unserer Analyse haben wir überzeugende Indizienhinweise auf Lavaströme identifiziert, die mit einem anhaltenden Vulkanismus in zwei verschiedenen Regionen der Venus verbunden sind“, schreiben Sulcanese und sein Team.

Nach Ansicht der Forscher liefert dies – zusammen mit den 2023er-Befunden zum Maat Mons – weitere Belege dafür, dass unser Nachbarplanet Venus bis heute eine vulkanische Aktivität aufweist. „Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer weiteren Erkundung der Venus“, betonen die Forscher. (Nature Astronomy, 2024; doi: 10.1038/s41550-024-02272-1)

Quelle: Nature Astronomy

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