Paläontologie

Fossil ist ältester Meeressaurier der Südhalbkugel

Das langhalsige Reptil schwamm vor 246 Millionen Jahren am südlichen Polarkreis

Frühe Nothosaurier
Bereits vor 246 Millionen Jahren lebten am südlichen Polarkreis langhalsige Nothosaurier. © Stavros Kundromichalis /CC-by 4.0

Früher Schwimmer: Paläontologen haben die ältesten fossilen Überreste eines Meeressauriers der südlichen Hemisphäre entdeckt. Der langhalsige Nothosaurier durchpflügte dort bereits vor 246 Millionen Jahren die Gewässer des südlichen Polarkreises. Diese Region war damals noch wärmer und könnte von den Meeressauriern auf ihren weltumspannenden Wanderungen durchquert worden sein. Der Fund des Tieres verrät auch mehr über die frühe Evolution der Nothosaurier, wie das Team berichtet.

Die ersten Meeresreptilien eroberten die Ozeane rund um das Massenaussterben am Ende des Perm-Zeitalters vor 252 Millionen Jahren. Als dabei mehr als 80 Prozent aller im Meer lebenden Arten verschwanden, gab es für die Reptilien auf einmal zahlreiche freigewordene Nischen zu besetzen. Über die frühe Evolution der Meeresechsen ist allerdings nur wenig bekannt. Vor allem aus der südlichen Hemisphäre liegt bislang nur wenig Knochenmaterial vor.

Fossiler Wirbel
Der wiederentdeckte Wirbel © Benjamin Kear /CC-by 4.0

Wiederentdeckter Wirbel als Schlüssel

Nun ist das spärliche Knochenarchiv allerdings um einen ganz besonderen Zuwachs reicher geworden: In Neuseeland haben Paläontologen um Benjamin Kear von der Universität im schwedischen Uppsala die bislang ältesten Überreste eines südlichen Meeresreptils entdeckt. Beziehungsweise wiederentdeckt, denn das fragliche Fossil – ein vereinzelter Wirbel aus der Zeit vor 246 Millionen Jahren – ist tatsächlich bereits 1978 in einem Bachbett auf der Südinsel Neuseelands gefunden worden. Danach wurde es jedoch jahrzehntelang in einer Museumssammlung vergessen.

Der fossile Wirbel ist rund zwölf Zentimeter groß und 40 Millionen Jahre älter als jedes andere Knochenmaterial von Meeressauriern, das jemals auf der Südhalbkugel gefunden wurde. Zu Lebzeiten gehörte der Wirbel laut Paläontologen zu einem Nothosaurier – einem entfernten Vorfahren der langhalsigen Plesiosaurier. Nothosaurier konnten bis zu sieben Meter lang werden und schwammen mit vier paddelartigen Gliedmaßen. Ihr flacher Schädel mit kegelförmigen Zähnen eignete sich perfekt für den Fischfang.

Nothosaurier Rekonstruktion
So könnte der neuseeländische Nothosaurier einst ausgesehen haben. © Johan Egerkrans /CC-by 4.0

Warme Polargewässer als Lebensraum

Auch das neuseeländische Exemplar könnte vor 246 Millionen Jahren ein versierter Fischfänger gewesen sein. Das Jagdgebiet des Nothosauriers hätte dabei am südlichen Polarkreis gelegen, in den flachen Küstengewässern des Superozeans Panthalassa, wie die Paläontologen berichten. Damals, im beginnenden Trias-Zeitalter, war es dort allerdings noch nicht annähernd so unwirtlich und klirrend kalt wie heute.

„Der Beginn des Zeitalters der Dinosaurier war durch eine extreme globale Erwärmung gekennzeichnet, die es diesen Meeresreptilien ermöglichte, am Südpol zu gedeihen“, erklärt Kear. „Dies deutet auch darauf hin, dass die alten Polarregionen eine wahrscheinliche Route für ihre frühesten globalen Wanderungen waren, ähnlich wie die epischen transozeanischen Reisen, die Wale heute unternehmen.“

Neues über den Ursprung der Nothosaurier

Aus dem neuseeländischen Wirbelfund lässt sich auch Bemerkenswertes über die Ursprünge der zu den Flossenechsen gehörenden Nothosaurier ableiten, wie die Paläontologen erklären. So liegt die Wiege dieser Tiergruppe zum Beispiel anders als erwartet nicht im Norden des Panthalassa-Ozeans, obwohl dort die ältesten Nothosaurier-Fossilien gefunden wurden.

„Anhand eines zeitlich kalibrierten Evolutionsmodells zeigen wir, dass die Nothosaurier ihren Ursprung in der Nähe des Äquators hatten und sich dann rasch sowohl nach Norden als auch nach Süden ausbreiteten, und zwar zur gleichen Zeit, als sich nach dem katastrophalen Massenaussterben, das den Beginn des Zeitalters der Dinosaurier markierte, komplexe marine Ökosysteme wieder etablierten“, erklärt Kear. (Current Biology, 2024; doi: 10.1016/j.cub.2024.03.035

Quelle: Uppsala University

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