Zoologie

Älteste bewohnte Termitenhügel entdeckt

Insekten-Gebilde sind weitaus älter als jede menschliche Stadt

Afrikanische Termitenhügel
Diese Termitenhügel befinden sich zwar ebenfalls in Afrika, sind aber nicht die neu entdeckten Rekordhalter. © ClaraNila/ iStock

Sensationsfund: In Südafrika haben Biologen die ältesten bewohnten Termitenhügel der Welt entdeckt. In ihnen leben bereits seit 34.000 Jahren Termiten – wesentlich länger als Menschen in Städten. Die Hügel haben sogar die letzte Eiszeit überlebt. Doch neben traditionsreichen Bewohnern beherbergen die Termitenhügel auch ein ganz besonderes Geheimnis zur CO2-Speicherung, wie das Team berichtet.

Termitenhügel gehören zu den beeindruckendsten Bauwerken im Tierreich. Mit Höhen von bis zu sieben Metern und einem Materialeinsatz von bis zu 50 Tonnen Erde sind sie einerseits enorm groß. Andererseits sind sie aber auch ausgeklügelt designt und besitzen zum Beispiel mehrere „Klimaanlagen“, die Frischluft bis ins Nestinnere transportieren. Bis zu 50 Millionen Termiten finden in einer einzigen solchen Insekten-City Platz. Zum Vergleich: Die Metropolregion Tokio – die größte Stadt der Menschen – hat eine Bevölkerung von rund 37 Millionen.

34.000 Jahre alte Termitenstadt

Doch die Termiten-Städte übertreffen unsere nicht nur hinsichtlich ihrer Bevölkerungszahl, sondern offenbar auch bezüglich ihres Alters: Entlang des südafrikanischen Buffels River haben Biologen um Michele Francis von der Stellenbosch University nun die bislang ältesten bewohnten Termitenhügel der Welt entdeckt. Die Bauten bieten ihren Bewohnern – Termiten der Spezies Microhodotermes viator – bereits seit 34.000 Jahren ein Zuhause, wie Datierungen ergaben.

Damit schlagen die Hügel den bisherigen Rekordhalter aus Brasilien um ganze 30.000 Jahre. Und auch die älteste noch bewohnte Stadt der Menschen – das über 5.000 Jahre alte Damaskus – ist ein wahrer Jungspund im Vergleich zu den in Südafrika entdeckten Termitenhügeln. Tatsächlich existierten diese schon lange bevor unsere Spezies überhaupt Städte errichtet hat. Sie sind sogar älter als die europäischen Höhlenmalereien und überlebten offenbar auch die letzte Eiszeit, bei der riesige Eisschilde Teile von Nordamerika, Europa und Asien bedeckten. Der südafrikanische Termitenwohnsitz war demnach bereits uralt, als noch Wollhaarmammuts durch die Welt stapften, wie Francis und seine Kollegen berichten.

Entdeckung war ein Zufallsfund

Die Entdeckung der Methusalem-Hügel war allerdings ein reiner Zufallsfund. Eigentlich wollte das Forschungsteam herausfinden, warum das Grundwasser am Buffels Rivers, rund 530 Kilometer von Kapstadt entfernt, salzhaltig ist. Da rund 20 Prozent der Region von Termitenhügeln bedeckt sind, vermuteten Francis und seine Kollegen, dass diese eine Rolle bei der Erklärung des Phänomens spielen könnten.

Um herauszufinden, ob und wann in den Hügeln gespeicherte Mineralien ins Grundwasser gespült worden sein könnten und dieses in der Folge salzhaltig gemacht haben, führten die Forschenden eine Radiokarbondatierung an den Termitenbauten durch und stießen so durch Zufall auf deren hohes Alter. Doch gleichzeitig gewannen Francis und sein Team auch spannende Erkenntnisse für ihre ursprüngliche Mission. Denn die „Heuweltjies“, wie die Termitenhügel auf Afrikaans genannt werden, fungieren gleichzeitig als eine Art Klimaarchiv.

Termitenhügel erweisen sich als wichtige Kohlenstoffsenke

„Die Heuweltjies haben gezeigt, dass es während ihrer Entstehung in der Region deutlich mehr Niederschläge gab als heute. Dieses feuchtere Klima führte dazu, dass sich Mineralien wie Kalzit und Gips auflösten und ins Grundwasser gelangten“, wie Francis berichtet. Das erklärt zum einen den Salzgehalt des Grundwassers, leistet gleichzeitig aber auch einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel, wie die Forschenden erklären. Denn wenn Kohlenstoff tief unter der Erde in Form von Kalzit im Grundwasser gebunden wird, kann er nicht als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre gelangen und dort die Erderwärmung vorantreiben.

Die Termiten selbst unterstützen diese langfristige CO2-Senke mit ihrer alltäglichen Arbeit, wie Francis und seine Kollegen herausgefunden haben. Indem sie regelmäßig frisch geerntetes, kohlenstoffhaltiges Pflanzenmaterial tief in ihre Nester befördern, erneuern sie die Kohlenstoffreserven im Boden kontinuierlich. Bei jedem intensiven Regenschauer kann der Kohlenstoff dann wieder als Kalzit ins Grundwasser gelangen und dort noch länger gebunden bleiben, wie das Team erklärt.

Francis und seine Kollegen hoffen nun, dass das Wissen um die klimanützliche Wirkung der Termiten sich rumspricht. Denn viel zu häufig werden die Tiere als Schädlinge gesehen und ihre Hügel zugunsten neuer landwirtschaftlicher Flächen entfernt. (Science of The Total Environment, 2024; doi: 10.1016/j.scitotenv.2024.171760)

Quelle: Stellenbosch University

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