Chemie als Kunst: Chemiker haben ein Computerprogramm entwickelt, das die Form und Symmetrie von Molekülen als Kunstwerk im Stile des Malers Piet Mondrian darstellt. Die farbigen Flächen des Kunstwerks und ihre Größen repräsentieren dabei jeweils verschiedenen Symmetriebrüche und Verzerrungen der molekularen Struktur. Diese ungewöhnliche Form der Visualisierung macht die Struktur von Molekülen intuitiv erfassbar und kann so neue Einblicke bieten, so das Team.
Chemische Moleküle können nicht nur aus ganz unterschiedlichen Komponenten bestehen, auch ihre Form kann – selbst bei gleicher atomarer Zusammensetzung – auf vielfältige Weise variieren. Die Spanne des molekularen Formenspiels reicht von Ketten, Ringen oder Hohlkugeln bis zu komplexeren Strukturen, die Rotoren, Autos im Nanomaßstab oder winzigen Kränen gleichen. Einige chemische Verbindungen können zudem ihre Form wechseln und je nach äußerem Einfluss umklappen, sich dehnen oder verdrehen.
Die Form eines Moleküls kann daher einiges über seine Eigenschaften und sein Verhalten verraten. Denn sie beeinflusst mit, wie ein Molekül chemisch reagiert und mit welchem Reaktionspartner es sich bevorzugt verbindet. Bei einem Enzym beispielsweise bestimmt meist die Form der sogenannten Bindungstasche, wo und wie es im Zellstoffwechsel aktiv wird. Aber auch physikalische Eigenschaften wie die Lichtbrechung, Leitfähigkeit und andere werden von der Form eines Moleküls geprägt.
Molekülform in Kunst „übersetzt“
„Symmetrie und Form sind essenzielle Aspekte der molekularen Struktur und unserer Interpretation der chemischen Moleküle und ihrer Eigenschaften“, erklärt Seniorautor Mathias Senge vom Trinity College in Dublin und der TU München. „Aber oft sind die Beziehungen zwischen der chemischen Struktur und den verschiedenen beschreibenden Merkmalen schwer zu erfassen.“ Deswegen haben er und sein Kollege Christopher Kingsbury nach einer anschaulichen, intuitiv erfassbaren Methode gesucht, um die Symmetrien eines Moleküls darzustellen.