Anzeige
Medizin

Zähneputzen: Lieber kreisen als fegen?

Metaanalyse liefert neue Einblicke in die Wirksamkeit manueller Zahnputztechniken

Zähneputzen
Wie putzt man sich die Zähne richtig? Welche Technik wirkt am besten? © Jacob Wackerhausen/ iStock

Welche Zahnputztechnik reinigt unsere Zähne am besten? Eine aktuelle Metanalyse liefert darauf ein überraschendes Ergebnis. Denn die oft propagierte Methode des Zähneputzens „von Rot nach Weiß“ war dem kreisenden Putzen nicht überlegen. Stattdessen beseitigten beide Putztechniken den Zahnbelag ähnlich gut. Gegen Zahnfleischentzündungen weniger empfehlenswert ist dagegen die „Rütteltechnik“, wie das Team feststellte. Insgesamt waren die Unterschiede aber gering und die Daten extrem lückenhaft.

Regelmäßig Zähneputzen ist wichtig, so viel ist klar. Denn das Entfernen von bakteriellem Zahnbelag beugt nicht nur Karies und Parodontose vor, chronische Zahnfleischentzündungen stehen auch im Verdacht, andere Krankheiten zu begünstigen – von Gefäßerkrankungen über Rheuma und Alzheimer bis hin zu Krebs. Als besonders effektive Methode der Zahnhygiene gilt laut Studien das Zähneputzen mit einer elektrischen Zahnbürste.

Kreisen versus Fegen und Rütteln

Doch wie sieht es beim klassischen Zähneputzen per Hand aus? Welche Technik ist dabei die effektivste? „Obwohl ein Großteil der Weltbevölkerung manuelle Zahnbürsten benutzt, herrscht bei dieser Frage noch einige Unsicherheit“, erklären Renate Deinzer von der Universität Gießen und ihre Kollegen. Dennoch gaben viele Experten bisher der Fege- oder Rütteltechnik den Vorzug gegenüber kreisenden Putzbewegungen.

Bei diesen Putzmethoden erfolgt die Reinigung der Zähne von Rot nach Weiß: Man setzt die Borsten der Zahnbürste im 45-Grad-Winkel am Zahnfleischrand auf, lockert dann den Zahnbelag durch rüttelnde Bewegungen und „fegt“ ihn dann sanftem Druck vom Zahnfleisch zu den Zahnkronen weg. Diese auch als „modifizierte Bass-Technik“ Bezeichnete Putzstrategie soll das Zahnfleisch schonen und verhindern, dass Bakterien in die Zahnfleischtaschen gedrückt werden.

Aussagekräftige Studien sind Mangelware

Abe was ist dran an diesen Empfehlungen? Das haben Deinzer und ihr Team nun in einer Metaanalyse untersucht. Dafür sichteten sie gut 1.200 Studien zum Thema Zähneputzen und werteten diejenige aus, die die eine manuelle Putztechnik mit einer Kontrolle oder einer anderen Putztechnik verglichen hatten. Außerdem prüften sie, ob die Studien geeignete Kriterien wie beispielsweise Entfernung des Zahnbelags oder verringerte Zahnfleischentzündungen angewendet hatten.

Anzeige

Die Auswertungen ergaben Enttäuschendes: Nur 15 Studien blieben nach dieser Vorauswahl übrig – kaum genug, um sichere Aussagen zu erhalten. „Es fehlt hier einfach an weiteren gut gemachten Forschungsarbeiten“, sagt Deinzer. Dennoch konnte das Team aus den verbliebenen Daten zumindest einige – überraschende – Trends ableiten.

Kreisendes Putzen ist besser als sein Ruf

Demnach ist das Zähneputzen mit kreisenden Bewegungen weit besser als sein Ruf. Denn entgegen der oft geäußerten Expertenmeinung entfernt dieses Kreisen den schädlichen Zahnbelag ähnlich effektiv wie die favorisierte „von Rot nach Weiß“-Methode. „Um Zahnbelag langfristig zu reduzieren, empfiehlt sich daher sowohl die kreisende wie die fegende Technik“, berichten Deinzer und ihr Team.

Und auch in der Bekämpfung von Zahnfleischentzündungen schneidet das kreisende Zähneputzen weniger schlecht ab als gedacht – im Gegenteil: Die Studien lieferten Hinweise darauf, dass das Fegen und Rütteln solche Entzündungen eher fördert als das Kreisen. „Das Vermitteln dieser Techniken ist daher für die Langzeit-Prävention von Zahnfleischentzündungen eher nicht zu empfehlen“, konstatieren die Forschenden. Allerdings sei die Datenlage in diesem Punkt sehr dünn.

Nicht genug Daten für klare Empfehlungen

Nach Ansicht von Deinzer und ihrem Team reichen die wissenschaftlichen Daten damit nicht aus, um eine Methode des manuellen Zähneputzens einer anderen klar vorzuziehen. „Da sollten wir mit unseren Empfehlungen vorsichtiger sein, solange es keine neuen Daten dazu gibt“, sagt Seniorautorin Sonja Sälzer von der Universität Kiel. Hinzu kommt, dass viele Menschen ohnehin verschiedenste Mischformen der verschiedenen Methoden anwenden.

Ebenfalls ungeklärt bleibt auch, ob es wirklich sinnvoll ist, Kindern zunächst die einfachere kreisende Methode beizubringen und dann später im Erwachsenenalter die Technik umzustellen. Auch hier fehle es noch an guten Studien, so die Forschenden. Sie fordern daher nun mehr methodisch saubere Forschung zum Thema Zahnhygiene. (PLoS ONE, 2024; doi: 10.1371/journal.pone.0306302)

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Tartrazinlösung

Lebensmittelfarbe macht durchsichtig

Ist der Mondvulkanismus jünger als gedacht?

Feuriges Ende für ESA-Satellit

Plastikmüll: Welche Länder sind am stärksten verschmutzt?

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Welt der Bakterien - Die unsichtbaren Beherrscher unseres Planeten

Kleine Wunderwerke - Die unsichtbare Macht der Mikroben von Idan Ben-Barak

Top-Clicks der Woche