Sport

In welchem Alter sind Olympioniken am besten?

Sportliche Leistung von Leichtathleten erreicht ihren Gipfel in den 20ern

Silhouette eines Leichtathleten mit Olympischem Feuer in der Hand vor einem Sportstadion
Leichtathleten sind bei ihrer Olympia-Teilnahme im Schnitt 27 Jahre alt. © kovop58 / iStock

Enges Zeitfenster: Ob ein Sportler oder eine Sportlerin bei den Olympischen Spielen eine Goldmedaille gewinnen, hängt von vielen Faktoren ab. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei das Alter der Athleten, wie eine Statistik zeigt. Sportliche Höchstleistung bringen Leichtathleten demnach meist in ihren frühen 20ern und nach einer bestimmten Zeit des Trainings. Danach nimmt die Leistung meist rasch ab. Das Wissen können künftige Olympiateilnehmer nutzen, um gezielter auf die Olympiade hin zu trainieren.

Rennen, springen, werfen: Leichtathletik umfasst bei den Olympischen Spielen verschiedene Disziplinen, in denen die Sportlerinnen und Sportler einzeln oder in Kombination antreten können. „Im Gegensatz zu anderen olympischen Sportarten wie Fußball und Tennis, die außerhalb der Spiele ihre eigenen hochkarätigen Wettkämpfe haben, sind die Olympischen Spiele für Leichtathleten die größte Bühne, auf der sie gegeneinander antreten“, sagt David Awosoga von der University of Waterloo.

Olympia: Für Leichtathleten ein besonderes Event

Dazu haben Leichtathleten jedoch nur alle vier Jahre die Chance, denn die Olympischen Spiele finden seit der Antike traditionell alle vier Jahre statt. Die Leichtathleten müssen daher mit ihren Kapazitäten gut haushalten, denn die meisten qualifizieren sich nur ein einziges Mal für Olympia. „Leichtathletinnen und Leichtathleten müssen sich genau überlegen, wann und wie sie trainieren sollten, um die Wahrscheinlichkeit zu maximieren, sich auf ihrem persönlichen Höhepunkt für die Olympischen Spiele zu qualifizieren“, so Awosoga. Doch wo liegt dieser persönliche Höhepunkt?

Um ihre bestmögliche Leistung zu erbringen, trainieren die Sportler, die nun in Paris an den Start gehen, hart. Jahrelang geht es dabei im Idealfall bergauf, die Ergebnisse werden immer besser, bis die Sportler auf dem Höhepunkt ihrer Karriere sind. Von da an lässt die Leistung meist wieder nach. Der Verlauf einer Olympia-Karriere lässt sich daher bei den meisten Sportlern mit einer Glockenkurve beschreiben. Wo deren Spitze liegt, hängt neben Faktoren wie Genetik, Disziplin und Trainingsbedingungen auch maßgeblich vom Alter der Athleten ab.

Wann erreichen Sportler ihr Maximum?

Wann genau Olympiateilnehmer ihr bestes Alter erreicht haben, haben nun Awosoga und sein Kollege Matthew Chow von der University of Waterloo untersucht. Dafür ermittelten die Datenwissenschaftler mit statistischen Methoden, wann Leichtathleten ihre beste Leistung erbringen. Grundlage waren die jährlichen Leistungsdaten aller Sportlerinnen und Sportler, die in den sieben letzten Olympischen Spielen seit 1996 in Einzeldisziplinen der Leichtathletik an den Spielen teilgenommen haben.

Dabei berücksichtigten sie neben Geschlecht und Nationalität der Teilnehmenden auch, wann und bei welchem Wettbewerb die Daten erhoben wurden und wie lange die Athleten bereits als Spitzensportler trainierten – das sogenannte „Trainingsalter“.

Grafik
Die Grafik zeigt, dass im Alter von 27 Jahren die Wahrscheinlichkeit, dass die besten Tage eines Sportlers noch vor ihm liegen, unter 50 Prozent sinkt. © University of Waterloo

Mit 27 Jahren sinken die Chancen

Die Statistik ergab, dass die Leichtathleten bei ihrer Teilnahme an den Olympischen Spielen im Schnitt knapp 27 Jahre alt waren. Dieses Alter blieb über die vergangenen Jahrzehnte konstant, sowohl für Männer als auch für Frauen. Zugleich war dies auch durchschnittlich das Alter mit der besten Leistung der Sportler und den meisten Medaillengewinnen. „Interessanterweise zeigte unsere Analyse auch, dass das mittlere Spitzenalter für diese Athleten bei 27 Jahren lag“, so Awosoga.

Ist ein Athlet oder eine Athletin dagegen älter als 27, liegen die besten Jahre demnach wahrscheinlich hinter ihm oder ihr. Die Wahrscheinlichkeit, dass die persönliche Bestleistung noch nicht erreicht wurde, liegt dann nur noch bei 44 Prozent – und nimmt mit jedem Lebensjahr weiter ab, wie das Team berichtet.

Olympia-Jahre befeuern Bestleistungen

„Das Alter ist jedoch nicht der einzige Faktor für den Leistungshöhepunkt eines Athleten“, sagt Chow. Auch die Trainingsbedingungen im Land der Sportler und insbesondere das „Trainingsalter“ beeinflussen die Olympia-Chancen. „Wir haben auch herausgefunden, dass das Wissen, dass es sich um ein olympisches Jahr handelt, tatsächlich hilft, die Leistung eines Athleten vorherzusagen.“ Denn Leistungssportler trainieren dann gezielt auf die Olympischen Spiele hin und erreichen in diesen Jahren etwas häufiger ihre besten Ergebnisse.

Für die Teilnehmenden der Olympischen Spiele in Paris hat die Statistik keine Auswirkungen mehr, denn sie haben ihr Ziel bereits erreicht. Die Studie zeigt jedoch, dass dafür neben Disziplin und harter Arbeit auch gutes Timing entscheidend war, um das enge Zeitfenster zu erwischen. „Wenn wir Leichtathleten bei Wettkämpfen beobachten, werden wir Zeugen einer statistischen Anomalie: Jemand, der sowohl auf dem Höhepunkt seiner körperlichen Leistung ist als auch von einem extrem glücklichen Timing profitiert“, sagt Chow.

Orientierung für künftige Olympioniken

Für künftige Olympiateilnehmer  kann die Studie Anhaltspunkte geben, wie sie ihre Kraft und ihr Training am besten einteilen. „Wir haben eine Liste von Variablen erstellt, die ihnen helfen, vorherzusagen, wann ihr Höhepunkt sein wird“, sagt Awosoga. Einige dieser Variablen sind konstant, andere beeinflussbar. „Sie können das Jahr der Olympischen Spiele, ihre Genetik oder ihre Nationalität nicht ändern, aber sie könnten ihre Trainingspläne ändern, um sie besser an diese biologischen und externen Faktoren anzupassen.“

Allerdings geht aus den Daten auch hervor, dass sich der Peak je nach Disziplin unterschiedlich gut vorhersagen lässt. So dauert die sportliche Karriere bei Werfern beispielsweise länger als bei anderen Leichtathleten. Ihr Zeitfenster für ihre beste Leistung ist dadurch größer und schwerer zu prognostizieren. Zudem gibt es immer auch Ausnahmeathleten wie den Sprinter Kim Collins, die besonders früh, spät oder lange Bestleistungen erbringen, betonen die Autoren. (Significance, 2024; doi: 10.1093/jrssig)

Quelle: University of Waterloo

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