Paläontologie

Der größte T. rex aller Zeiten

Paläontologen ermitteln die Maximalgröße des ikonischen Raubdinosauriers

Tyrannosaurus rex
Wie groß wäre der größtmögliche Tyrannosaurus rex geworden? Das haben Paläontologen nun ermittelt. © para827/Getty images

Ein Gigant unter Riesen: Paläontologen haben rekonstruiert, wie groß der größte Tyrannosaurus rex gewesen sein könnte, der jemals gelebt hat. Mit einem geschätzten Gewicht von 15 Tonnen und einer Länge von 15 Metern wäre dieser Koloss demnach 70 Prozent schwerer und 25 Prozent länger gewesen als die größten fossilen T. rex-Exemplare, die bisher gefunden wurden. Dass wir diesen gigantischen Raubdinosaurier oder vergleichbar große Individuen jemals ausgraben, ist allerdings höchst unwahrscheinlich, wie das Team erklärt.

Dinosaurier waren die größten Landtiere aller Zeiten. Manche langhalsigen Sauropoden ragten über 13 Meter hoch auf und konnten weit über 60 Tonnen wiegen. Auch einige Raubdinosaurier wie der busgroße Tyannosaurus rex erreichten beträchtliche Größen. Doch wie groß wurden die Allergrößten unter ihnen – zum Beispiel der größte T. rex oder der größte Brachiosaurus?

Das Tyrannosaurier-Fossil „Scotty“ ist das derzeit größte gefundene Exemplar, hier eine Nachbildung. © Muhsatteb/ CC-by-sa 4.0

Das ist schwer zu sagen, denn dass ausgerechnet die fossilen Überreste der größten Vertreter einer Art von uns gefunden und ausgegraben werden, ist unwahrscheinlich. Vor allem weil die meisten Dinosaurier-Spezies derzeit nur durch ein einziges Individuum oder maximal eine Handvoll vertreten sind. Aufgrund mangelnder Vergleichsskelette lässt sich bei diesen Tieren zudem nicht einmal sagen, ob sie jeweils zu den größten, den kleinsten oder den durchschnittlichsten ihrer Art zählten.

Eine „kolossale“ Suche

Einer der am besten erforschten und in den größten Mengen erhaltenen Dinosaurier ist der Tyrannosaurus rex. Von allen rund 2,5 Milliarden T. rex, die jemals gelebt haben, sind bislang 84 einigermaßen vollständige, versteinerte Exemplare gefunden worden. Jordan Mallon vom Canadian Museum of Nature und David Hone von der Queen Mary University of London haben diese vergleichsweise Fülle an Funden nun genutzt, um daraus den größten T. rex von allen zu rekonstruieren.

Dafür modellierte das Team zunächst die wahrscheinlichste Wachstumskurve für den Verlauf eines Tyrannosaurus-Lebens und übertrug diese dann auf eine theoretische Population von 140 Millionen Exemplaren. Basierend auf früheren Erkenntnissen nahmen Mallon und Hone zum Beispiel an, dass die Raubsaurier beim Schlüpfen zwei Kilogramm wogen und dass ihre maximale Lebenserwartung bei 30 Jahren lag. Auf diese Weise konnten die Paläontologen schließlich die theoretische Maximalgröße eines ausgewachsenen Tyrannosaurus rex ermitteln.

Größenvergleich
Vergleich des größten bisher entdeckten T.-rex-Fossil (vorne) mit der wahrscheinlichen Maximalgröße dieser Art. © Mark Witton

70 Prozent schwerer als „Scotty“

Das Ergebnis: „Ungeachtet der biomechanischen und ökologischen Beschränkungen schätzen wir, dass der absolut größte T. rex 70 Prozent schwerer gewesen sein könnte als das derzeit größte bekannte Exemplar“, berichten Mallon und Hone. Der aktuelle Rekordhalter – ein kanadisches Fossil mit Spitznamen „Scotty“, das zu Lebzeiten wahrscheinlich 8,8 Tonnen auf die Waage brachte – hätte im Vergleich zu diesem 15 Tonnen schweren Koloss fast schon schmächtig gewirkt.

Der größte Tyrannosaurus rex aller Zeiten wäre den neuen Analysen zufolge außerdem stolze 15 Meter lang gewesen – das sind nochmal 25 Prozent mehr als der zwölf Meter lange Scotty. Damit hätte der Koloss in den obersten 0,01 Prozent der für seine Art möglichen Körpergröße gelegen.

Tatsächliche Entdeckung ist unwahrscheinlich

Ein solch gigantisches Exemplar des ikonischen Raubsauriers tatsächlich eines Tages auszugraben, ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Zum einen ist unklar, ob es wirklich jemals einen derart riesigen T. rex gegeben hat. Nur weil der Raubsaurier biologisch betrachtet so groß werden konnte, muss er das in der Praxis noch lange nicht getan haben – zum Beispiel, weil die Umweltbedingungen eine solche Größe nicht erlaubten.

Dann muss der Riese auch noch versteinert sein, was ebenfalls an ein Wunder grenzt, da er dafür direkt nach seinem Tod besonderen Erhaltungsbedingungen ausgesetzt gewesen sein muss, also zum Beispiel rasch von Sediment bedeckt wurde. Und selbst wenn diese beiden Bedingungen – die reine Existenz des Kolosses und dessen Erhaltung – erfüllt wären, dann müssten Paläontologen das Fossil immer noch finden. Bemessen daran, wie selten ein solcher Fund wäre, müssten wir dafür von jetzt an tausend Jahre lang Dinosaurier im selben Tempo ausgraben wie aktuell, wie Mallon und Hone ermittelt haben.

Den größten T. rex aller Zeiten wird die Menschheit daher in absehbarer Zeit wohl nicht ausgraben, doch die bisherigen Entdeckungen liegen gar nicht so weit davon entfernt. So ordnen die Paläontologen die größten bereits entdeckten T. rex-Fossilien immerhin in das oberste Prozent der für diese Spezies möglichen Körpermasse ein, was schließlich ähnlich beeindruckend ist. (Ecology and Evolution, 2024; doi: 10.1002/ece3.11658)

Quelle: Canadian Museum of Nature

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