Mit der Urlaubssaison kommen die Tropenviren: In Europa hat es seit Juni 2024 bereits 19 Fälle des Oropouche-Fiebers gegeben – einer zuvor nur in Südamerika verbreiteten Virus-Erkrankung. Auch für Deutschland meldet das ECDC zwei Fälle von Oropouche-Infektionen bei Reiserückkehrern. Dennoch besteht (noch) kein Anlass zur Sorge: Die Stechmücken, die dieses Virus verbreiten, gibt es in Europa nicht. Zudem verläuft die Infektion meist harmlos.
Bis vor kurzem war das Oropouche-Virus (OROV) außerhalb Südamerikas weitgehend unbekannt – und selbst dort galt es als harmlos. Denn das primär im Amazonasgebiet verbreitete RNA-Virus kann zwar Fieber, Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen sowie Magen-Darm-Beschwerden verursachen, bei bisherigen Virusvarianten heilte die Infektion aber folgenlos und ohne größere Komplikationen von selbst ab.
Seit diesem Jahr breitet sich das Oropouche-Fieber jedoch stärker als gewöhnlich aus und es gab in Brasilien einige Todesfälle. Virologen führen dies auf eine neue Virenvariante zurück, die aggressiver und ansteckender ist. Sie ist wahrscheinlich durch Rekombination zweier frühere OROV-Stämme entstanden.
Zwei Fälle auch in Deutschland
Jetzt meldet das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) erstmals auch Oropouche-Infektionen in Europa: Im Juni und Juli 2024 wurden 19 Fälle des Oropouche-Fiebers gemeldet, darunter zwei in Deutschland, zwölf in Spanien und fünf in Italien. Allerdings: Keiner dieser Infizierten hatte sich in Europa angesteckt. Es handelt sich bei allen 19 um Reiserückkehrer aus Brasilien und Kuba, wie das ECDC berichtet.
Dennoch besteht hierzulande kein Grund zur Sorge: „Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit Oropouche in Europa wird als sehr gering eingeschätzt, selbst wenn es zum Import weiterer Fälle des Oropouche-Fiebers kommt“, erklärt das ECDC. Der Grund: Das Virus wird primär durch den Biss einer nur in der Neuen Welt vorkommenden Mückenart, der Gnitze Culicoides paraensis, übertragen. Diese Spezies kommt in Europa nicht vor. Inwieweit auch europäische Gnitzen oder Stechmücken als Überträger von Oropouche geeignet sind, ist jedoch noch nicht genauer untersucht.
Keine direkte Mensch-zu-Mensch-Übertragung
Beruhigend auch: Fälle einer direkten Übertragung von Mensch zu Mensch sind bei Oropouche bisher nicht bekannt. Auch in den vom aktuellen Ausbruch stark betroffenen Gebieten in Südamerika hat es bisher keine solche Absteckungen gegeben, wie das ECDC berichtet. Nur bei schwangeren Frauen sind sechs Fälle bekannt, in denen der Erreger möglicherweise von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen wurde. Bei einer solchen pränatalen Infektion mit Oropuche kann es ähnlich wie beim Zika-Virus zu Fehlgeburten und Fehlbildungen des Fötus kommen.
Das ECDC empfiehlt allen Reisenden in Oropouche-Epidemie-Gebieten, sich verstärkt vor Mückenstichen zu schützen – was angesichts des in Süd- und Mittelamerika herrschenden Ansteckungsrisikos für andere mückenübertragene Krankheiten wie Zika oder Dengue ohnehin ratsam ist. Für schwangere Frauen gilt dies besonders. (ECDC, Threat assessment brief 9.8.2024)
Quelle: European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC)