Astronomie/Kosmologie

Wann ist es soweit?

Welche Indizien für eine baldige Explosion sprechen

Aus historischen Aufzeichnungen wissen wir, dass der Weiße Zwerg von T Coronae Borealis ungefähr alle 80 Jahre in einer Nova explodiert – das entscheidende Wort ist jedoch „ungefähr“. Denn der Abstand zwischen zwei solchen thermonuklearen Eruptionen schwankt gut 78 und gut 81 Jahren.

Weißer Zwerg
Das erste Vorzeichen für eine sich anbahnende Nova ist der Wechsel des Systems in einen helleren, wechselhafteren Zustand, verursacht durch ein intensiviertes Ansaugen von Materie durch den Weißen Zwerg. © NOIRLab/NSF/AURA/J. da Silva

Vergangene Novae als „Blaupause“

Aber woher wissen die Astronomen dann so genau, dass die nächste Nova des Weißen Zwergs unmittelbar bevorsteht? Immerhin liegt sein letzter Ausbruch erst gut 78 Jahre zurück – er ereignete sich im Februar 1946. Theoretisch könnte die nächste Nova daher auch erst 2025 oder sogar 2026 eintreten. Allerdings gibt es bestimmte Vorzeichen, durch die sich die thermonukleare Explosion eines „überfressenen“ Weißen Zwergs ankündigt. Diese Vorzeichen sind für das entsprechende Sternsystem – in diesem Fall einen Weißen Zwerg und einen nahen Roten Riesen – jedes Mal gleich.

„Die aufeinanderfolgenden Eruptionen sind bei jedem rekurrierenden Nova-System identisch“, erklärt der Astronom Bradley Schaefer von der Louisiana State University. Sowohl die Lichtkurven des Ereignisses selbst als auch die schon davor sichtbaren Veränderungen gleichen sich fast wie eine Fotokopie der anderen. Weil die beiden letzten Nova von T Coronae Borealis im Mai 1866 und im Februar 1946 von vielen Astronomen weltweit beobachtet und dokumentiert wurden, kennen wir heute die Vorzeichen bei diesem System relativ genau.

Das erste Vorzeichen: der „High State“

Das erste Vorzeichen ist ein Wechsel des Weißen Zwergs in einen aktiveren, unruhigeren Zustand. Dieser an einer größeren Helligkeit und stärkeren Lichtschwankungen erkennbare „High State“ beginnt bei T CrB typischerweise rund acht bis zehn Jahre vor der Nova. In diesem Zustand saugt der Weiße Zwerg noch mehr Material von seinem Partnerstern ab als zuvor. Die wachsende Akkretionsscheibe aus energiereichem, leuchtendem Gas lässt den Sternenrest heller erscheinen und sorgt gleichzeitig für mehr Turbulenzen und kleinere Strahlungsausbrüche.

Diesen Wechsel in den hochaktiven Zustand haben Astronomen bei T Coronae Borealis im Jahr 2015 beobachtet. „Mit dem Beginn dieses einzigartigen und charakteristischen Zustands haben viele Kollegen realisiert, dass T CrB bald ein weiteres Nova-Ereignis durchlaufen wird“, berichtet Schaefer. Zunächst wurde der Zeitpunkt dieser nächsten Nova für Mitte 2025 prognostiziert.

Lichtkurve T CrB
Lichtkurve der Nova von T Coronae Borealis im Jahr 1946. Deutlich ist der Abfall der Helligkeit (Pre-Eruption-Dimming) kurz vor der Nova-Explosion zu erkennen.© PopePompus, Data: AAVSO / CC-by-sa 4.0

Das zweite Vorzeichen: Die prä-eruptive Abdimmung

Doch Ende März 2023 bemerkte Schaefer ein weiteres Vorzeichen bei dem rund 2.700 Lichtjahre entfernten Weißen Zwerg: Er wurde plötzlich wieder dunkler. Sowohl im sichtbaren Licht als auch im Röntgen- und UV-Bereich war dieser Helligkeitsabfall klar zu erkennen, wie Beobachtungen mit verschiedenen Teleskopen bestätigten. „Dieser einzigartige und mysteriöse Prä-Eruptions-Abfall der Helligkeit ist ein klar erkennbarer Vorbote“, erklärt Schaefer. Denn das gleiche trat auch vor den vergangenen Explosionen dieses Sternenrests auf.

Das Entscheidende dabei: Die prä-eruptive Abdimmung ereignet sich bei T Coronae Borealis immer gut ein Jahr vor der Explosion. Ausgehend davon mussten Astronomen ihre Prognose für die nächste Nova des Systems deutlich nach vorne korrigieren: „Das spricht für ein Eruptionsdatum im Jahr 2024“, sagt Schaefer. Folgt der Weiße Zwerg seinem normalen Zeitplan, müsste er demnach spätestens in diesem Sommer explodieren. Streng genommen ist die Nova von T CrB sogar schon überfällig, denn seit März 2023 sind bereits eineinhalb Jahre vergangen.

„T Coronae Borealis könnte daher jeden Moment hochgehen“, sagt Schaefer. Zwar sei schwer vorherzusagen, ob es nur noch wenige Tage oder Wochen dauere, aber irgendwann in diesem Jahr sei es soweit.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Ein "neuer Stern" am Himmel
Wann kommt die Nova von T Coronae Borealis?

Ein Stern explodiert
Die Nova von T Coronae Borealis

Was ist eine Nova?
Wie das Himmelsereignis zustande kommt

Wann ist es soweit?
Welche Indizien für eine baldige Explosion sprechen

Das Rätsel der Doppel-Nova
Warum T Coronae Borealis einzigartig ist

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